Kempen Altstadt-Geflüster: Abrissbagger leistet ganze Arbeit

Von lahmen Mühlen-Flügeln, guten Taten und ungeplantem Urlaub für einen Augenarzt berichtet der Altstadtflüsterer.

Kempen. Vom Abriss des Eckhauses Ellenstraße/Hessenwall ist schon seit einigen Monaten die Rede. Nun rollen seit einigen Tagen tatsächlich die Abrissbagger. Und diese haben bereits ganze Arbeit geleistet. Das Ausmaß wird am besten deutlich, wenn man das Grundstück von der Mühle am Hessenring aus betrachtet. Diesen Ausblick kann nicht jeder genießen, weil die Mühle bekanntlich nicht öffentlich zugänglich ist. Mit freundlicher Hilfe des Kempener Denkmalpflegers Karl-Josef Schaaff durfte WZ-Fotograf Kurt Lübke die Mühle besteigen und von dort klasse Fotos der Baustelle machen. Nach dem Abriss des früheren Heitzer-Geschäftes wird ein privater Investor an der markanten Stelle in der Altstadt einen Neubau mit Wohnungen errichten. Der Komplex soll Mitte 2018 fertig sein.

Foto: Lübke

Da WZ-Fotograf Kurt Lübke ohnehin auf der Mühle war, brachte er gleich eine interessante Information mit in die Redaktion. Die Mühle am Hessenring muss sich nämlich einer kleinen Schönheitsreparaturunterziehen. Einer der vier Flügel „lahmt“ ein bisschen, nachdem ihm der Sturm vor einigen Wochen zugesetzt hat. Die Folge: Am Ende eines Flügels sind einige Querhölzer abgebrochen.

Foto: Reimann

„Diese haben in etwa die Stärke einer Dachlatte“, erläutert Karl-Josef Schaaff vom Amt für Denkmalwesen. Die Reparatur sei deshalb keine große Sache. Solche Schäden kommen laut Schaaff „alle paar Jahre“ mal vor. Die Reparatur übernimmt die Tönisberger Firma Klinkenberg, die sich mit solchen Arbeiten ausgekennt und die sich auch um die Bockwindmühle im Bergdorf kümmert. Die Mühle am Hessenring ist durch den Schaden übrigens überhaupt nicht gefährdet: Denn die tragende Konstruktion ist von dem Schaden nicht betroffen.

Die Kempener Denkmalschützer tun, was sie können, um solche Witterungsschäden an der Mühle so gering wie möglich zu halten. „Alle paar Monate werden die Flügel um eine viertel Umdrehung weitergedreht“, sagt Schaaff. Dadurch soll vermieden werden, dass immer dieselben beiden Mühlenflügel oben stehen und damit besonders stark der Witterung ausgesetzt sind.

Nach einigen Verzögerungen hatte im Spätsommer 2016 die Sanierung des Nachbargebäudes der Volksbank an der Burgstraße begonnen. Dass es auch danach noch einige Überraschungen gab, schilderte Vorstand Helmut Thönes jüngst bei der Bilanzpressekonferenz. So machte die Waschbetonfassade erhebliche Probleme. Die Platten waren so fest einbetoniert, dass sie kaum runter zu bekommen waren. Mit dem im Haus arbeitenden Augenarzt mussten deshalb Zeiten vereinbart werden, in denen der Stemmhammer mal Pause machte, damit er sich rüttelfrei seinen Patienten widmen konnte. Zudem konnte er zu einem zusätzlichen Urlaub bewogen werden. Die Mieter im Haus lehnten dagegen das Angebot ab, in der Bauphase Ferienwohnungen zu beziehen. Statt dessen stellten sie sich gegenseitig die Badezimmer zur Verfügung. Nach Fertigstellung des Projektes wird es in dem Gebäude neben den drei vorhandenen Miet-Wohnungen zwei zusätzliche im Dachgeschoss geben.

Verlassen wir kurz die Altstadt für eine Meldung nach dem Motto „Schön, dass es so etwas auch gibt“: Gegen Ende des vergangenen Jahres hat sich eine Besucherin des Schwimmbads Aqua-Sol dort besonders gut aufgehoben gefühlt. „Ich bin 87 Jahre alt und habe mich überreden lassen, nach über 20 Jahren mal wieder ins Schwimmbad zu gehen und einen Gymnastikkurs zu besuchen“, flüstert die Seniorin, die nicht genannt werden möchte. „Ich wusste gar nicht mehr, wie es dort aussieht. Als ich rein kam, war die Treppe zu den Umkleiden gleich die erste Hürde“, berichtet die alte Dame. Doch dann erlebte sie eine Überraschung. „Ohne, dass ich danach fragen musste, kam ein anderer Badegast und half mir mit dem Rollator“, sagt die WZ—Leserin. Wenig später kam ihr dann ein zweiter Besucher zu Hilfe. „Am Eingang habe ich einen Chip bekommen und dachte, dieser sei für den Spind. Er war aber für den Ausgang gedacht und ich hatte keinen Euro bei mir, um meine Sachen einzuschließen. Ein Mann am anderen Ende des Ganges hat das mitbekommen und mir einen geschenkt“, erzählt die Seniorin. Als sie das Bad später wieder verlassen wollte, wurde ihr der Rollator dann von einer dritten Person wieder herunter getragen. „Von so viel Hilfsbereitschaft war ich wirklich überwältigt. Gerade in solchen Zeiten ist es wichtig, auch mal auf die positiven Dinge aufmerksam zu machen“, so die WZ-Leserin.

Jede Menge Personal ist nötig, um am 11. Juni den Altstadtlauf zu organisieren. Die Vereinigte Turnerschaft (VT) Kempen braucht dafür alleine 70 Streckenposten. Diese sollen den Teilnehmern die Richtung anzeigen und gleichzeitig die Strecke sichern. Die Helfer werden zwischen 11 und 17 Uhr jeweils für zwei Stunden eingesetzt. „Auch Nicht-Vereinsmitglieder können helfen“, sagt Organisator Lothar Bunzel. Besonders beliebt sei es bei Jugendlichen, den Job zu zweit zu machen. Wer helfen möchte, sollte sich möglichst kurzfristig bei Lothar Bunzel, Tel. 02152/2180, E-Mail: lothar.bunzel@web.de, melden. Unterstützung könnten auch die Helferinnen der VT-Cafeteria brauchen. Sie würden sich über Kuchenspenden freuen. Damit alles gut geplant werden kann, sollten Kuchenspenden bis zum 1. Juni angekündigt werden: telefonisch unter 02152/8945970 oder per E-Mail an info@vt-kempen.de. www.vt-kempen.de