Grefrath Auf dem kurzen Weg nach Afrika

Bei der „Wassermusik“ im Grefrather Hallenbad lieferte Sonja Kandels mit ihrer Band am Freitagabend ausgezeichneten Afrojazz.

Grefrath: Auf dem kurzen Weg nach Afrika
Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Afrika lag am Freitagabend nur wenige Autominuten entfernt. Sonja Kandels und Band gastierten mit „African Dream“ im Grefrather Hallenbad. Die jüngste Auflage der Konzertreihe Wassermusik gefiel als bunte Melange vom schwarzen Kontinent. Rund 100 Gäste erlebten einen kurzweiligen Abend von bemerkenswerter Musikalität.

Sonja Kandels aus Kempen, Tochter eines Entwicklungshelfers, kam schon in jungen Jahren viel in der Welt rum. Niger, Afghanistan und Kamerun waren einige Stationen, die die schwarzgelockte Weiße heute besingt. Nicht auf Englisch oder Deutsch, sondern in afrikanischen Dialekten bringt sie Balladen und Up-Beat-Nummern zu Gehör, stets mit großer Authentizität. In der Tat erklärt dieser vorsichtig zu gebrauchende Begriff eben jene Faszination, die an diesem Abend von einer Hallenbadseite auf die andere schallwellenmäßig herüber plätschert.

Ein Hoch auf Afrojazz! So bezeichnet Kandels selbst ihren Stil, während ihn andere Weltmusik oder Stilmix nennen mögen. Ihr zur Seite stehen dabei vier erlesene Musiker sowie — bei einigen Titeln — vier Background-Sängerinnen.

Die Optik macht wie auch die Musik großen Spaß: bodenlange Kleider aus afrikanischen Stoffen, lebensfroh und bunt wie der Frühling. Ganz klar: Hüftschwung, knallige Farben und teils bezaubernd-fremde Klänge brachten so manche Kopfreise ins Rollen. Während im Hintergrund Fotos von Afrikanern, Tieren und Landschaften auf eine Leinwand projiziert werden, rahmt gedimmtes Licht den musikalischen Vortrag würdig ein.

27 Grad Raumtemperatur und die hohe Luftfeuchte bereiten auf das vor, was da ins Ohr will: ehrliche Afrikaklänge, wahrer Weit-weg-Sound. Unterdessen sprießt draußen der zarte Frühling, innen geht’s heiß her: dezente Basslinien und ein Schlagwerk, das die Percussion nicht scheuen muss.

Die Ballade „Throw it away“ enthält weniger die ausgeprägte Rhythmik und Melodik der schnelleren Stücke, dafür aber eine glockenklare Botschaft wie aus einem anderen Universum. Auf seicht-leichtem Pianoteppich gebettet, erschleichen sich Percussionist Awale Ouro Akpo (Togo) und Drummer Harald Engenhag mit zartstarker Arbeit die Gunst der Zuhörer, worauf sich der Bass (großartig: Stefan Rademacher) und Frontfrau Kandels die Klangklinke in die Hand geben: Gefühle ferner Welten gepaart mit deutschem Timing.

Jörg Tichelkamp, Badleiter

Dann der Auftritt der vier Sängerinnen: „Amaibuo“ stimmen sie im Kanon an, führen ihn polyphon aus, lassen ihn schon unverstärkt sehr kraftvoll bis zur gefühlten Trance erstrahlen. Allein als das Publikum mitsingen soll, zeigt sich, dass es Deutsche sind: Eher verhalten als fest erklingen die Stimmen, falsche Scham vor echter Lebensfreude. Dafür ziehen Kandels und Co. die Show durch, starten Mitsing-Spiele voller Musikalität und Sexappeal.

Ein Hauch von Pink Floyd liegt unter der Hallenbaddecke, etwas Singer-Songwriter-Spirit, ein Tropfen großer Popmusik schlägt weite Wellen. Da verwundert es nicht, dass am Ende dieses vorzüglichen Abends langer Applaus steht, der noch die Zugabe die afrikanische Weise „Sankofa“ zur Folge hat.

Und während sich Badleiter Jörg Tichelkamp mittlerweile die Bands aussuchen kann, die bei der Wassermusik auftreten wollen, macht die Konzertreihe erst mal Pause: „Im Sommer werden die Umkleiden modernisiert“, sagt er und verrät, dass ein Folgekonzert noch nicht in Planung ist. kr