Kampf um Neurologie sorgt für Ärger
Eigentlich hatten sich die Krankenhäuser im Kreis geeinigt. Doch nun stellte auch Nettetal einen Antrag, das AKH Viersen zog nach.
Kreis Viersen. Das Allgemeine Krankenhaus Viersen (AKH) und das Städtische Krankenhaus Nettetal wollen beide eine neurologische Abteilung mit 40 beziehungsweise 30 Betten aufbauen. Beide Krankenhäuser — Nettetal im Sommer, AKH im September — haben beim Land NRW einen Antrag gestellt. Und sie sind im Kreis Viersen nicht die einzigen Bewerber: Auch das Hospital zum Heiligen Geist in Kempen und die Alexianer Tönisvorst haben einen Antrag auf eine Neurologie gestellt. Damit ist nach dem Buhlen um die Geriatrie vor knapp zwei Jahren im Kreis erneut ein Konkurrenzkampf um eine medizinische Fachabteilung entbrannt.
Pikant: Für den Krankenhausrahmenplan 2015 hatte die Arbeitsgemeinschaft der Krankenhäuser im Kreis Viersen (Arge) für den Abbau von 300 Betten und für die Verteilung der Fachabteilungen einen Konsens erzielt. Teil der Übereinkunft war, dass Kempen und Tönisvorst einen Antrag auf Neurologie stellen, um ihre Früh-Reha zu erhalten und auszubauen.
Teil des Konsenses war auch, dass die Alexianer Tönisvorst angekündigt hatten, ihre noch immer offene Klage gegen die Geriatrie-Vergabe an das St.-Irmgardis-Krankenhaus Süchteln zurückzuziehen, wenn sie den Zuschlag für eine Neurologie bekommen. Unter diesem Gesichtspunkt hatte das AKH — zu 49 Prozent am St. Irmgardis beteiligt — von einem eigenen Neurologie-Antrag abgesehen.
Jörg Schneider, Geschäftsführer des Städtischen Krankenhauses Nettetal, war bei dem Konsensgespräch Ende 2015 nicht anwesend. Er war von Oktober 2015 bis Januar 2016 Geschäftsführer von St. Josef Moers, kehrte dann aber im Februar nach Nettetal zurück. „In der Krankenhausrahmenplanung geht es um Strukturen. Für den Viersener Ostkreis sehen wir in der Neurologie eine Unterversorgung“, sagt Schneider. Nettetal hat bereits eine Fachärztin für Neurologie eingestellt.
„Durch den Antrag aus Nettetal wurden die Karten neu gemischt“, so AKH-Geschäftsführer Thomas Axer: „Sollte die Bezirksregierung ernsthaft über neurologische Betten im Kreis Viersen nachdenken, ohne uns zu berücksichtigen, würde uns das sehr ärgern.“
Mitbewerber Michael Wilke, Geschäftsführer der Alexianer Tönisvorst und Krefeld, bedauert, dass durch den Nettetaler Antrag ein guter Kompromiss zunichte gemacht worden sei: „Jetzt ist das Gesamtpaket aufgeschnürt und es wird vermutlich vor der Landtagswahl nicht mehr entschieden.“