Freilichtmuseum: Weihnachten in der „Huzenstube“

Das Freilichtmuseum Grefrath zeigt ab Sonntag in einer Sonderausstellung Christschmuck aus dem Erzgebirge.

Grefrath. Die „Huzenstube“ ist ein alter Begriff aus dem Erzgebirge. „Huzen“, das bedeutete mundartlich essen, trinken und beisammen sitzen. Dazu kam die Familie in der Stube, dem wärmsten Ort im Haus, früher zusammen — aber auch, um Handarbeiten zu verrichten, Räuchermännchen zu schnitzen und weihnachtliche Pyramiden zu fertigen.

Im Freilichtmuseum ist ab Sonntag eine solche „Huzenstube“ zu sehen. In der Sonderausstellung „Von Räuchermännchen, Engeln und Pyramiden“ im Erdgeschoss der Dorenburg zeigt Monika Lennartz rund 180 Stücke aus ihrer Sammlung an Weihnachtsschmuck aus dem Erzgebirge.

Unzählige große und kleine, handgeschnitzte Figuren sind in den Ausstellungsräumen drapiert, viele davon sind zwischen 80 und 120 Jahre alt. Neben den Nussknackern und Räuchermännchen gibt es vor allem hölzerne Bergleute und Engel mit Kerzenhaltern. „Die Menschen haben geschnitzt, was sie sahen, oder sie haben sich selbst dargestellt“, erklärt Lennartz.

Entstanden seien die ersten Schnitzereien als Nebenerwerb der Bergleute, als es mit dem Erz- und Silberabbau im Erzgebirge zu Ende ging. „Als Ende des 19. Jahrhunderts dann das Weihnachtsfest mehr und mehr als Bescher-Fest Einzug in die Familien nahm, stieg die Nachfrage nach Spielzeug und weihnachtlicher Deko“, sagt Lennartz.

Auch die leuchtenden Schwibbögen sind eine Erfindung der Bergleute, erklärt die Sammlerin: „Sie sollen den Eingang zum Bergstollen symbolisieren.“ Vor ihrer Mettenschicht, der letzten Schicht vor Weihnachten, drapierten die Bergmänner ihre Lampen rund um das Mundloch zum Stollen.

Die Pyramiden wiederum waren lange das zentrale Dekorationsstück in den Familien des Erzgebirges, da der Weihnachtsbaum noch nicht bekannt war. „Heute gibt es keinen Ort im Erzgebirge, in dem zur Weihnachtszeit keine große Pyramide und Schwibbogen stehen“, sagt Lennartz.

Die Sammlerin, die hauptberuflich als Sekretärin arbeitet, hatte schon als Kind eine „sehr starke Neigung zum Weihnachtsfest“. Hinzu kam, dass ihr Vater begeisterter Sammler war und seine Tochter bereits früh in Antiquitätengeschäfte mitnahm. Dabei erstand sie das eine oder andere Deko-Stück, „anfangs nur, weil sie so schön waren“, so Lennartz. Später fing sie an, sich mit den Hintergründen zu beschäftigen und gezielt nach bestimmten Stücken zu suchen.

Ihre Begeisterung beschränkt sich allerdings nicht auf Weihnachtsdekoration, auch historischen Osterschmuck sammelt die Rheydterin. Bereits zum vergangenen Osterfest stellte Lennartz bunte Eier und andere Antike Sammlerstücke im Freilichtmuseum aus.

Ihr liebstes und wertvollstes Stück in der aktuellen Schau ist ein Schwebe-Engel aus dem Jahr 1890. „Da habe ich fünf oder sechs Jahre lang drauf gespart“, erzählt Lennartz. Das Schmuckstück hänge auch regelmäßig in ihrer Wohnung. Ebenso, wie die meisten der anderen Deko-Artikel zur Weihnachtszeit ihr Heim zieren. „Aber dieses Jahr ist kein Schmuck aus dem Erzgebirge dabei“, so Lennartz. Denn der ist ja ab Sonntag in der Dorenburg zu bewundern.