Eine Zeitreise mit allen Sinnen

Bei der zweiten Auflage der „Nacht der Sinne“ im Grefrather Freilichtmuseum stand die Musik im Vordergrund.

Foto: Kurt Lübke

Grefrath. Dass die Musik den Ton angibt bei der „Nacht der Sinne“ im Niederrheinischen Freilichtmuseum, war am Samstagabend schon von weitem zu hören: Wilhelm Junker von der Kreismusikschule hatte sich mit seinem 3,60 Meter langen Jagdhorn seitlich vom Eingangsgebäude platziert und entlockte dem imposanten Instrument immerhin 16 Töne. Bei absolutem Traumwetter — es war warm, aber nicht schwül — konnte das Event locker an den Erfolg der Premiere vor einem Jahr, als rund 1500 Besucher gezählt worden waren, anknüpfen.

Es konnte gut sein, dass die Besucher den Wald vor lauter Bäumen nicht sahen. Ein Flyer mit dem Programm, das am Eingang ausgehändigt wurde, bot immerhin eine Orientierung, wann man wo am besten sein sollte. Zum Glück wurden Auftritte bis zu dreimal wiederholt. Das große Thema war diesmal „Zeitreise“.

Im Tante-Emma-Laden fanden sich Menschen ein, die sich intellektuell einiges zutrauten. Sie lauschten dem Vortrag von Professor Achim Eickmeier von der Hochschule Niederrhein, der sich als Physiker des Themas „Zeitreise“ annahm. Die Essenz seines 20-minütigen Vortrags: Eine Zeitreise in die Zukunft ist möglich, eine Zeitreise in die Vergangenheit jedoch ausgesprochen unwahrscheinlich.

Dabei spielte die Vergangenheit die Hauptrolle: Da standen Vorkriegsoldtimer, die gebührend bewundert wurden, da tafelte die Gruppe „Jardin des Époques“, die die Zeit um gut 250 Jahre zurückdrehte, als vornehmer Adel in festlichem Gewande speiste, während das gewöhnliche Volk immerhin als Zaungäste geduldet wurde. Andrea Schweinsberg aus Düsseldorf, ein Mitglied dieser Gruppe, machte einen kleinen Spaziergang und war voll des Lobes: „Das ist eine tolle Veranstaltung hier“, sagte die 58 Jahre alte Projektmanagerin, ausgestattet mit einem Fächer und einem Sonnenschirm aus Spitze.

Im Hof der Dorenburg nahm der Kempener Kabarettist Stefan Verhasselt sein Publikum mit auf die Reise des Niederrheiners in die Zukunft. Mit geübter Radiomoderatorenstimme unterhielt er sein Publikum bestens. Mit der Resonanz dürfte er ebenfalls zufrieden gewesen sein: Alle Sitzplätze waren besetzt, viele weitere Zuhörer mussten sich mit einem Stehplatz begnügen.

Auf derselben Bühne hatte bereits das Belcanto-Quartett sein Publikum begeistert. Sängerin Maike Neunast, Gesangslehrerin aus Krefeld beeindruckte mit ihrer tollen Stimme, das Quartett entführte das Publikum in die 1930er und 1940er Jahre.

„Möchten Sie mal probieren?“: Valeria Dirks bot Besuchern an, sich an der Tischtrommel auszuprobieren, viele weitere ungewöhnliche Instrumente wie die Tamburina warteten darauf, von den Gästen entdeckt zu werden. Romantik, Klassik, Barock, Renaissance, Filmmusik — das alles und noch viel mehr gab es zu hören an sechs verschiedenen Orten. Überall auf dem Gelände des Freilichtmuseums war Musik zu hören, ebenso wie Applaus, alle Aufführungen waren gut bis sehr gut besucht.

Je später der Abend, desto stimmungsvoller das Areal, weil erst nach Sonnenuntergang die Lichteffekte — Bäume und Gebäude wurden durch Strahler in verschiedenen Farben illuminiert — richtig zur Geltung kamen. Das Stühlemeer auf der großen Wiese wurde erst gegen 22 Uhr von den Besuchern genutzt: Höhepunkt war wie 2017 das Unplugged-Konzert mit der Niederrheinischen AllStarBand, besetzt mit Musiklehrern der Kreismusikschule und Gästen.