Ein Schlag ins Gesicht
Dunstabzugsanlagen in Wickelräumen? Was wie Satire klingt, ist der bittere Ernst des deutschen Bürokratie. Gespräche mit Mitarbeitern des Jugenddezernates zeigen, dass diese abstruse Idee nur die Spitze des Eisbergs ist.
Unzählige und teure Auflagen machen den Leuten, die Ideen haben, das Leben schwer. Und sie sind ein Schlag ins Gesicht von Erzieherinnen und Erziehern sowie Tagesmüttern und -vätern.
Das dürfen sich die Kommunen nicht bieten lassen, wenn sie die von Bund und Land auferlegten und dringend notwendigen Pflichtaufgaben erfüllen wollen. Die Politiker in Düsseldorf und Berlin sind gefragt, damit wichtige Projekte in Kempen oder wo auch immer umgesetzt werden können. Beim konkreten Beispiel der Hubertus-Schule will die Stadt Kempen ja keinen Flughafen bauen, sondern ein noch bis vor einigen Monaten genutztes Gebäude zu einer provisorischen Betreuungseinrichtung machen.
Gefragt sind aber auch die Politiker in Kempen. Und zwar mit Blick auf die Zukunftsplanung im Kita-Bereich - und auch in den Schulen. Gute Bildungseinrichtungen und das dafür notwendige Personal bekommt man nicht zum Nulltarif. Die Stadt Kempen muss Geld in die Hand nehmen. Viel Geld. Die Stadt darf nicht ein Baugebiet nach dem nächsten ausweisen und gleichzeitig die Infrastruktur einer Kommune vernachlässigen.
Junge Familien ziehen nämlich nicht wegen der ach so schönen Altstadt nach Kempen bzw. bleiben dort. Sie legen vielmehr Wert auf eine gute Kita- und Schullandschaft. Insofern trifft ein Satz völlig zu, den Dezernent Michael Klee in Ausschüssen gerne zitiert, wenn es ums liebe Geld geht: „Familienpolitik ist Wirtschaftspolitik.“