Fridays for Future Kempen: Wer muss mit zur Klima-Demo?
Kempen/Mülhausen · Nach der „Friday for Future“-Aktion am Freitag ärgern sich Eltern darüber, dass ihre Kinder mit der Schule dort hin gehen mussten. Es gebe keinen Zwang, betonen die Schulen.
Die „Fridays for Future“-Bewegung nimmt so richtig Fahrt auf. Die Klima-Demo in Kempen am Freitag war mit rund 1000 Teilnehmern sehr gut besucht. Die weiterführenden Schulen beteiligen sich daran in unterschiedlicher Form. Nicht alle Eltern sind von diesem Engagement begeistert.
„Meine Tochter wurde inzwischen zwei Mal von ihrer Schule gezwungen, an einer Fridays-for-Future-Demo teilzunehmen“, ärgert sich ein Vater gegenüber der WZ. Der Klassenlehrer habe dies im Rahmen einer Exkursion durchgeführt, entsprechend habe Anwesenheitspflicht bestanden. Der Vater habe sich informiert und so ein Besuch müsste im Unterricht verankert und aufgearbeitet werden, damit sich die Kinder eine eigene Meinung bilden können. Seiner Meinung nach passiere dies aber nicht. Auch von anderen Eltern hört man die Kritik, dass die Kinder so quasi gezwungen würden, an der Demo teilzunehmen. Schließlich wollten sich die Kinder ungern zu Außenseitern machen, indem sie nicht mitgehen.
Thema wird im Unterricht behandelt, sagen die Schulleiter
Wie man mit den Klimademonstrationen umgehen soll, wurde und wird an der Liebfrauenschule Mülhausen kontrovers diskutiert, wie Schulleiter Christoph Aretz im Gespräch mit der WZ sagt. „Es gab das Anliegen vieler Schüler, sich an der Demo in Kempen zu beteiligen“, so Aretz. Die Lehrerkonferenz habe dieses Ansinnen unterstützt. Man habe sich auf ein Verfahren geeinigt: Die Lehrer, die mit ihren Klassen oder Kursen an der Demonstration teilnehmen wollten, haben dazu eine Exkursion angemeldet. Zudem sei vereinbart, dass die Lehrer das Thema Klimaschutz und Demonstrationen entsprechen im Unterricht aufbereiten. „Damit ist klar, dass die Teilnahme an der Demo Schulunterricht ist“, so Aretz. Es sei aber in Mülhausen keiner zur Teilnahme gezwungen worden. Schüler, die nicht teilnehmen wollten, konnten in der Schule bleiben. Dazu habe man in Mülhausen eine Aufsichtsregelung organisiert. Von diesem Angebot hätten auch einige Schüler Gebrauch gemacht, so Aretz.
Ähnlich ist das Vorgehen auch an den Kempener Schulen. Die Aufsichtspflicht sei da zu beachten, erklärt Dr. Wolfgang Kutz, stellvertretender Leiter des Gymnasiums Thomaeum. Lehrer, die für ihre Klasse oder einen Kurs die Teilnahme beantragt hätten, seien als Gruppe gegangen. Aber Eltern hätten sich melden können, damit das Kind dann in einer anderen Klasse hätte beaufsichtigt werden können. Beschwerden seien ihm nicht bekannt.
Schüler gehen das
Thema ernsthaft an
Es gebe die klare Ansage, dass Kinder, die nicht mitgehen wollen oder sollen, auch in der Schule bleiben können, macht auch Gesamtschulleiter Uwe Hötter deutlich. Acht Kurse und Klassen der Gesamtschule hätten sich am Freitag beteiligt. Das Thema sei im Unterricht vorbereitet worden und würde nun auch nachbereitet. Dieses Verfahren sei frühzeitig geplant und kommuniziert worden, so Hötter. Wenn sich Klassen oder Kurse nicht beteiligt haben, bestand für die Schüler die Möglichkeit, sich von den Eltern entschuldigen zu lassen und dann selbstständig nach der vierten Stunde zur Demo zu gehen. Auch das hätten einige Schüler in Anspruch genommen. Teils haben sie sich sogar mit ihren Eltern bei der Aktion getroffen. Nur Klassenarbeiten würden vorgehen.
„Ich spüre bei unseren Schülern eine große Ernsthaftigkeit, mit der sie sich mit diesem Thema befassen. Da gibt es nicht viele, die das als Trittbrettfahrer mitnehmen, um den Unterricht ausfallen zu lassen“, so Hötter. Daher unterstütze er die Aktion auch, wo er könne. Wenn sich Eltern gegen eine Teilnahme aussprechen, würde das aber umgesetzt. Keiner werde zum Demonstrieren gezwungen.
Der Mülhausener Schulleiter Aretz macht indes keinen Hehl daraus, dass „15 bis 20 Schüler“ am Freitag nicht an der Demo teilgenommen und das Schulgelände verlassen haben – also nicht unter Aufsicht in der Schule geblieben sind. In diesen Fällen seien die Eltern umgehend kontaktiert worden. „Und das sind nun unentschuldigte Fehlstunden“, sagt Christoph Aretz. Dies sei so, weil die Schule ein alternatives Betreuungsangebot vorbereitet hatte.