Kreis Viersen Chorleiter Menskes wird 90 Jahre
Am Samstag feiert der Nettetaler Vollblutmusiker seinen runden Geburtstag.
Nettetal/Kempen/Grefrath. Über Jahrzehnte hat er die Chorlandschaft am Niederrhein und in Deutschland geprägt, besonders durch die Formation, der er seinen Namen gab: die Menskes-Chöre. Am Samstag wird der Nettetaler Johannes Menskes 90 Jahre alt. Seit mehr als acht Jahrzehnten macht er Musik. Heute immer noch mit der gleichen Leidenschaft wie am Anfang, wie seine Familie berichtet. Heute hat er sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurückgezogen.
Menskes wurde am 11. Februar 1927 in Lobberich geboren. Ein Onkel entdeckte sein musikalisches Talent, das er auf einer Marschtrommel zeigte, die er zur Erstkommunion geschenkt bekommen hatte. Als er kurze Zeit später sein erstes Klavier bekommen sollte, passte dies nicht durchs Treppenhaus — die Familie wohnte im ersten Stock. Kurzerhand wurde dafür das Treppengeländer durchgesägt. Musik war der Familie wichtig.
Schon mit 16 Jahren war Johannes Menkes Vollwaise. Ein Jahr später wurde er zum Reichsarbeitsdienst einberufen. Er musste nach Dänemark und wurde dort verletzt. Im Lazarett konnte er genesen. In Offizierskasinos musste er die Nächte durchspielen — alles ohne Noten, denn die gab es nicht. Das freie Spielen, die Improvisation, blieb auch danach eine seiner Stärken.
Werner Beckers vom Arnold-Chor Kempen
Nach dem Krieg absolvierte er eine kaufmännische Lehre, arbeitete in diesem Beruf aber nicht. Seine Berufung war die Musik. Privat nahm er Unterricht und begann 1949 in Essen an der Folkwanghochschule offiziell Musik zu studieren. Über vier Stunden dauerte die Anreise mit der Bahn — hin und wieder musste er dabei sogar mit einem Güterwaggon vorliebnehmen. Schulgeld und Lebensunterhalt verdiente er sich als Chorleiter und Klavierlehrer.
In seinem ersten Chor, dem Schaager Kirchenchor, lernte Menskes Gertrud Heines kennen und lieben, die er 1953 als staatlich geprüfter Diplommusiklehrer und Chorleiter heiratete. Sie bekamen drei Söhne, die beruflich alle der Musik verbunden sind: Werner als Ton- und Bildingenieur, Georg als Chordirektor und Kapellmeister im Theater und Stefan als Musik- und Mathematiklehrer im Schuldienst.
Ehefrau Gertrud war nicht nur die gute Seele der Familie, sondern auch der sich entwickelnden Chorgemeinschaft. 1952 hatte Menskes die Leitung des Frohsinn-Chores Lobberich, des Volkschores Schaag und des Arnold-Chores Kempen übernommen. Später kamen der MGV und Frauenchor Geldern, der Amicitia Chor Bracht und der Liederkranz Grefrath hinzu.
Immer tiefer arbeitete sich Menskes in die Welt der Chormusik ein: Schwere Original-Chorwerke, Oratorien und Opernchöre, aber auch Volkslieder und später die volkstümliche Unterhaltung prägten das Repertoire. Konzerte wurden erst vor heimischem Publikum gegeben, kurze Zeit später schlossen sich Konzertreisen ins In- und Ausland an. In eigener Initiative wurden die ersten Schallplatten aufgenommen. 1974 gaben die Chöre ihr erstes gemeinsames Konzert in der Grefrather Eissporthalle, eine Benefizveranstaltung für die Aktion Sorgenkind. Diese Geburtsstunde der Menskes-Chöre war ein Sensationserfolg, über den auch das Fernsehen berichtete.
Kurze Zeit später nahm die Plattenfirma EMI Electrola die Chorgruppe unter Vertrag. Es gab große Fernsehauftritte. Mit Stars wie Peter Alexander, Heino oder Harald Juhnke standen die Chöre vom Niederrhein vor der Kamera, sangen mit Ivan Rebroff und mit Altbundespräsident Walter Scheel „Hoch auf dem gelben Wagen“. Menskes arrangierte oder komponierte einen guten Teil der von ihm einstudierten Chormusik selbst.
Der Vorsitzende des Arnold-Chores, Werner Beckers, kam 1959 in den Chor und lernte Menskes dort kennen. „Er hatte Visionen“, berichtete Beckers heute noch voller Bewunderung. So manches Mal habe er, wenn der Chorleiter mit einer neuen Idee kam, gedacht: ,Das schaffen wir nicht.’ „Aber er hat es geschafft“, erinnert sich Beckers.
Peter Scheil vom Liederkranz Grefrath
Menskes habe die Musiker wunderbar motivieren können. Er sei Perfektionist. Selbst vor Playback-Auftritten im Fernsehen wurde eifrig geprobt — wenn es sei musste, erfolgte sogar im Bus noch der letzte Feinschliff, erinnert sich Beckers. Vielfach wurde gelobt, wie Menkes es schaffte, einen für Laienchöre unnachahmlichen Klang mit professionellem Format zu entwickeln.
Der Grefrather Peter Scheil singt seit 1978 beim Liederkranz Grefrath und lernte Johannes Menskes 1982 kennen, als er den Grefrather Chor übernahm. „Die Proben waren für uns zunächst sehr ungewohnt. Herr Menskes hat das Beste aus den Sängern herausholen wollen“, erinnert sich Peter Scheil, der später auch im Frohsinn-Chor unter Leiter Menskes sang. Auch die vielen Konzertreisen sind ihm in guter Erinnerung geblieben. Die Kameradschaft habe immer gestimmt. „Johannes Menskes konnte die Leute zusammenhalten und motivieren“, erinnert sich Peter Scheil. Mit Blick auf das musikalische Talent habe er keinen Menschen wie Johannes Menskes getroffen, so Scheil. Er sei ein außergewöhnlicher Mann. Und seine Arbeit lebt weiter. In einem von Menskes zusammengestellten Männer-Chor ist Peter Scheil immer noch aktiv.
Aus Altersgründen legte Johannes Menskes 2010 den Taktstock und die Leitung seiner Chöre nieder. Für seine Verdienste ist Johannes Menskes bereits mehrfach ausgezeichnet worden — unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz. Im Kreise seiner Familie will er seinen 90. Geburtstag feiern.