Grefrath Proben fürs Spektakel auf Rollen

Am Wochenende gibt es in der Oedter Albert-Mooren-Halle ein Musical — angelehnt an den berühmten „Starlight Express“. 75 Kinder und Jugendliche stehen auf der Bühne.

Grefrath: Proben fürs Spektakel auf Rollen
Foto: Kurt Lübke

Oedt. Eine Rampe führt von der Bühne in der Albert-Mooren-Halle in den Zuschauerbereich. Vor, auf und hinter der Bühne wuseln Kinder, Jugendliche und Erwachsene umher. Es wird an der Technik gefeilt, die jungen Schauspieler werden frisiert, geschminkt, angezogen. In der Halle wird noch eine Ecke mit Schaumstoff abgeklebt. Die Generalprobe steht bevor und die Vorfreude und Spannung ist fast greifbar. „Das schnellste Eisenbahnrennen der Welt“ düst heute, morgen und Sonntag durch die Albert-Mooren-Halle in Oedt.

Angelehnt an das berühmte Musical „Starlight Express“ hat Annette Schulz mit den Schülern ihrer Ballettschule in Boisheim das Stück einstudiert. 75 Kinder und Jugendliche stehen auf je vier Rollen. Sie sind zwischen vier und 20 Jahre alt und kommen aus der ganzen Umgebung: unter anderem aus Viersen, Brüggen, Grefrath, Kempen, Tönisvorst und Mönchengladbach.

Die Geschichte erzählt den Traum eines kleinen Jungen. Internationale Züge treten zu einer Weltmeisterschaft gegeneinander an. Da ist die liebenswerte, aber veraltete Dampflok Rusty (Anna-Lena Günther), die moderne E-Lok Electra (Gina Körner) und die starke Diesellok Greaseball (Anne Schäfer). Rusty kämpft um die Liebe des Erste-Klasse-Waggons Pearl (Evelyn Wutsch). Und dann gibt es noch Bremswaggon Red Caboose, der ein falsches Spiel spielt und die Loks austrickst.

Gespielt wird er von Jonas Paggen. Der zwölfjährige Grefrather sprüht vor Begeisterung für das Stück und die Aufführung. Seit sieben Jahren lernt er Ballett. „Ich hatte mit Handball angefangen“, erzählt er am Rande der Probe. Aber schnell merkte er, dass das nichts für ihn ist. Stattdessen wollte er Ballett tanzen. Und da kam für ihn und seine Eltern nur eine klassische Ballettschule wie die von Annette Schulz in Frage.

Anfangs, gibt der Liebfrauenschüler zu, habe man ihn schon wegen seines für Jungen doch eher ungewöhnlichen Hobbys geärgert. Die Zeiten sind aber — weitgehend — vorbei. Freunde wissen, wie viel Arbeit darin steckt. Und selbst, wenn man ihm nur kurz zuhört, wird seine Leidenschaft für das Tanzen deutlich. Als Grundschüler hat er schon im Stück „Der Zauberer von Oz“ die Vogelscheuche gespielt. Vor gut zwei Wochen belegte er den ersten Platz beim Kreisentscheid des bundesweiten Vorlesewettbewerbs. Die Bühne ist ihm also nicht fremd.

Jonas Paggen (12), der einen Bremswaggon spielt

Das Rollschuhfahren hat auch ihm keine Probleme bereitet. „Ich wohne nahe am Eisstadion“, erklärt er. Eislaufen und Inlinerfahren kann er gut. Selbst die Rampen bereiteten ihm wenige Probleme. Die CD zum Musical lief im Hause Paggen rauf und runter — den Text zu lernen, war also auch kein Problem. „Das schwierigste war, den bösen Gesichtsausdruck hinzukriegen“, sagt Jonas — und das glaubt man dem strahlenden Jungen sofort. „Allen macht es unheimlichen Spaß“, berichtet er von den Proben für das Stück.

Die Proben haben ein Jahr in Anspruch genommen. Neben dem normalen Ballett-Training wurde ein- bis zweimal die Woche für das Musical geprobt. Zuerst stand nur das Rollschuhfahren, dann das Fahren auf der Rampe auf dem Lehrplan. Nach den Sommerferien hat dann die konkrete Arbeit am Stück begonnen. Die Songs werden live mitgesungen.

Die jungen Schauspieler stehen mit sehr viel Freude auf der Bühne, das kann man schon bei der Generalprobe erkennen. Kraftvoll kommen die rockigen Stücke daher, viel Gefühl wird in die Balladen gelegt. Bei den Rennen um den Zuschauerbereich herum ist Tempo gefragt. Überzeugend sind auch die aufwendig und mit viel Liebe zum Detail gestalteten Kostüme, die mit Lichteffekten beeindrucken.

Bei der Generalprobe passiert noch das eine oder andere Missgeschick. Und Lehrerin Annette Schulz gibt noch einige deutliche Anweisungen. „Wenn wir von der Rampe fahren, tragen wir einen Helm“, kommt das unmissverständliche Kommando. Sicherheit geht vor. So werden die kleinen „Eisenbahnen“ bei ihrem Weg die Rampe hinunter von Streckenposten gesichert, die im Zweifel eine helfende Hand reichen. Doch die Ballettlehrerin zeigt sich schon zufrieden mit ihren Schülern. „Sie sind wirklich mit sehr viel Eifer dabei“, lobt Annette Schulz.

Für sie ist es schön zu sehen, wie sich die Kinder und Jugendlichen während der Proben weiterentwickelt haben. Einige hätten sie ein ganz neues Selbstbewusstsein entdeckt, kämen auf der Bühne auf einmal aus sich heraus. Das Thema der Geschichte hat Annette Schulz ihren Schülern dabei immer wieder mitgegeben: „Wenn man an sich selbst glaubt, wenn man hart für sein Ziel arbeitet und zusammenhält, dann kann man es schaffen.“