Der „weltweit einmalige“ Pferdemarkt
Die Branche am Niederrhein boomt. Weiteres Potenzial sehen Experten in der Zusammenarbeit mit Kollegen in den Niederlanden. Nun gibt es eine Studie.
Kreis Viersen. Dass das Glück auf dem Rücken der Pferde liegt, ist ja hinlänglich bekannt. Aber wie sieht es eigentlich mit dem wirtschaftlichen Potenzial rund ums Pferd aus? Genau das will die Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Viersen (WFG) in den kommenden Monaten herausfinden. Mit Hilfe eines Zuschusses aus EU-Mitteln (siehe Info-Kasten) soll eine entsprechende Studie erstellt werden. Sie richtet ihren Fokus sowohl auf den Niederrhein (unter anderem den Kreis Viersen und die Stadt Krefeld) als auch auf die niederländische Nachbarregion. „Equicross Potentials“ lautet der Name des Projekts.
Theo Lenzen, Berater bei der WFG
Zu diesem Zweck wird die WFG eine Bachelor-Studentin von der Hochschule Rhein-Waal einstellen, die von Tierzuchtberater Theo Lenzen seitens der WFG und von Cissy Schuring auf niederländischer Seite betreut wird. Schuring ist Programm-Managerin bei Limburg Paardensport und kann mit beeindruckenden Zahlen die Wirtschaftskraft des Pferdesektors in ihrer Heimat bereits untermauern. 175 Millionen Euro Umsatz in 2016 nennt sie im WZ-Gespräch und verweist zugleich auf eine Steigerung um 30 Prozent innerhalb von nur sechs Jahren.
„Wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse, wie sie auf niederländischer Seite bereits erfasst sind, sind auch für die deutsche Branche interessant. Da wir das Grenzgebiet als einen Wirtschaftsraum sehen, liegt es nahe, sämtliche Erkenntnisse zu bündeln, indem wir den niederländischen deutsche Zahlen und Fakten gegenüberstellen“, sagt Theo Lenzen.
Den Markt am Niederrhein bezeichnet der Experte als „weltweit einmalig“. Grund dafür sind laut Lenzen die vielen hiesigen Pensions-Dienstleistungen. Heißt: Die Tiere werden auf Pferdehöfen untergestellt und betreut, zugleich werden Trainingsmöglichkeiten auf den Arealen angeboten. „Das ist ein landwirtschaftlicher Zweig, der sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt hat.“ Das liege nicht zuletzt an den vielen Hobby-Reitern, die in den nahen Metropolen wie Düsseldorf oder Köln lebten. Hinzu kommt das benötigte Equipment, das vom Sattel bis zum Pkw-Anhänger reicht. „Die Leute kaufen ja nicht nur ein Pferd, sondern geben auch rund um dieses Hobby Geld aus“, sagt der WFG-Mitarbeiter. „Das ist ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor, der aber eben bei uns noch nie in Zahlen gefasst worden ist.“ Auch die Pferdezucht und -vermarktung soll Bestandteil der Studie sein. Lenzen: „Die Pferdebranche ist unheimlich vielseitig.“
Um die Branche grenzüberschreitend zu vernetzen, sind auch Netzwerktreffen und Symposien auf beiden Seiten der Grenze Teil des Projekts. Auf dem Weg des Austauschs soll erarbeitet werden, welche Chancen sich im Zuge der verbesserten grenzüberschreitenden Zusammenarbeit für Unternehmen auf deutscher Seite bieten, die bisher vielleicht zu wenig genutzt wurden. Der latino-anglizistische Projektname ist laut WFG also Programm und zugleich „ein internationales Signal, das die Bedeutung des heimischen Pferdesektors in der Welt unterstreicht“.
Der Startschuss für die Potenzialstudie fällt am 1. September. Vorgesehen ist ein Zeitraum von etwa einem Jahr, in dem laut WFG vor allem eine „umfangreiche Befragung der Marktteilnehmer“ auf dem Programm steht. Wer beruflich viel mit Pferden zu tun hat, könnte also demnächst studentischen Besuch bekommen.
wfg-kreis-viersen.de