Kempen Die Burgherren-Suche geht weiter

Bei einem Infoabend wurde über die Zukunft der Landesburg diskutiert. Ab 18. April werden Investoren gesucht.

Foto: Friedhelm Reimann

Kempen. Die Zukunft der Burg bewegt die Kempener — diese Erkenntnis wurde am Donnerstagabend in der Mensa des Berufskollegs offensichtlich. Mehr als 100 Gäste kamen zur Infoveranstaltung des Kreises Viersen und der Stadt Kempen. Gemeinsam mit dem beauftragten Planungsbüro Assmann aus Dortmund informierten die Verantwortlichen über den Stand der Dinge beim Markterkundungsverfahren zur kurkölnischen Landesburg.

Foto: Kurt Lübke

„In diesem Verfahren geht es noch nicht darum, über konkrete Planungen zu entscheiden“, dämpfte Assmann-Projektleiter Jost Dewald die Erwartungen einiger Besucher. „Es geht einzig und allein darum, abzuklopfen, ob Interesse seitens von Investoren an der Burg besteht.“

Derzeit sei das Unternehmen damit beschäftigt, Unterlagen über die Burg zu erstellen. Die konkrete Durchführung des Markterkundungsverfahren beginnt dann am 18. April. Bundesweit will Assmann rund 50 Projektfirmen anschreiben und ein Interesse abklopfen. Parallel sollen die Unterlagen der gesamten Öffentlichkeit im Internet zur Verfügung gestellt werden. „Es ist ein ergebnisoffenes Verfahren“, so Dewald. Anfang Juli will Assmann das Verfahren abschließen und die Ergebnisse den Vertretern von Kreis und Stadt vorstellen. Wirklich konkrete Projekt-Ideen könnten sich erst danach ergeben.

Parallel zur Markterkundung läuft ein sogenanntes Bau-Sachstandsverfahren, wie die Denkmalpflegerin des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR), Andrea Pufke, erläuterte. „Es ist eine tolle Geschichte, dass die Verfahren parallel laufen. Ich begrüße dieses Vorgehen“, so Pufke. Im Bau-Sachstandverfahren wird nach Angaben der Expertin geprüft, welche Teile des Denkmals in der Tat erhaltenswürdig sind. Dabei warfen die Verantwortlichen auf dem Podium zum Beispiel die Frage auf, ob Umbauten in der Burg in den 50er Jahren beim Denkmalschutz berücksichtigt werden müssen. Oder ob diese eher zu vernachlässigen seien.

„Ich bin zuversichtlich, dass wir ein interessante Ideen bekommen werden“, sagte Landrat Andreas Coenen (CDU). Nach eigenen Angaben wurde bei ihm bereits in persönlichen Gesprächen Interesse bekundet. Details nannte Coenen aber nicht.

Auf Nachfrage des ehemaligen CDU-Kommunalpolitikers Rudi Alsdorf präsentierten Coenen und Bürgermeister Volker Rübo (CDU) Details aus dem Kaufvertrag zur Burg von 1939. Damals hatte der Kreis das Gebäude von der Stadt gekauft. Coenen und Rübo bestätigten eine bestehende Rückkaufoption beziehungsweise -pflicht seitens der Stadt Kempen. Sinngemäß heißt es in dem Schriftstück: Sollte der Kreis Viersen eine andere Nutzung als die jetzige (Verwaltung, Archiv) planen, muss die Stadt Kempen zustimmen. Sollte die Stadt diese Nutzung ablehnen, besteht die Pflicht, die Burg zu kaufen. Und zwar zum Preis von 300 000 Reichsmark. Laut Rübo sind das heute etwa 160 000 Euro. „Das könnten wir stemmen“, sagte Rübo augenzwinkernd.

Zu so einer Konstellation möchten es die beiden Verwaltungschefs nach eigenem Bekunden aber nicht kommen lassen. „Wir müssen jetzt abwarten, ob der Markt einen Investor hergibt“, so Rübo. „Sollte das nicht so sein, werden wir gemeinsam mit dem Kreis eine Lösung finden, damit die Burg eine Zukunft hat.“ Rübo erinnerte den Landrat daran, dass der Kreis als Eigentümer in der Verantwortung stehe.

„Aus dieser Verantwortung werden wir uns auch nicht stehlen“, sagte Coenen, der aber auch deutlich machte, dass er die Übernahme der Burg durch die Stadt für eine „interessante Option“ hält. Coenen versicherte, sorgsam mit der Zukunft der Burg umzugehen. Dem Risiko, dass die Festung nach dem Auszug des Archivs (siehe Info-Kasten) lange leerstehen könnte, will Coenen gemeinsam mit der Stadt entgegenwirken.

Im Nachgang an einige kritische Fragen aus Politik und Bürgerschaft appellierte Andreas Coenen an die Kempener: „Das Verfahren, das wir jetzt angestoßen haben, ist eine große Chance für die Burg und für Ihre Stadt.“

Welche Ideen auch immer konkreter werden sollten, „bei allen Fragen bestimmt der Rat der Stadt Kempen, was passiert“, so Coenen. Das Bauplanungsrecht sehe das so vor. Sämtliche Projekte bedürfen einer Baugenehmigung. „Und über diese entscheidet der Rat. Wir sind Herr des Verfahrens“, so Rübo.

Für einen überraschenden Schlusspunkt der Fragerunde sorgte dann Kempens Technischer Beigeordnete Stephan Kahl, der sich aus dem Publikum meldete — und zwar nicht mit einer Frage, sondern mit einem Appell ans Podium: „Bei allen Überlegungen müssen Sie sich darüber im Klaren sein, dass wir bei der Burg über einen sensiblen Standort sprechen. Es ist der wichtigste Standort der Stadt. Dabei dürfen städtebauliche Rahmenbedingungen nicht untergehen.“