Einsatz für Pferde in Not Pferdeschutzverein sucht eine neue Heimat
Grefrath · Der Verein Pferdeschutz Viersen nimmt Pferde auf, die niemand mehr will. Jetzt sucht der Verein ein neues Plätzchen.
(biro) Johnny ist schon ein älteres Semester: 1984 geboren, stand das 90 Zentimeter hohe Shetland-Pony lange Zeit auf einer Weide und wurde immer dünner. „Er hatte kaum noch Zähne, konnte das Gras gar nicht fressen“, erinnert sich Ilka Brix, „er wäre fast verhungert.“ Daraufhin nahm sie Johnny zu sich. Das ist zehn Jahre her, seither lebt Johnny in Grefrath, bekommt mehrmals täglich eingeweichtes Futter, das er auch ohne Zähne gut aufnehmen kann, und wird betüddelt. „Er liebt es, beschmust zu werden“, sagt Brix. „Und sonst ist er fit, er hat nichts.“
Pferden und Ponys wie Johnny hat der gemeinnützige Verein ein neues Zuhause gegeben. Brix wuchs mit Pferden auf, ritt schon als Jugendliche. „Damals schenkte mir eine alte Frau ein Pony. Sie sagte: ,Wenn du es nicht nimmst, lasse ich es einschläfern.‘ Das fand ich traurig.“ Ihre Leidenschaft für Pferde hielt an, zum eigenen Pferd kam zunächst ein Beistellpferd hinzu, dann das Pony. Die Sorge um die Tiere, die keiner mehr haben wollte, ließ Brix jedoch nicht los.
Unterstützung gab es zu Hause: „2001 lernte ich meinen Mann kennen, der das alles mitmacht“, sagt sie schmunzelnd. 2007 folgte schließlich die Vereinsgründung mit weiteren Pferdebegeisterten, Vorsitzender des Vereins ist Axel Eickels aus Viersen, stellvertretende Vorsitzende ist Brix.
Im Laufe der Jahre kamen weitere Pferde und Ponys hinzu. Tiere, die aus den unterschiedlichsten Gründen abgegeben wurden. Im Augenblick betreut der Verein 14 Pferde und Ponys. In den letzten Jahren habe die Not zugenommen, hat Brix festgestellt: Zunächst kam Corona, dann Inflation und Energiekrise. Viele Pferdebesitzer könnten sich die Versorgung der Tiere nicht mehr leisten, „man muss etwa 500 Euro pro Monat für ein Pferd rechnen“, sagt die Oedterin. Nicht zuletzt seien auch die Kosten für Futter, Stallmiete und Tierarzt gestiegen.
Neue Besitzer für ein älteres Tier zu finden, das vielleicht nicht mehr reitbar ist, das einige altersbedingte Zipperlein hat, sei nicht leicht. Einschläfern sei auch keine Lösung, „Tierärzte dürfen keine jungen, gesunden Tiere einschläfern, und auch keine älteren Tiere, die keine gesundheitlichen Beschwerden haben“, sagt Brix. Am Ende bleibe nur ein Ausweg: der Pferdemetzger. Und das wollten Besitzer ihren Tieren ersparen, riefen deshalb bei Tierschutzvereinen an. Noch nie hat jemand dem Verein einfach ein Pferd vor die Tür gestellt. Aber aus den Gesprächen mit den Besitzern weiß Brix, wie groß die Verzweiflung oft ist. „Wir hatten mal den Fall, dass sich ein Mann meldete, der schwer krank war. Er suchte ein gutes Zuhause für sein Pferd. Er wollte nicht, dass es geschlachtet wird, wenn er nicht mehr ist.“ Der Verein nahm das Tier auf. Stets gucke sie sich die Pferde an, bevor der Verein sie aufnehme, sagt die 49-Jährige, „wenn es leidet, nehme ich es nicht.“ Und wenn ein Tier alt und krank sei, müsse man es auch gehen lassen können, sagt Brix, „da helfen wir lieber einem jungen Tier, das noch 30 Jahre vor sich hat.“
Zunächst fand der Verein für die Pferde Flächen in Wachtendonk und Kempen, seit 2017 nutzen die Ehrenamtler ein Areal am Tetendonk in Grefrath, versorgen die Tiere und kümmern sich um Weiden, Boxen und Offenställe. Doch dort ist bald Schluss: Zum 31. März 2024 hat der Verein die Kündigung erhalten. „Darüber sind wir sehr traurig und enttäuscht, weil wir uns dort immer sehr wohl und heimisch gefühlt haben“, teilt der Verein auf seiner Internetseite mit. Deshalb suchen die Tierfreunde nun eine neue Heimat für die Pferde in Not – und das am besten für immer.
Gesucht wird ein Haus mit Nebengebäuden, ein Resthof oder ähnliches, sowie etwa 1,5 Hektar Weideland direkt am Standort. Gern würde man kaufen, sagt Brix, doch auch eine langjährige Pacht könne man sich vorstellen. Sorge, dass der Verein nicht bezahle, müssten Verpächter nicht haben, „wir haben unsere Rechnungen immer pünktlich bezahlt.“ Offen sei der Verein für Angebote auch über Grefrath hinaus. Brix: „Wir freuen uns über jeden, der sich meldet, ob nun aus dem Kreis Viersen, aus dem Kreis Heinsberg oder dem Kreis Kleve.“