Ein Geschäftsanteil für zehn Mark

125 jahre Volksbank: Ihr Ursprung lag in Schmalbroich, wo auch heute noch die meisten Bauern leben. Gegründet wurde sie am 15.Oktober 1883.

Kempen. Die Volksbank Kempen-Grefrath ist am 15.Oktober 1883 in Schmalbroich gegründet worden- genauer gesagt die Vorläufer-Organisation. Aber die Idee einer genossenschaftlichen Vereinigung ist noch älter. Sie ist vor allem mit dem Namen Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888/ kl. Foto) verbunden.

Der Bürgermeistersohn aus Hamm machte den Gedanken der solidarischen Selbsthilfe in der Mitte des 19.Jahrhunderts populär. Während der Hungersnot 1846 ließ Raiffeisen Brot für die Armen backen, 1847 gründete er einen Brotverein.

In der Landwirtschaft verhinderte er die Verelendung der bäuerlichen Bevölkerung. 1864 gründete er den ersten Darlehenskassenverein, der Vorbild für viele Genossenschaftsbanken wurde. Heute gibt es 330.000 Genossenschaftsbanken in aller Welt, die letztlich auf Raiffeisen zurückzuführen sind.

Dieses Ideengut ging natürlich am ländlich geprägten Kempen nicht vorüber. Die Ursprünge liegen folgerichtig dort, wo bis heute die meisten Bauern leben- in Schmalbroich.

30 Jahre nach den ersten Gründungen der Genossenschaftsbanken gingen dort beherzte Männer ans Werk und hoben im Herbst 1883 den Schmalbroicher Darlehenskassenverein aus der Taufe. Namen wie Bönninger, Gretschkes, Gleumes, Dohmes oder Thelen haben heute noch einen guten Klang auf dem Kempener Lande.

Der Geschäftsanteil betrug zehn Mark und konnte mit monatlich einer Mark eingezahlt werden. Mitglied werden konnten alle vertrauenswürdigen Bürger der Landgemeinde und die christlichen Glaubens waren.

Diese Gründung löste eine Kettenreaktion aus. 1894 kam es zur Gründung einer Handwerker Spar- und Darlehenskasse, 1902 gründete man das Pendant in der Sektion St.Peter.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass 1894 in Kempen die erste genossenschaftliche Zentralbank gegründet wurde. Sie war ein Produkt des Rheinischen Bauernverbandes, der 1892 in Kempen gegründet worden ist. Damit ist der Name Felix von Loe (1823-1896) verbunden, der erste Präsident dieses Verbandes, dessen gusseisernes Standbild seit 1901 den Burgpark ziert.