Kempen Diskussionen um volle Schulen
Wie viele Schüler vertragen Gesamt- und Realschule? Dies wurde im Ausschuss intensiv beraten.
Kempen. Die Kempener Gesamtschule ist voll. Die Klassen 5 und 6 sind an ihre Kapazitätsgrenzen gestoßen und haben diese teils überschritten (WZ berichtete). Auch die Klassen der auslaufenden Realschule sind voll. Das führt dazu, dass Schulwechsler, die vom Gymnasium kommen, nicht mehr auf eine Kempener Schule gehen können. Wie man mit so einer Situation umgehen könnte, wurde nun im Schulausschuss engagiert diskutiert.
Schulwechsler, Zuzüge, eventuell bald vermehrt Flüchtlinge — verschiedene Faktoren machen die Planungen schwierig. Schuldezernent Michael Klee appellierte an die Schulen, flexibel zu sein und die Einzelfälle zu betrachten. Das Kindeswohl müsse im Vordergrund stehen. Das sieht auch Gesamtschulleiter Uwe Hötter so. Die Forderung nach Flexibilität regte ihn aber sichtlich auf: „Was bedeutet das für eine Schule, die schon 29 oder 30 Kinder pro Klasse hat. Sollen da noch mehr Kinder rein?“ Er betonte, dass er auch eine Verantwortung gegenüber den Kindern habe, die die Schule bereits besuchen.
Wie kann es nun weitergehen? Es wäre möglich, in den nächsten Jahren für die dann siebte Jahrgangsstufe noch eine weitere Parallelklasse an der Gesamtschule zu etablieren. Das, so Hötter, würde aber bedeuten, dass man alle bestehenden Klassen neu sortieren müsste, bisherige Bindungen zu Mitschülern und Lehrern würden gegebenenfalls auseinandergerissen. „Eltern haben schon ihre Bedenken geäußert“, schilderte Hötter.
Dann bliebe die Situation, dass Kempener Kinder, die ein Gymnasium nach der Klasse 6 verlassen, nicht in Kempen zur Schule gehen können. Ein Vertreter der Bezirksregierung im Ausschuss machte deutlich, dass ein Schulträger die Situation aushalten müsse, dass nicht alle Kempener Kinder eine Schule in ihrer Stadt besuchen könnten. Rechtlich dürften Schulleiter die Kinder aus der eigenen Stadt nicht bevorzugen.
Dem neuen fünften Jahrgang, der im Sommer an der Gesamtschule startet, sieht Schulleiter Uwe Hötter entspannt entgegen. Im laufenden Schuljahr besuchen 302 Kinder die 4. Klassen der Grundschulen. Damit wechseln gut 30 Kinder weniger als im Vorjahr im Sommer auf eine weiterführende Schule. Das könnte die Situation entlasten. Der allgemeine Rahmen, der die Zahl der Eingangsklassen regelt, sieht sechs Eingangsklassen an der Gesamtschule und insgesamt sechs Eingangsklassen an den beiden Gymnasien vor.
Einige Politiker drängten auf eine siebte Eingangsklasse. Dezernent Klee verwies darauf, dass die Nachbarkommunen Grefrath, Kerken und Krefeld darum gebeten hatten, nicht mehr als sechs Eingangsklassen zu bilden. Die Erfolgschancen für einen solchen Antrag hält Klee für gering. Zudem würde die zusätzliche Gesamtschulklasse zulasten der Gymnasien gehen, die dann weniger Schüler bekämen. Bei fünf Enthaltungen (SPD und FDP) und einer Gegenstimme (Die Linke) wurde der allgemeine Rahmen beschlossen.
Um den Herausforderungen, die in Zukunft neue Schüler ohne Deutschkenntnisse mit sich bringen, meistern zu können, hat Dezernent Michael Klee die Idee einer „Vorschule“ vorgestellt. In maximal zwei Jahren sollen die Kinder dort intensiv Deutsch lernen. Zudem soll festgestellt werden, welche Schule für sie am Besten geeignet ist. Beim Kreis Viersen sei die Idee nicht auf viel Gegenliebe gestoßen, schilderte Klee. Allgemein gab es im Ausschuss von Politik und Schulen Sympathien für diese Idee. Wichtig sei der Übergang in die Regelschule — da waren alle einig. Das Konzept will Klee am 10. Dezember NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann vorstellen, wenn diese die Gesamtschule besucht.
Für Flüchtlinge, die die Realschule besuchen, gibt es bereits in Kooperation mit dem Thomaeum intensiven Deutschunterricht, schilderte Schulleiterin Sigi Strohe im Ausschuss. Besonders die Kinder, die nicht Lesen und Schreiben können, sind für den Unterricht eine Herausforderung. Strohe freute sich, dass es ihr gelungen ist, eine Stelle für „Deutsch als Zweitsprache“ zu besetzen. Die Lehrer dafür sind rar. Aus den Reihen der Eltern hätten sich zwei Ehrenamtler gefunden, die die Lehrer unterstützen. Für weitere ehrenamtliche Unterstützung wäre die Schulleiterin sehr dankbar. Besondere Ausbildungskompetenzen müssten die Ehrenamtler nicht mitbringen.