Gemeinsam gegen das Vergessen

In Kempen und Grefrath wurde am Sonntag an die Opfer des Holocaust erinnert. Das Leid darf sich nicht wiederholen.

Kempen/Grefrath. Wie in ganz Deutschland wurde am Sonntag auch in Kempen und Grefrath den Opfern des Holocaust gedacht. Am 27. Januar 1945 wurden die Überlebenden im Konzentrationslager in Auschwitz von der sowjetischen Armee befreit. Seit 1996 wird an diesem Datum an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.

Mit den Worten „Schweigen ist verboten, Sprechen ist unmöglich“ eröffneten Steffen Reimer und Brit Weirich, Mitglieder des Netzwerkes Buntes Kempen, ihre Rede zum Holocaust-Gedenktag. Rund 80 Mitbürger hatten sich am Sonntag vor der Gedenkstele am Rathaus versammelt.

Die jungen Erwachsenen bezogen sich in ihrer Rede auf das Buch „Spiel mir das Lied vom Leben“ von Angela Krumpen, eine wahre Geschichte über das Zusammentreffen eines Überlebenden des Holocaust und einer jungen Geigerin. „Wir hatten die Idee, Zitate aus dem Buch in unseren Worten zu erklären“, so Brit Weirich.

„Wieder gut zu machen ist nichts mehr, aber wir sollten aus den Geschehnissen lernen, es beser machen und unsere Mitmenschen mit Respekt behandeln“, lautete der Aufruf des Netzwerkes. Daran anschließend wandte sich Bürgermeister Volker Rübo an die Anwesenden und verwies auf die Zeitzeugen des Nationalsozialismus: „Ihnen müssen wir zuhören und das Gesagte in unseren Herzen tragen.“

Im Anschluss verlas Rübo die auf der Gedenkstele verzeichneten 82 Namen der Kempener Holocaust-Opfer, Bürger legten zu jedem einzelnen eine Rose nieder. Musiker Herbert Holtemeyer begleitete dies auf dem Saxophon.

Die Bürger der Gemeinde Grefrath haben ihre jüdischen Mitbürger, denen durch das NS-Regime unendliches Leid zuteil wurde, nicht vergessen. In Rahmen einer ökumenischen Gedenkfeier erinnerten sich gut 40 Grefrather zusammen mit Bürgermeister Manfred Lommetz und Vertretern der Kirchengemeinden an die jüdischen Bürger, die Opfer des Holocaust wurden.

Wegen des starken Regens fand die Feier in der Kirche statt. Lediglich bei der Verlesung der Namen der Grefrather Bürger, die auf dem Gedenkstein stehen, gingen die Teilnehmer nach draußen. Irmgard Tophoven verlas die Namen der Opfer und brachte ein Gedicht einer jüdischen Mitbürgerin zu Gehör. Verschiedene Lieder umrahmten die Gedenkfeier.

Pfarrer Hartmut Boecker von der evangelischen Kirchengemeinde erinnerte daran, dass die Ereignisse unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ganz Europa „ganz sicher verändert haben“. Boecker weiter: „So etwas darf nie wieder vorkommen, denn viel Leid ist über die Menschen gekommen.“

Drei junge Menschen trugen Gedanken vor und erinnerten, dass ganze Familien ausgerottet wurden. Die Menschen seien „durch Wahnsinn ins Verderben“ geraten. Bürgermeister Manfred Lommetz verwies darauf, das nicht nur jüdische Mitbürger Opfer der Gewaltherrschaft wurden, sondern auch Roma, Zeugen Jehovas, Behinderte oder Homosexuelle.

Die Menschen in den Konzentrationslagern seien heimtückisch gefoltert, gequält und ermordet worden. „Diese grauenvollen Bilder erschüttern uns noch heute“, so Lommetz, der von einer „Vernichtungsmaschinerie“ sprach, die auch vor der Gemeinde Grefrath nicht Halt gemacht habe.