Jugendliche lernen, Süchte frühzeitig zu erkennen

Die Katholische Kirche und Nettetals Streetwork arbeiten mit Hauptschülern.

Foto: Von den Bruck

Nettetal. Ein Stück Seife oder ein Videospiel können ebenso gut wie eine Dose Coca-Cola zur Sucht führen. Zwei Tage lang beschäftigten sich Nettetaler Hauptschüler mit der Thematik in einem Projekt, das der katholische Kirchengemeindeverband Nettetal mit den Jugendzentren und Streetworkern initiiert hatte. Der Fachbereich Kirchliche Jugendarbeit der Region Kempen-Viersen hatte an der Umsetzung mitgewirkt. Das Projekt richtete sich unmittelbar an die Schüler der letzten Hauptschulklasse, also die Schulabgänger dieses Jahres.

Ziel des zweitägigen Projektseminars war es nach Angaben von Sonja Feller, „den Jugendlichen die Entwicklung ihrer persönlichen und sozialen Kompetenzen“ zu vermitteln. Es ging darum, mit ihnen über Ziele für die eigene Zukunft zu sprechen und ihnen die Auseinandersetzung mit potenziellen Gefährdungen näher zu bringen, fügte die Jugendbeauftragte des Fachbereichs Kirchliche Jugendarbeit hinzu.

In dem Seminar beschäftigten die Jugendlichen sich intensiv mit einem ganzen Bündel von Themen, die von Aggression über Sucht und Sex zur Freundschaft führten. „Wir orientieren uns nicht an Schule. Vielmehr wollen wir erreichen, dass die Jugendlichen durch Erleben lernen“, erklärte die Sozialpädagogin Eva Cappel.

Aus einem „Sucht-Sack“ fischten die Jugendlichen allerlei Gegenstände heraus, die symbolhaft dafür stehen, was zur Sucht führen könnte. Der 16-jährige Christopher holte ein Stück Seife aus dem Sack. Er hatte sofort eine Assoziation. Waschzwang kann eine Sucht werden“, sagte er. Der 17-jährige Simon wiederum entdeckte in dem Sack ein Videospiel. Die jungen Leute diskutierten darüber, dass solche Spiele manche Menschen, und zwar nicht nur Jugendliche, dazu verführen können, stundenlang vor einem Monitor zu hocken und unentwegt zu spielen. Dabei verlieren sie mitunter den Sinn für Realitäten. Soziale Kontakte büßen an Intensität ein.

Zuvor behandelte Anti-Gewalt Trainer Semi Ayadi die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Gewalt. Mitunter werde das Gewaltpotenzial von Vorgängen gar nicht richtig erkannt. „Für mich ist schon Mobbing eine Art von Gewalt“, meinte der Hauptschüler Sebastian.

Die Schüler machten sehr engagiert mit und brachten sich persönlich in das Seminar ein. Viele berichteten von eigenen Erfahrungen, mit dem Thema Sucht oder auch Aggression.