Kreisversammlung Finanziell ist die Awo „fast über den Berg“
Die finanzielle Lage der Arbeiterwohlfahrt hat sich verbessert. Ein starker Partner wird weiter gesucht.
St. Hubert/Kreis Viersen. Ist die Arbeiterwohlfahrt des Kreises mit ihren 20 Einrichtungen und etwa 220 hauptberuflichen Mitarbeitern weiterhin überlebensfähig, auch nachdem sich vor Monaten die Übernahmeverhandlungen mit der Awo Mönchengladbach zerschlagen haben? Dazu nahm jetzt bei der Awo-Kreiskonferenz im St. Huberter Forum der stellvertretende Vorsitzende, Winfried Hüren (Oedt), Stellung.
Die Gefahr einer direkten Insolvenz besteht momentan nicht. Allerdings sagten Hüren und Geschäftsführer Bernd Bedronka, dass es immer noch Risiken gebe. Hüren: „Wir sind noch nicht über dem Berg.“ Bedronka ergänzte: „Wir haben aber jetzt den Gipfel klar im Blick.“
72 Delegierte aus den 15 Ortsvereinen, die etwa 1700 Mitglieder vertreten, waren nach St. Hubert gekommen. Am Anfang blieb der Stuhl des Kreisverbands-Vorsitzenden leer. Bereits im September 2013 hatte aus gesundheitlichen Gründen Rita Stein den Posten abgeben müssen. Jetzt gibt es für zunächst ein Jahr - 2016 wird der komplette Vorstand neu gewählt - einen neuen Vorsitzenden: Horst Bonus (Süchteln) erklärte sich dazu bereit. Der 73-Jährige, der der Awo bereits seit 45 Jahren angehört, ist seit 2005 Vorsitzender des Süchtelner Ortsvereins. Zu neuen Beisitzern wurden Klaus-Peter Flintrop (Viersen), Werner Winkes (Tönisvorst) und Ernst Wolf (Dülken).
Zu Beginn der Konferenz erinnerte Winfried Hüren an das Scheitern der Verhandlungen mit der Mönchengladbacher Awo (die WZ berichtete). Der Kreis-Vorstand hatte im Mai 2014 den Auftrag der Delegierten bekommen, die Zukunft der Kreis-Awo in einem stärkeren Verbund sicherer zu machen und entsprechende Gespräche zu führen. Als eventueller Partner hatte man sich dann an Mönchengladbach gewandt. Unerklärlich blieb für Hüren, warum im Dezember 2014 Mönchengladbach die Gespräche für beendet erklärte und sich zurückzog. Nach wie vor ist die Awo des Kreises Viersen auf der Suche nach einem starken Partner. „Dieser muss nicht die Awo sein, auch das DRK oder eine andere Einrichtung sind denkbar“, sagte auch einer der vier Innen-Revisoren, Sigrid Deiters.
Als Glücksfall wurde von Hüren und Bedronka der Verkauf der lange defizitären Vorster „Residenz“ an die Lebenshilfe herausgestellt. In seinem Rückblick erinnerte der Geschäftsführer an die vielen organisatorischen und personellen Veränderungen. Er sprach die Unsicherheiten einiger Mitarbeiter und die Fluktuationen in ihren Reihen an. „Allerdings wurde viel mit Lügen und Halbwahrheiten gearbeitet“, kritisierte der Geschäftsführer, der selbst auch im Fokus gestanden hatte. Hüren: „Wir wurden von der anderen Seite massiv bearbeitet, Bedronka aus der Verantwortung zu nehmen.“
Wie genau die Awo derzeit finanziell dasteht, konnte nicht gesagt werden. So ist immer noch nicht der Jahresabschluss von 2012 genehmigt. Die Zahlen von 2013 wurden vom Kreis—Vorstand erst im April genehmigt und somit wird mit dem Abschlussergebnis 2014 erst in den nächsten Monaten gerechnet. Bedronka fasste lediglich zusammen, dass man 2013 und 2014 eine schwarze Null geschrieben habe und dass die Liquidität der Awo vor wenigen Tagen rund 424 000 Euro betragen habe. Der Geschäftsführer meinte weiter: „Wir haben die Talsohle durchwandert und werden langfristig im schwarzen Bereich bleiben.“
Geschäftsführer Bernd Bedronka nannte ferner einige neue Projekte, die unlängst angeschoben werden konnten. Der ausgebaute Kindergarten „Lummerland“ in Breyell gehört dazu oder das Tönisberger Beratungsbüro, in dem rund um die Pflege informiert wird.