Bürgermonitor Anwohner ärgern sich: Spielplatz in Tönisberg verkommt
Tönisberg. · Vor fast 40 Jahren mussten hohe Anliegerbeiträge für den neuen Platz bezahlt werden. Jetzt ist er ein Schandfleck.
Gut in Erinnerung haben viele Tönisberger noch die Ausstellung, die im Haus Baaken vor einiger Zeit gezeigt wurde. Sie hatte den Titel „Lost Places“ und zeigte Fotos von Plätzen, die verlassen wurden, vor sich hindämmerten und langsam verfielen. Tatsächlich gibt es in Tönisberg einen solchen Platz, für den die Bezeichnung „Lost Place“, verlassener Platz oder auch verlorener Platz, zutrifft. Dabei handelt es sich um den ehemaligen Spielplatz am Windmühlenweg. Der machte schon im Jahr 1980 von sich reden.
Von einem Skandal wurde damals, am 2. Juli 1980 in der Presse berichtet: 13 Tönisberger Familien sollten einen kleinen Spielplatz teuer bezahlen, weil das Bundesbaugesetz die Errichtung eines solchen streng vorschrieb. Das erfreute die Anlieger zunächst nicht. Weshalb man vor Gericht zog. Doch die Stadt war gesetzlich zur Errichtung des Spielplatzes verpflichtet, wobei sich der Einzugsbereich nicht nur auf die direkt anbei liegenden Grundstücke beschränkte. 80 Prozent der Spielplatzkosten wurden auf die Anlieger umgelegt. Er wurde mit Rutsche und Klettergerüst bestückt und mit Sandkasten sowie Bänken versehen. Es wurde ein Spielplatz in der Kategorie C für Kinder von zwei bis sechs Jahren, Kostenpunkt laut damaliger Aufstellung: etwa 21 000 D-Mark.
In den vergangenen Jahrzehnten nutzten Kinder und Enkelkinder der Anlieger, die sich inzwischen mit der Angelegenheit versöhnt hatten, den Platz. Kindergartenkinder machten dort Rast auf ihrem Wandertag zur Mühle, Nachbarschaftstreffen fanden statt und manchmal trafen sich samstagabends Jugendliche, die auf dem Weg zur Wochenendsause nach Kempen waren.
Vor etwa einem Jahr wurden die Geräte, die in die Jahre gekommen waren, abgebaut, und die Nachbarschaft wartete auf eine Sanierung. Mittlerweile befand sich der Platz in einem erbärmlichen Zustand: von Unkraut überwuchert, die Bänke verschmutzt und von Tauben verkotet. Deshalb bat man den Tönisberger CDU-Ortsausschuss um Hilfe. Dessen Vorsitzender Heinrich Kaufhardt setzte sich auch mit der Stadt in Verbindung. Hilfe wurde ihm zugesagt, allerdings ließ man offen, ob man wieder einen Spielplatz errichten würde, da dies bei der Altersstruktur der Anlieger angeblich nicht mehr notwendig sei.
Dann rückten Mitarbeiter der Stadt an. Aber nicht, um Unkraut zu entfernen oder die Bänke zu schrubben, sie pflanzten in den Sandkasten mehrere Knallerbsensträucher und ließen den Platz im ungepflegten, verkommenen Zustand zurück. Nun sind die Anlieger erbost. Sicher sind es zurzeit Familien, die in der Mehrheit keine kleinen Kinder mehr haben. Aber das kann sich schnell ändern. Auch Fanta, Jacob, Osman und die anderen Kinder der Zuwanderer-Familien, die in Häuser an der Bergstraße in unmittelbarer Nähe eingezogen sind, würden sich über einen Spielplatz freuen. Wie schrieb die Stadt so schön im Pressespiegel vom 1. August 1980: „Darüber hinaus ist darauf zu achten, dass eine Planung stets auch auf die Zukunft ausgerichtet werden muss und nicht nur auf die gegenwärtige Situation abgestellt werden
kann!“
Eine Anfrage der WZ am gestrigen Montag, was denn die Stadt Kempen mit dem Spielplatz geplant hat, blieb bis Redaktionsschluss
unbeantwortet.