Gericht: Missbrauchte Mädchen sagen zwei Stunden aus

Der einstige „Lieblingsonkel“ soll seine beiden Nichten vergewaltigt haben. Die Schwestern wurden nun als Zeugen gehört.

Krefeld/Breyell. Dritter Verhandlungstag vor der 1. Großen Strafkammer des Krefelder Landgerichts gegen Peter K. (41) aus Breyell. Ihm wirft die Staatsanwaltschaft schweren sexuellen Missbrauch und Vergewaltigung vor. Er soll sich zwischen 2003 und 2006 in Breyell an seinen damals unter 14 Jahre alten, einen Kilometer von ihm entfernt wohnenden Nichten Sandra und Alexandra - Namen von der Redaktion geändert - vergangen haben.

Der Angeklagte gab bislang zu, die ihm zur Last gelegten Taten nur mit der eineinhalb Jahre älteren Schwester Sandra vollzogen zu haben. Alexandra habe er nie unsittlich berührt, obwohl er nach seinen Ausführungen mit beiden Mädchen in seinem Bett geschlafen habe. Am letzten Verhandlungstag wurde die heute 14-jährige Sandra unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen, obschon sie vom Zeugnisverweigerungsrecht gegen den angeblichen "Lieblingsonkel" hätte Gebrauch machen können.

Die anschließende Vernehmung der kleineren Schwester brach die Richterin damals ab, da Alexandra angesichts des Bruders ihrer Mutter auf der Anklagebank keinen Ton über die Lippen brachte und nur nickend oder kopfschüttelnd antwortete. Die Eltern der beiden Mädchen treten im Prozess als Nebenkläger auf. Deren Rechtsanwältin teilte am Donnerstag mit, dass Alexandra nur dann aussagen wolle, wenn sich der Angeklagte nicht im selben Raum befände. "Alexandra fühlt sich schuldig, dass der Onkel vor Gericht steht. Wenn er anwesend ist, sagt sie nichts."

Der Verteidiger des Angeklagten widersprach der Entfernung seines Mandanten aus dem Sitzungssaal, da keine Nachteile für die junge Zeugin zu befürchten seien. Die Kammer war darauf vorbereitet und hatte vor Prozessbeginn die Technik für eine audio-visuelle Übertragung in einen Nebenraum installieren lassen. Damit waren die Parteien einverstanden. Der Angeklagte wurde in den Nebenraum abgeführt und Alexandra, mit ihrer Lieblingspuppe im Arm, betrat an der Hand der Vertreterin der Nebenklage den großen Sitzungssaal und überstand mutig und gefasst eine gut zwei Stunden dauernde Befragung - erneut unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Fortsetzung am Dienstag.