Kempen Damit der Tod nicht umsonst war
In Kempen gibt es eine Ausstellung über die Widerstandsgruppe „Weiße Rose“, die sich gegen die Nazis gestellt hat.
Kempen. „Ihr sollt nicht umsonst gestorben, sollt nicht vergessen sein.“ Schriftsteller Thomas Mann würdigte mit diesen Worten die Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“. Ab morgen wird auch Kempen einen Teil dazu beitragen, die Erinnerung an die Studenten, die sich dem Nazi-Regime entgegenstellten, wachzuhalten. Die Wanderausstellung „Die Weiße Rose — Studenten gegen Hitler, München 1942/1943“ ist im Kulturforum Franziskanerkloster zu sehen.
Die Schau beschreibt in Kempen auf 44 Tafeln die Geschichte der „Weißen Rose“ — von den Widerstandsaktionen bis hin zu den Verhaftungen, Prozessen und Hinrichtungen.
Die Mitglieder der Studentenbewegung „Weiße Rose“ um die Geschwister Scholl verteilten 1942 und 1943 Flugblätter, um die Menschen in Deutschland wachzurütteln und um zum Widerstand gegen Hitler aufzurufen. Sophie Scholl, ihr Bruder Hans sowie andere Mitstreiter wurden 1943 hingerichtet. Sophie Scholl wurde nur 21 Jahre alt.
Die Ausstellung will die Gruppe durch Bilder und Informationen „lebendig“ werden lassen und zeigen, wie moralisch, integer und mutig die Studenten versuchten, sich dem rassistischen und unmenschlichen Regime der Nationalsozialisten zu widersetzen.
In Zeiten, in denen rechte Parolen und Intoleranz vielerorts Konjunktur haben, ist ein Zeichen für Zivilcourage umso wichtiger. Das finden die Initiatoren, die die Wanderausstellung nach Kempen geholt haben. Die Idee dazu hatte der Kempener Jeyaratnam Caniceus, der auch die Anträge schrieb, um die Finanzierung sichern zu können. Unterstützung erhielt er dafür unter anderem von der Stadt, aus dem Kempener Arbeitskreis Multi-kulturelles Forum sowie aus dem Programm „Demokratie leben“, das im Kreis Viersen durch die Diakonie Krefeld und Viersen koordiniert wird.
„Demokratie leben“ hat bereits zehn sehr unterschiedliche Projekte im Kreis Viersen unterstützt. Es gehe darum, Menschen zu verbinden, sich für Menschenrechte und gegen rechte Gewalt einzusetzen. Dazu passe auch die Ausstellung gut, sagt Peter Varevics von der Diakonie. Der Erste Beigeordnete der Stadt, Hans Ferber, greift besonders einen Leitspruch der Ausstellung heraus: „Jeder ist verantwortlich für das, was er tut, und mitverantwortlich für das, was er geschehen lässt.“ Das sei nach wie vor sehr aktuell, so Ferber. Auch heute sei es wichtig, gegen rechte Gesinnung aufzutreten.
Demokratie und Toleranz würden im Alltag viel zu oft missachtet — „mal versteckt, mal weniger versteckt“, sagt Alice Alves Poeira, Sprecherin des Arbeitskreises Multi-kulturelles Forum. Der Arbeitskreis will alle Menschen — auch die, die neu nach Deutschland kommen — für diese Werte zu sensibilisieren. Dazu passe auch die Ausstellung sehr gut. Die Schau soll keine Geschichtsstunde sein, sondern die aktuellen Bezüge der Geschichte verdeutlichen.
Die Mitglieder der „Weißen Rose“ waren junge Menschen, die sich gegen Unrecht auflehnten. Den Initiatoren ist daher wichtig, dass die Schulen eingebunden werden. Schüler vom Luise-von-Duesberg-Gymnasium (LvD) und Thomaeum nehmen an einer Lesung und einem Werkstattgespräch mit Autorin Maren Gottschalk teil, die dabei unter anderem aus ihrer Biografie von Sophie Scholl „Schluss. Jetzt werde ich etwas tun“ liest.
Initiator Jeyaratnam Caniceus würde sich freuen, wenn sich noch mehr Schulen finden würden, deren Klassen die Ausstellung besuchen. „Es ist wichtig, dass das Thema angesprochen und weitergeführt wird“, so Caniceus. Damit die jungen Widerstandskämpfer nicht umsonst gestorben sind.
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