Im alten Bürgermeisteramt gibt es bald Kaffee und Kuchen
Silke Beckstedde will in dem Gebäude ein Café eröffnen. Noch wird das Haus umgebaut.
Brüggen. Die Windbeutel sind mit Pflaumensahne gefüllt, in tönernen Bechern mit Dohlen-Emblem wurde Streuselkuchen gebacken. Häppchen wie diese boten Silke Beckstedde und ihre künftige Mitarbeiterin Iris Helmer gestern Bürgermeister Frank Gellen an, der mit Beckstedde die Planung für das Bürgermeisteramt vorstellte. Häppchen wie diese soll es bald im Bürgermeisteramt geben, wenn Beckstedde das Haus umgebaut hat.
Im Erdgeschoss will die Diplom-Ingenieurin der Fachrichtung Innenarchitektur ein Café betreiben, das Obergeschoss privat nutzen. Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung, die bislang im alten Bürgermeisteramt ihre Büros hatten, ziehen nach nebenan. Dort wird gerade das Haus an der Marktstraße 3 renoviert. Es gehört den Gemeindewerken, die es an die Gemeinde vermieten. Damit bleibt dem Dohlendorf eine Nebenstelle des Brüggener Rathauses erhalten. Dort sollen die Dorfbewohner all die Dinge erledigen können, die man auch beim Bürgerservice in Brüggen erledigen kann. Gleichzeitig erhält das Bürgermeisteramt an der Marktstraße 1 eine neue Nutzung.
Der Gemeinderat stimmte in seiner jüngsten Sitzung zu, mit Beckstedde einen Erbbaurechtsvertrag zu schließen. Dabei verpflichtete sie sich, das Erdgeschoss des Bürgermeisteramts einer „öffentlich zugänglichen Nutzung zuzuführen“. Dies will sie durch das Café gewährleisten, in dem auch kulturelle Veranstaltungen geplant sind. Ein Kneipenbetrieb ist nicht vorgesehen.
Auch über eine traditionelle Nutzung wurde schon gesprochen: Sollte Bürgermeister Gellen das alte Rathaus am Altweiberdonnerstag gegen die Möhnen verteidigen müssen, hat Beckstedde nichts dagegen.
Bislang waren der Bürgerservice für Bracht und das Sozialamt der Gemeinde in dem Gebäude untergebracht, das in den 1820er-Jahren errichtet wurde und einen älteren Vorgängerbau ersetzte, an den heute noch ein alter, tonnengewölbter Kellerteil erinnert. Über die Zukunft des denkmalgeschützten Hauses war in den vergangenen Monaten viel diskutiert worden. Es barrierefrei umzubauen, hätte einer Schätzung zufolge eine sechsstellige Summe gekostet.
Für den nötigen Brandschutz rechnete die Gemeinde mit einem fünfstelligen Betrag. Die Verwaltungsnebenstelle in Bracht einfach zu schließen, sei aber nie infrage gekommen, betonte Bürgermeister Gellen gestern. Die Gemeinde wollte sicherstellen, dass das historische, für den Ortsteil Bracht bedeutsame Gebäude für die Bürger zugänglich bleibt.
Dann fanden Gemeinde und Beckstedde „eine für mich optimale Lösung“, wie Gellen erklärte — Verwaltung ins Haus der Gemeindewerke, Café ins Bürgermeisteramt. Für die Gemeinde ist das finanziell vorteilhafter, wie Gellen betonte: Sie muss sich nicht mehr um die Abschreibungen kümmern, die bislang für das alte Gebäude zu Buche schlugen, sondern wird bei den Gemeindewerken Mieter.
An der Marktstraße 3 wird eine Behindertentoilette eingebaut, die 24 Stunden am Tag für Behinderte mit einem speziellen Schlüssel offen steht und auch bei Veranstaltungen im Bürgersaal genutzt werden kann.
Die Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung sollen nach den Herbstferien umziehen, dann übernimmt Beckstedde das Gebäude. Sie rechnet mit zehn bis zwölf Wochen Umbau. Weil sie das Obergeschoss privat nutzt, muss sie nicht so hohe Brandschutzauflagen erfüllen, wie sie die Gemeinde für eine öffentliche Nutzung hätte erfüllen müssen. Das gilt auch für die Barrierefreiheit: Nur das Erdgeschoss wird für das Café so umgebaut, dass es für Rollstuhlfahrer nutzbar wird. Durch ein Tor zur Königstraße können Menschen mit Rollstuhl oder Kinderwagen ins Gebäude gelangen, in dem ebenfalls eine behindertengerechte Toilette eingebaut wird.
Für den Umbau will Beckstedde örtliche Unternehmen beauftragen, außerdem hofft sie auf tatkräftige Unterstützung von Brachtern — etwa bei der Demontage oder beim Streichen.
Im „Café Bürgermeisteramt“ sollen möglichst bald Brot, Brötchen und Kleinbackwaren verkauft werden, die der Brachter Bäckermeister Erich Lehnen liefert. Damit soll zunächst die Backwaren-Lücke im Ortskern geschlossen werden.