Arbeitsvermittler aus Grefrath und Venlo bereiten Flüchtlingen vor „Grenzjobs“: Fit für Beruf und Gesellschaft

Grefrath/Venlo · Arbeitsvermittler aus Grefrath und Venlo wollen Flüchtlinge auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes vorbereiten. Mit von der Partie ist Eckhard Klausmann mit seinem Unternehmen „VidA“.

Flüchtlinge müssen auf dem deutschen und niederländischen Arbeitsmarkt hohe Anforderungen erfüllen.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Die Ausgangslage ist auf deutscher und niederländischer Seite ähnlich. Es gibt genügend Arbeitsplätze, aber zu wenige Menschen, die den Ansprüchen an den jeweiligen Job gerecht werden. Im Wirtschafts-Deutsch heißt das dann gerne Fachkräftemangel. Eckhard Klausmann und Bart Kuntzelaers wollen diesem Mangel an Arbeitskräften nun entgegentreten. Mit dem grenzüberschreitenden Interreg-Projekt „Grenzjobs“ sollen vor allem geflüchtete Menschen für den Arbeitsmarkt fit gemacht werden. „Sie sollen sich als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft fühlen können“, ergänzt Klausmann.

Er und Kuntzelaers haben sich über einen gemeinsamen Kontakt bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises Viersen kennengelernt. Klausmann war schon früh während der Flüchtlingskrise in Grefrath aktiv. Aus seinem ehrenamtlichen Projekt „Grefrath hilft“, das immer noch existiert, ist im Herbst 2018 das Unternehmen „VidA“ (Vermittlung in den Arbeitsmarkt) entstanden. Eine ähnliche Arbeit führt Bart Kuntzelaers in Venlo aus. Die Stiftung „Groen Licht“ (Grünes Licht) wird zur Hälfte von der Stadt Venlo und zur anderen über Interreg-Fördermittel finanziert. Auf deutscher Seite finanziert sich das Klausmann-Projekt ebenfalls zu 50 Prozent über den für ein Jahr bewilligten Interreg-Zuschuss der EU. Die andere Hälfte finanziert Klausmann als zertifizierter Arbeitsvermittler über das Jobcenter des Kreises Viersen.

„Vielen Menschen mit Migrationshintergrund fehlt es einfach an grundsätzlichen Voraussetzungen. Da wäre zunächst die Sprache“, berichtet Kuntzelaers von den Erfahrungen auf niederländischer Seite. Mithilfe des Projektes, das auf einer Methode aus der niederländischen Stadt Zoetermeer (in der Nähe von Den Haag) basiert, sollen diese Voraussetzungen verbessert werden. Dafür suchen Klausmann und Kuntzelaers nahezu permanent Ehrenamtler. „Das Beispiel Zoetermeer hat viel Kraft entwickelt“, so Kuntzelaers. In der Stadt mit rund 125 000 Einwohnern kümmern sich nach seinen Angaben rund 1000 Ehrenamtler um etwa 7000 Menschen mit Migrationshintergrund.

In Grefrath denkt Eckhard Klausmann da natürlich kleiner, aber auch dafür wird ehrenamtliches Engagement gebraucht. So unter anderem Sprachlehrer, aber auch fachspezifische Lehrkräfte – vor allem für Mathematik. „Ebenso denke ich an berufsspezifische Fachkräfte, zum Beispiel an ehemalige Gärtner oder Kraftfahrer“, ergänzt Klausmann. Denn bei der Arbeitsvermittlung spiele das Beherrschen von Fachbegriffen aus der jeweiligen Branche eine ebenso wichtige Rolle wie die deutsche Sprache selbst. Eine Erkenntnis, die Bart Kuntzelaers auch für die Niederlande bestätigen kann.

Und warum ist dieses Projekt eigentlich grenzüberschreitend angelegt? „Wir versprechen uns eine Vergrößerung des Portfolios, sowohl für die Unternehmen als auch für die potenziellen Arbeitnehmer“, sagt Klausmann. Bei mehreren Themen – Bildung, soziales Netzwerk, Gesundheits- und Finanzthemen – bräuchten die Geflüchteten Hilfe und da sei die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden einfach sinnvoll. „Und warum sollte ein Flüchtling mit Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis nicht in Grefrath wohnen und in Venlo arbeiten“, so Klausmann. So ein Projekt trage auch dazu bei, bürokratische Hürden abzubauen.

Beim Stichwort Bürokratie haben die beiden Arbeitsvermittler auch Gemeinsamkeiten entdeckt. „Man muss die Menschen an die Hand nehmen und die ersten bürokratischen Hürden gemeinsam überwinden“, so Klausmann. Erst jüngst habe er eine Frau aus einer Flüchtlingsfamilie für den Beruf als Tagesmutter begeistern können. „Und dabei gibt es eine Menge an Vorschriften zu beachten, die ich selbst nicht vollständig nachvollziehen kann. Aber wenn der erste Schritt gemacht ist, kommt der nächste ganz von selbst“, schildert Klausmann seine Erfahrungen aus der Grefrather Flüchtlingsarbeit.

In der Niersgemeinde leben laut Klausmann zwischen 220 und 250 Flüchtlinge. Für das aktuelle Projekt schätzt er, dass zwischen 75 und 100 Menschen dafür infrage kommen. „Wie bei ,Grefrath hilft’ sprechen wir aber nicht nur Flüchtlinge an“, macht Klausmann deutlich. Deutsche, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben, seien ebenso in der Zielgruppe. „Wir vermitteln zwischen Unternehmen und potenziellen Arbeitnehmern und stellen ein Bindeglied zur Agentur für Arbeit dar“, so der Grefrather. Kollege Bart Kuntzelaers aus Venlo nickt: „So kann man es zusammenfassen.“