Der Eiserne Rhein ist vom Tisch
Im neuen Bundesverkehrswegeplan gehören die Viersener Kurve und der Eiserne Rhein an der A 52 nicht zu den favorisierten Projekten.
Kreis Viersen. Vielen Einwohnern im Grenzland dürfte ein Stein vom Herzen fallen. Aus der Neubaustrecke für den Eisernen Rhein entlang der A 52 wird wohl nichts. Denn im Entwurf für den neuen Bundesverkehrswegeplan gehört diese Maßnahme nicht zu den favorisierten Projekten. Der Plan beschreibt, welche Investitionen das Bundesverkehrsministerium in den kommenden 15 Jahren tätigen will — auf Straßen, Schienen und Wasserwegen.
Um den Eisernen Rhein, eine Strecke für den Güterverkehr zwischen Antwerpen und Duisburg, wurde in den vergangenen Jahren viel gestritten. Im aktuellen Plan-Entwurf führen Gutachter aus, dass ein Neu- oder Ausbau der Strecke für den Güterverkehr zwar von Nutzen sei — dieser Nutzen aber die hohen Investitionskosten nicht ausgleichen könne. Diese Einschätzung gilt für drei Varianten: für den Eisernen Rhein zwischen der niederländischen Grenze über Dalheim nach Rheydt, für die Streckenführung mit „Rheydter Kurve“ und für eine Neubaustrecke von Helena-brunn in Viersen entlang der A 52 nach Roermond. Weil das Projekt nicht wirtschaftlich sei, sei es nicht in den Bundesverkehrswegeplan aufzunehmen, führen die Gutachter in ihrer Begründung aus.
Um den Verkehr zwischen Antwerpen/Zeebrügge und dem Ruhrgebiet zu verbessern, gibt es aber ein Projekt, für das es laut Entwurf einen „potenziellem Bedarf“ gibt. Der vorläufigen Beschreibung zufolge würde das Projekt voraussichtlich den zweigleisigen Ausbau zwischen Dülken und Kaldenkirchen ebenso beinhalten wie eine eingleisige Verbindungskurve in Viersen aus Richtung Venlo in Richtung Krefeld. Weil für dieses Projekt ein potenzieller und kein vordringlicher Bedarf erkannt wurde, sei es unwahrscheinlich, dass die „Viersener Kurve“ in den kommenden Jahren gebaut werde, meint der SPD-Bundestagsabgeordnete Udo Schiefner: „Diese unsinnige Idee ist vom Tisch. Das gilt mindestens bis 2030.“
Die „Viersener Kurve“ hätte für die Anwohner erhebliche Belastungen mit sich gebracht und tiefgreifende Einschnitte im Viersener Stadtbild erfordert. Er bedauere allerdings, dass es auch der zweigleisige Ausbau zwischen Kaldenkirchen und Dülken nicht in den vordringlichen Bedarf geschafft habe.
Viersens Bürgermeisterin Sabine Anemüller (SPD) erklärte gestern mit Blick auf den Entwurf, sie sehe „auch nach 2030 keine realistische Chance für die Verwirklichung dieser Schienenschneise durch unsere Stadt Viersen“. Die „Viersener Kurve“ lebe „nur noch als Wunschtraum in den Köpfen von Planern, denen die Menschen an der Strecke egal sind — und wird auch dort hoffentlich bald endgültig verschwinden“. Mit Blick auf den zweigleisigen Ausbau zwischen Kaldenkirchen und Dülken betrachte sie den Entwurf allerdings mit gemischten Gefühlen: Chancen, die damit verbunden seien, stünden nun zunächst nicht zur Verfügung. Dazu gehöre auch der erwartete Abbau der Belastung für Anwohner. Anemüller: „Hier werden wir verstärkt nach alternativen Lösungsmöglichkeiten suchen müssen.“
Nach Ansicht der CDU muss man sich von der Hoffnung auf den zweigleisigen Ausbau noch nicht verabschieden: Die Trasse sei als potenzieller Bedarf aufgenommen, könne aber weiter aufsteigen, erläuterte der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer: „Der Pferdefuß: Sie ist noch mit der ,Viersener Kurve’ verbunden. Zweigleisiger Ausbau und ,Viersener Kurve’ müssen entkoppelt werden.“ Ab Montag können Bürger und Institutionen zum Entwurf Stellung nehmen. Die Beteiligung wolle man nutzen, so Schummer, „um Verbesserungen beim Bundesverkehrswegeplan für unsere Region zu erreichen“.