Grefrath War der beliebte Lehrer Kamp ein „Prügelpädagoge“? Aber ja!
Am Dienstag stellte Autor Elmar Terhorst sein Werk über das Leben und Wirken des Grefrather Lehrers in der Volksbank vor.
Grefrath. Es war ein Abend im Dezember 2010. Elmar Terhorst und Horst Hildebrand spielten Schach. Terhorst machte einen Fehler, vernachlässigte seine Abwehr. Sein Gegenspieler sagte dazu nur „Du Stiesel“. Das hatte auch oft ihr gemeinsamer Volksschullehrer Adolf Kamp zu den Schülern gesagt, die irgendetwas nicht richtig gemacht hatten. Die Beiden erinnerten sich an dem Abend noch lange an ihren Lehrer. Daraus machte Elmar Terhorst nach jahrelanger Recherche eine Art Biographie über Kamp, der von 1907 bis 1981 gelebt hat. Gestern wurde das 392-seitige Werk vorgestellt.
Neben Verleger Stefan Kronsbein war auch sein früherer Mitschüler Horst Hildebrand (53), ein Ur-Grefrather, als Impulsgeber des Autors da, als Volkswirt Terhorst (54) am Dienstag in der Grefrather Volksbank das Buch präsentierte. Die Beweggründe des in Krefeld wohnenden Autors: „Aus Dankbarkeit zu Adolf Kamp, dem ich, nach meinen Eltern, das meiste verdanke und der meinen Lebensweg geprägt hat.“
Seine Recherchen dauerten rund vier Jahre, von Anfang 2011 bis Ende 2014. Dieser Zeit schlossen sich noch einmal weitere 17 Monate mit der Feinarbeit am Manuskript an. Terhorst erinnert in der Biographie unter anderem an die Zeiten, als das Generalvikariat Adolf Kamp, der damals mitten im Theologiestudium war, 1929 aus dem Priesterseminar entließ: Solle er sich doch einen passenderen Beruf aussuchen. Es hatte wohl beim Religionsunterricht Ärger und unterschiedliche Auffassungen gegeben.
Danach war Kamp sogar als Hilfsredakteur bei einem Verlag beschäftigt, ließ sich später bei einem Lehrlingsentgelt von zuerst monatlich 32 Reichsmark zum Bankangestellten ausbilden und studierte nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgreich an der Pädagogischen Akademie in Aachen. Die Lehrerprüfungen schaffte er 1946 und 1948 teilweise mit ausgezeichneten und guten Noten.
Adolf Kamp war bereits Anfang 1947 als Lehramtsanwärter nach Grefrath gekommen, er lehrte dort bis 1975. Neben seinen akribischen Recherchen, auch über die Lebensumstände, die nach dem Krieg auch in Grefrath herrschten, stellt der Autor in seinem Buch auch die Frage, ob Kamp ein „Prügelpädagoge“ gewesen sei? Aber ja! Tenhorst erinnert sich auch aus anderen Erzählungen: „Kamp bekannte sich immer dazu, es sei besser, die Kinder lernen aus Angst vor dem Stock das Einmaleins, als dass sie es gar nicht lernten.“
Wie im Lehrerkollegium allgemein soll Kamp keinen Hehl daraus gemacht haben, nicht nur Prügel anzudrohen, sondern diese bei „Regelverstößen“ auch zu vollziehen. So habe er ein „stattliches Arsenal“ an Prügelstücken gehabt. Im Normalfall soll es, so der Autor, in der Oberklasse zwölf Schläge auf den Hosenboden alternativ sechs Schläge auf die Hände gegeben haben. Wurde jemand beim Rauchen erwischt, gab es gleich das doppelte Strafmaß.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, soll, so Terhorst, Kamp von den Schülern als gerecht und niemals nachtragend beschrieben worden sein. Der Autor fasst zusammen: „Kamp ist den meisten Schülern als zwar prügelnder, doch als berechenbarer und gerechter Lehrer in Erinnerung geblieben.“ Aufgrund seiner Züchtigungen erhielt Kamp 1958 eine Disziplinarstrafe, stand damit unter einer besonderen Beobachtung.
Terhorst erwähnt im Buch auch, dass Kamp in anderen Bereichen ein pädagogisches Geschick hatte, den Schülern Wissen zu vermitteln. Ende des Schuljahres 1974/75 schied Kamp am 30. August 1975 nach über 28 Jahren aus dem Schuldienst aus. Sechs Jahre sollte er noch leben, bevor er bei einem Unfall 1981 starb.