Gefahr für Schüler & Senioren

Der Ausbau der Burgstraße für den Durchgangsverkehr erregt die Gemüter auf der Bürgersammlung. Anwohner sehen ein Sicherheitsrisiko.

Lobberich. Großer Ärger um eine kleine Straße: "Unverschämtheit!", schimpften Anwohner über die Pläne der Stadt, die Burgstraße für den Durchgangsverkehr auszubauen. Sie machten ihrem Unmut Luft auf der Bürgerversammlung am Mittwochabend im Rathaus, diskutierten leidenschaftlich mit Vertretern der Stadtverwaltung. Der Anlass: Im Zuge des geplanten Umbaus der südlichen Lobbericher Innenstadt (die WZ berichteten) soll der Autoverkehr künftig über Robert-Kahrmann und Burg- zur Süchtelner Straße geleitet werden.

"Ich verstehe nicht, dass eine Stadt, die sich gerne familienfreundlich nennt, eine Straße mit Schulwegen, Altenheim und Moschee zur Durchgangsstraße ausbauen will", kritisierte Tanja Simons von der Burgstraße. Viel Beifall von den rund 60 Bürgern, die meisten Burgstraßen-Anwohner.

Immer wieder wurde energisch nachgehakt, wie die Stadt die Sicherheit von Schülern, Besuchern der Moschee und Bewohnern des Curanum-Seniorenzentrums gewährleisten will. "Man sieht doch immer wieder alte Leute mit ihrem Rollator, die ängstlich zurückweichen, wenn sie nur von weitem ein Auto sehen", mahnte ein Bürger.

"Tempo-30-Zone und eine deutliche Querung mit Zebrastreifen" würden für die Sicherheit sorgen, argumentierte die Technische Beigeordnete Susanne Fritzsche. Das überzeugte die meisten Bürger nicht: Eine Verbreiterung der Fahrbahn und der Wegfall von Parkplätzen reize die Autofahrer zum Rasen, zumal die Burgstraße künftig Vorfahrtstraße sein soll. "Anliegerparken ist ein Thema, das in Nettetal zurzeit kein Thema ist", meinte Ronald van Zanten vom Tiefbauamt zur Anfrage, ob an der Burgstraße Parkplätze für Anlieger ausgewiesen werden könnten.

"Sie sagen ja selbst, der Verkehr werde von rund 3000 auf über 5000 Fahrzeuge täglich steigen", wunderte sich eine Anwohnerin. Tanja Simons: "Wollen Sie nun eine Umgehungsstraße oder eine Tempo-30-Zone?"

Manche Bürger schlugen Alternativen für eine südliche Umgehung der Innenstadt vor, etwa über die Straße Bengerhof oder durch eine Verlängerung des Caudebec-Rings zur Süchtelner Straße. Vielleicht später mal, hieß es seitens der Stadt.

HINTERGRUND Lobberichs südliche Innenstadt wird herausgeputzt: Kaufland und Umbau des Marktes sollen mehr Menschen anlocken. Dafür wird die Verkehrsführung ums Zentrum geändert - über die Robert-Kahrmann-Straße und Burgstraße zur Süchtelner Straße.

ZUSTAND Vor allem die Burgstraße weist Mängel auf: Schlechte Fahrbahn, enge Gehwege, überlastet. Besucher von Moschee und Altenheim finden kaum Parkplätze. Kritisch: Schulwege und Spazierwege der Senioren kreuzen die Straße.

PLAN Robert-Kahrmann-Straße und Burgstraße sollen ausgebaute vorfahrtberechtigte Tempo-30-Zonen werden. Anregungen und Einwände können vorgebracht werden im Fachbereich Stadtplanung im Rathaus, Doerkesplatz11, Tel.02153/8986101.

Einleuchtend klingt das nicht: Die Stadt will die Burgstraße zur teilweise sieben Meter breiten und vorfahrtberechtigten Umgehungsstraße ausbauen - und verspricht gleichzeitig mehr Verkehrssicherheit durch Tempo 30 und Zebrastreifen ohne Ampeln. Widersprüchlich, klagen Anwohner. Zu Recht. Vorrang vor Verkehrsfluss hat die Sicherheit - für hunderte Schüler, Bewohner des Altenheims, Besucher der Moschee. Doch die Stadt blockt andere Vorschläge ab, etwa die Umgehung über Bengerhof. Kurios zudem: Sie hat ein Grundstück an der Düsseldorfer Straße zum Weiterbau des Caudebec-Rings zur Süchtelner Straße gekauft, stellt den Plan aber zurück. Der Stadt gehe es nur, schimpfen Bürger, um attraktive kurze Zu- und Abfahrtswege zum neuen Kaufland. Das klingt schon eher einleuchtend.