Kempen 180 Eier wollen bewundert werden
Neben kunstvoll gestalteten Eiern geht es in der neuen Ausstellung im Kramer-Museum auch um Sitten und Bräuche rund um die Osterzeit. Wie das Osterwasser und den Einzug Jesu in Jerusalem.
Kempen. Dass zu Ostern bunte Eier gesucht werden, weiß ja jedes Kind. Aber dass es noch viele weitere Sitten und Bräuche rund um das höchste christliche Fest und die Tage davor gibt, kann man zurzeit im Kramer-Museum im Kulturforum Franziskanerkloster entdecken. Am Sonntag ist dort die Ausstellung „Osterzeit — Bräuche von Palmsonntag bis Auferstehung“ eröffnet worden.
Die Schau besteht aus zwei Teilen: Im vorderen Bereich der Räume geht es um die Zeit von Palmsonntag bis zur Osternacht. „Der Einzug Jesu in Jerusalem wird heute noch mit Palmprozessionen begangen“, sagt Monika Lennartz über den Palmsonntag. Die Sammlerin und Kunsthandwerkerin hat ihre Exponate zur Verfügung gestellt und die Schau zusammen mit Doris Morawietz, Kuratorin des Kramer-Museums, vorgestellt. In einigen Teilen Deutschlands wurde bei der Palmprozession ein Esel mitgeführt — erst ein echtes Tier, später eines aus Holz. „Derjenige, der den Holz-Esel zog, hatte immer etwas abzubüßen“, erklärt Monika Lennartz.
Einen Palmstock mit Buchs und bunten Bändern an Palmsonntag zu tragen, kennt man in unserer Gegend. Aus Kleve stammt der Brauch, an den Stock „Palmmösskes“ zu stecken. Die kleinen Gebäckstücke in Form eines Vogels sehen nicht nur nett aus — später können sie beim Kaffee auch noch verzehrt werden.
Beim Thema Auferstehung und Osterfest kann man Flaschen für Osterwasser sehen. „Das Osterwasser wird am Ostermorgen geschöpft“, erklärt Lennartz. Junge Mädchen gehen mit der Flasche schweigend zu einem fließenden Gewässer und holen das Wasser, das man dann weihen lässt. Dies soll eine besondere Heilswirkung haben. „Es ist überliefert, dass sich die Jungen auf die Lauer legten, um die Mädchen zum Sprechen zu bringen“, weiß Lennartz.
Im hinteren Bereich steht das Ei im Mittelpunkt. 180 kleine und größere ovale Kunstwerke geben einen Überblick über die Bräuche rund ums Ei aus unterschiedlichen Zeiten und Regionen der Welt. In einer Vitrine erhält man einen Einblick in die große osteuropäische Tradition des Verzierens, unter anderem mit Bukowina-Eiern aus Rumänien und russischen „Lackeiern“. Mit Flitter und Folien sind die oberösterreichischen „Weihnachtseier“ gestaltet — Repliken des späten 19. Jahrhunderts. „Dabei habe ich wunde Finger gehabt“, sagt Monika Lennartz und zeigt ein Emu-Ei mit Gold- und Silberdrahtarbeiten.
Die Kunsthandwerkerin hat die Klosterarbeiten-Technik des Waldsassener Zisterzienserklosters von Adalbert Eder nachempfunden. Der Spätberufene war vor seinem Klosterleben Seiler gewesen und konnte mit den filigranen Draht-Arbeiten nichts anfangen, weshalb er mit stärkeren Drähten gearbeitet hat. Was nun leicht und filigran aussieht, ist sehr fest und daher auch so schwer zu bearbeiten. „50 bis 60 Arbeitsstunden habe ich daran gearbeitet“, sagt Lennartz über ihr aufwendigstes Objekt.
Von verspielten Biedermeier-Eiern bis hin zu raffinierten Gebetseiern, die ein Schriftband enthalten, das man aufrollen kann, gibt es in den Museums-Vitrinen so einiges zu betrachten. Auch kann man sich ansehen, welche unterschiedlichen Größen von Eiern Vögel - vom Sittich bis zum Strauß — so legen.
Begleitet werden die volkskundlichen Objekte von Kupferstichen, Lithographien und einer Radierung aus dem Bestand des Kramer-Museums, die die Themen von Palmsonntag bis zur Auferstehung behandeln. Gemälde aus dem Bestand des Museums thematisieren das Leiden und Sterben Christi. Die sehr unterschiedlichen dargestellten Kreuzigungsszenen stammen aus der Zeit vom 16. bis 20. Jahrhundert und sind seit mindestens 20 Jahren nicht mehr gezeigt worden.