Grefrath Das Thema Demenz geht alle an
Das Demenznetzwerk Grefrath existiert seit einem Jahr. Es will vor allem Einzelhandel und Dienstleister für die Krankheit sensibilisieren.
Grefrath. „Wir möchten Grefrath zu einer demenzfreundlichen Kommune entwickeln.“ Dieses anspruchsvolle Ziel haben sich Nicole Geitner und ihre Mitstreiter gesetzt. Sie hat das Demenznetzwerk Grefrath vor knapp einem Jahr gegründet. Die Arbeit wird für zwei Jahre vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend mit insgesamt 10 000 Euro gefördert.
Ein Kernpunkt der Arbeit soll eine Schulung für Mitarbeiter von Einzelhandel und Dienstleistungsunternehmen werden, die im nächsten Frühjahr angeboten wird. In rund drei Stunden soll dabei über das Krankheitsbild, aber vor allem über das richtige Verhalten gegenüber an Demenz erkrankten Menschen informiert werden. „Dabei können Banken oder Geschäfte auch Multiplikatoren sein“, sagt Helmut Woerner vom Geronto-Psychiatrischen Zentrum des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Der LVR ist einer von sechs Kooperationspartnern (siehe Kasten) des Demenznetzwerks Grefrath.
Denkbar sei beispielsweise, dass Mitarbeiter an Demenz Erkrankte bei ihrem Einkauf im Geschäft begleiten. Zum Abschluss der Schulung sollen die teilnehmenden Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen ein Zertifikat bekommen, mit dem sie darauf hinweisen können, dass sie sich mit Demenz auskennen. „In anderen Regionen war das Interesse an solchen Schulungen groß, weil viele unsicher sind im Umgang mit Menschen mit Demenz“, sagt Margret Hennewig-Schnock vom Demenzservicezentrum Niederrhein in Wesel.
Das Demenznetzwerk will in den nächsten Wochen die Öffentlichkeit auch mit Veranstaltungen auf sich aufmerksam machen. Auftakt dazu ist am 11. September mit dem Theaterstück „Du bist meine Mutter“, das um 16.30 Uhr in der Oedter Albert-Mooren-Halle aufgeführt wird. Das Stück handelt von einer Tochter, die ihre Mutter im Pflegeheim besucht. Es geht um Themen wie Liebe, Verantwortung und Einsamkeit. Vor und nach der Vorstellung haben die Besucher die Möglichkeit, sich über Demenz zu informieren. Der Eintritt kostet acht Euro, Tickets gibt es im Evangelischen Altenzentrum Oedt, Tel. 02158/69090.
Das Altenzentrum beteiligt sich auch an der bundesweiten Woche der Demenz, die am 19. September beginnt. Am 22. September stellen die Bewohner eine eigene CD mit ihrem „Altenheim-Song“ vor, den sie mit dem Musiker Roland Zetzen und der örtlichen Mundartgruppe aufgenommen haben.
Ein weiterer Kooperationspartner des Demenznetzwerks ist das Niederrheinische Freilichtmuseum. Dort werden regelmäßig Führungen für Menschen mit Demenz angeboten. Die nächste findet am 13. November ab 14 Uhr statt, Dauer: zirka zwei Stunden. Bei der Veranstaltung sollen mit Hilfe von historischem Spielzeug Erinnerungen an die Kindheit geweckt werden. Intern wurden die Mitarbeiter des Freilichtmuseums bereits über Demenzerkrankungen geschult. Weitere Informationen zu den Führungen gibt es unter Tel. 02158/91730.
Die Zahl der demenzkranken Menschen steigt bundesweit ständig an — viele von ihnen leben allein. Derzeit wird die Zahl auf rund 1,5 Millionen geschätzt. Bis zum Jahr 2050 sollen es laut Schätzungen doppelt so viele sein. Das Bundesministerium will mit seiner Förderung dazu beitragen, dass das Wissen über Demenz möglichst weit verbreitet wird. Die Gesellschaft soll für die Bedürfnisse der Erkrankten sensibilisiert werden, und die pflegenden Angehörigen sollen die ihnen zustehende Wertschätzung bekommen.