Flüchtlingsdorf entsteht am Sporthotel

Der Stadtrat gab der Verwaltung Dienstagbend grünes Licht für den Bau einer Unterkunft am Schmeddersweg.

Flüchtlingsdorf entsteht am Sporthotel
Foto: Kurt Lübke

Kempen. Jetzt kann die Arbeit so richtig losgehen. Die Verwaltung bekam am Dienstag Abend grünes Licht vom Stadtrat, am Schmeddersweg zwischen Reithalle und Sporthotel eine weitere Flüchtlingsunterkunft zu errichten. Bei zwei Gegenstimmen brachten die Fraktionen auf den Weg, dass die Stadt sich nun nach einem Entwickler für mehrere sogenannte Mobilwohnheime für das Areal umschauen wird.

Vor der Abstimmung machte Sozialdezernent Michael Klee deutlich, dass die Verwaltung „gehörig unter Zeitdruck steht“. Hintergrund ist die Mitteilung der Bezirksregierung Arnsberg, dass Kempen seine Quote zur Unterbringung von Flüchtlingen derzeit nur zu rund 43 Prozent erfüllt. Bis Ende des Jahres soll die Stadt Kempen bei 90 Prozent liegen. Dies wurde der Verwaltungsspitze Anfang Juni mitgeteilt (die WZ berichtete). Die aktuelle Zahl kommt unter anderem deshalb zustande, weil die Landesunterkunft im Berufskolleg mit rund 300 Menschen der Stadt stets angerechnet worden war — bis zu ihrer Schließung Ende Februar.

Nun werden der Stadt Kempen bis Ende September 300 Flüchtlinge zugewiesen. Bis Jahresende sollen weitere 500 Menschen aus Ländern mit einer sogenannten guten Bleibeperspektive folgen. Diese Staaten sind Syrien, Iran, Irak, Eritrea und Afghanistan.

„Los geht es jetzt vom 4. bis 7. Juli mit 110 Personen. Ab 11. Juli folgen weitere 110 Menschen“, so Klee in der Ratssitzung. Diese könnten zunächst in bestehenden Unterkünften leben. So ist zum Beispiel das bereits hergerichtete ehemalige Volksbank-Gebäude im Industriegebiet noch leer. Und auch in anderen Einrichtungen gebe es noch ein paar Plätze. „Dann sind unsere Kapazitäten aber erschöpft“, sagte der Dezernent. Der ehrgeizige Zeitplan sieht vor, dass Ende September Flüchtlinge am Schmeddersweg leben können. „Das ist nicht nur sportlich, sondern olympisch“, so Klee. Er sei aber zuversichtlich, das schaffen zu können.

Die Verwaltung will rund die Hälfte des 20 000 Quadratmeter Areals zwischen Reithalle und Sporthotel für eine Art Containerdorf nutzen. Die Fläche befindet sich im Besitz der Stadt Kempen. Zunächst müssen 40 000 Euro für Leitungs- und Erdarbeiten aufgebracht werden. Die Kosten für die Unterkünfte (Mobilheime, Containermodule oder Fertigbeton-Häuser) stehen noch nicht fest. „Ihre Zustimmung vorausgesetzt, gehen wir nächste Woche in die konkrete Planung“, sagte Klee zu den Politikern.

Und diese Zustimmung bekam er. „Es ist keine Frage, dass wir Sie unterstützen“, so CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain. Der Standort sei eine gute Wahl. „Und die Unterbringung in Turnhallen kommt für uns nicht infrage.“

Dem schloss sich SPD-Fraktionsvorsitzender Andreas Gareißen an: „Die Hallen müssen dem Sport weiter zur Verfügung stehen.“ Die angestrebte Lösung am Schmeddersweg sei gut. Auch von den Grünen gab es Unterstützung für den Standort. Aber auch Kritik: Die Verwaltung solle nicht so tun, als hätte man die neuen Zuweisungen nicht vorhersehen können. „Aus meiner Sicht ist der Druck jetzt hausgemacht“, sagte Fraktionschef Joachim Straeten.

In der dreiköpfigen FDP-Fraktion gab es unterschiedliche Meinungen. Die Vorsitzende Irene Wistuba und Bernd Lommetz stimmten für den Standort am Sporthotel. Jörg Boves war dagegen: „Aus meiner Sicht ist der Standort nicht geeignet. Die Flüchtlinge kommen dort nicht zur Ruhe“, sagte der FDP-Ratsherr mit Blick auf Reit- und Karnevalsveranstaltungen.

Die zweite Gegenstimme zum Standort kam von der Ratsfrau der Linken, Heidi Karlivans. Eine Begründung dafür lieferte sie nicht.