Ratssitzung in Kempen Ein Anfang und ein Abschied

Kempen · Kämmerer Jörg Geulmann wurde einstimmig zum Beigeordneten gewählt. Josef Lamozik verlässt nach 37 Jahren den Stadtrat.

Jörg Geulmann (l.) wurde einstimmig zum Beigeordneten der Stadt Kempen gewählt. Bürgermeister Volker Rübo war in der Ratssitzung am Donnerstag der erste Gratulant.

Foto: Norbert Prümen

Wenn Blumen im Kempener Ratssaal bereitstehen, gibt es meist etwas zu feiern. Grund zur Freude hatte am Donnerstagabend in der Ratssitung vor allem Kämmerer Jörg Geulmann (CDU). Wie erwartet, wurde er vom Rat einstimmig zum neuen Beigeordneten mit den Zuständigkeiten „Kämmerei und Finanzmanagement“ gewählt. „Ich freue mich außerordentlich über das Ergebnis“, so der 45-jährige Krefelder.

Geulmann ist nun einer von vier Dezernenten in Kempen – neben dem Ersten Beigeordneten Hans Ferber (Haupt- und Personalamt/Ordnung/Verkehr) sowie Marcus Beyer (Technisches Dezernat) und Michael Klee (Soziales/Schule/Sport/Jugend). Die Aufstockung von drei auf vier Dezernenten-Stellen hatte der Stadtrat vorübergehend gebilligt, weil Hans Ferber zum 31. Dezember in den Ruhestand geht. Er wird jedoch schon im Sommer aus dem aktiven Dienst ausscheiden. Seine Aufgaben sollen ab Sommer auf die Schultern der anderen Dezernenten und Bürgermeister Volker Rübo verteilt werden. Über die neuen Dezernats-Zuschnitte soll erst entschieden werden, wenn Ferber in Pension ist.

Zumindest offiziell. Denn eine Äußerung von SPD-Fraktionschef Andreas Gareißen in der Ratssitzung verstärkt die Annahme, dass hinter den politischen Kulissen schon deutlicher über die neuen Zuschnitte gesprochen worden ist. „Da Herr Geulmann ja künftig den Bereich Ordnung von Herrn Ferber übernehmen wird, bitte ich ihn, diesen mit Sorgfalt und Bürgernähe zu führen“, so Gareißen vor der Wahl Geulmanns. Mit diesem Wunsch sei er aus der Bürgerschaft konfrontiert worden. „Das wollte ich hier nur weitergeben.“ Bürgermeister Rübo entgegnete leicht irritiert, dass über die künftige Aufgabenverteilung ja noch gar nicht entschieden sei. „Das wird die Politik dann auf meinen Vorschlag hin beraten, wenn Herr Ferber nicht mehr im Dienst ist“, stellte Rübo klar.

40 Jahre Engagement in der Kempener Kommunalpolitik

Während Jörg Geulmann nun auf einer neuen Karrierestufe steht, war es am Donnerstag auch Zeit, einen verdienten Kommunalpolitiker zu verabschieden. Josef Lamozik (CDU) legte nach 37 Jahren sein Ratsmandat aus gesundheitlichen Gründen nieder. „Sie haben sich im höchsten Maß um die Stadt Kempen verdient gemacht“, würdigte Bürgermeister Rübo den 72-Jährigen. Von 1982 bis 2019 saß Lamozik im Rat. Zuvor war er schon ab 1979 sachkundiger Bürger für die CDU. Von 1984 bis 2015 war Lamozik Vorsitzender des Schulausschusses, dazu ab 2014 Vorsitzender des Denkmalausschusses. „Sie galten in der Ausschussarbeit als streitbar und haben nie ein Blatt vor den Mund genommen“, so Rübo.

Josef Lamozik, der sich auch ehrenamtlich vielfältig engagiert, hat 2009 die Bundesverdienstmedaille bekommen. Bekannt ist er in Kempen auch als Fotograf und Mitglied der Freiwilligen-Gruppe, die sich ums städtische Bild-Archiv kümmert. Diese Gruppe veröffentlicht regelmäßig den Bildband „Kempen im Wandel der Zeit“ – Josef Lamozik ist federführend dabei.

In seiner letzten Stellungnahme verzichtete Lamozik – wie immer – auf ein Mikrofon: „Das habe ich nie gebraucht.“ Er gab den Ratskollegen mit auf den Weg, dass ihre Arbeit die Basis des demokratischen Rechtsstaates ist. Diese werde in den Kommunen vor Ort gelegt. „Verantwortung übernehmen für den eigenen Ort“, zitierte Lamozik aus einem Interview mit einem SPD-Kommunalpolitiker in der „Frankfurter Rundschau“, um seine Motivation für fast 40 Jahre im Rat auszudrücken. Abschließend ergänzte der Kempener seine Gedanken: „Die Arbeit in der Stadt ist die Schule der Demokratie. Ihnen allen viel Erfolg. Arbeiten Sie engagiert für die Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt.“

Als Nachfolger von Lamozik trat Sebastian van Thiel am Donnerstag seinen Dienst im Rat an. Der 43-Jährige ist Landwirt, verheiratet und Vater von zwei Kindern. Die Familie wohnt an Haus Velde.