GWG setzt auf den Markt Kempen
Die gemeinnützige Gesellschaft des Kreises Viersen will in der Thomasstadt aktiver werden. Es gebe dort gute Fördermöglichkeiten.
Kempen/Grefrath. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (GWG) für den Kreis Viersen will ihre Aktivitäten in Kempen verstärken. Das machte der neue GWG-Vorstand Michael Aach gestern im Rahmen der Bilanzpressekonferenz des Unternehmens deutlich. „Ich würde es begrüßen, wenn wir in Kempen überdurchschnittlich aktiv werden könnten“, so Aach. „Kempen ist im Wohnungsbau ein hochattraktiver Markt.“
Dass dies im hochpreisigen Segment so ist, wissen die Kempener schon seit vielen Jahren. Investoren à la Schmitz und Tecklenburg haben für exklusiven Wohnraum gesorgt. Und genau das spielt nun den Planern von öffentlich gefördertem Wohnraum in die Karten. Dadurch, dass das Wohnen in Kempen so teuer geworden ist, befinde sich die Stadt inzwischen in einem höheren Förderbereich des Landes, so Aach. So wie Willich und Tönisvorst erhalte man in Kempen für geförderte Wohnungen inzwischen die Förderstufe 4. „Das macht die Stadt Kempen für uns noch ein Stück attraktiver“, so Aach. Vonseiten der Stadt gibt es laut Aach Signale, dass mehr Kooperationen wünschenswert sind.
Nun sei es aber an der Stadt Kempen, auch in Neubaugebieten auf Geschosswohnungsbau zu setzen, ergänzte der andere Vorstand Diether Thelen, der Ende Juni nach 17 Jahren bei der GWG in den Ruhestand gehen wird. Einige Kommunen hätten dieses Thema in den vergangenen Jahren vernachlässigt. Inzwischen wird das in Kempen schon anders gehandhabt. Im Kempener Baugebiet „An der Kreuzkapelle“ entstehen Mehrfamilienhäuser. Und auch im geplanten Gebiet „Auf dem Zanger“ in St. Hubert ist Geschosswohnungsbau vorgesehen. Für die GWG ein interessantes Gebiet, wie Michael Aach bestätigt.
Ein Blick in die Bilanzzahlen der GWG zeigt, dass das Unternehmen in Kempen Potenzial hat. Im Vergleich zu anderen Städten mit ähnlichen Einwohnerzahlen hat die GWG in Kempen Wohneinheiten im unterdurchschnittlichen Bereich. Während es in Kempen 489 Wohneinheiten sind, sind es in Willich 707 und in Nettetal 827. „Wir sehen uns als Dienstleister. Und in Kempen waren die entsprechenden Wohnformen nicht gewünscht oder gefragt“, so Thelen. Dies sei jetzt anders. Wie in anderen Kommunen auch, werde nach öffentlich geförderten Wohnungen gesucht.
Dass die Gesellschaft, an der der Kreis Viersen, die Sparkasse Krefeld und die Kommunen des Kreises beteiligt sind, aber schon jetzt in Kempen aktiv ist, zeigt ein Blick an den Heyerdrink. Dort entsteht derzeit das erste von vier Mehrfamilienhäusern. Am Ende sollen in Innenstadtnähe 59 Wohnungen entstanden sein, 28 davon öffentlich gefördert. „Das ist für Kempen ein wichtiges Vorhaben. Ich bin glücklich, dass dies nun umgesetzt wird“, sagte Landrat Andreas Coenen in seiner Funktion als Co-Vorstand der GWG. Das Projekt werde den Wohnungsmarkt in Kempen deutlich nach vorne bringen. Das erste Haus soll Mitte 2019 fertig sein.
Gute Nachrichten hatte Landrat Coenen auch für alle Oedter. Der Neubau der Sparkasse inklusive neun Mietwohnungen am Niedertor sei bald fertig. Schon Ende des Monats könnten die ersten Wohnungen bezogen werden. Das Gebäude entsteht auf dem Grundstück der früheren Sparkasse, die bei einem Brand 2015 zerstört worden war. „Ich freue mich über das Signal der Sparkasse, dass der Standort in Oedt erhalten bleibt“, so Coenen. Und gleichzeitig entstünde dort moderner und bezahlbarer Wohnraum.
Beim zweiten Grefrather GWG-Projekt laufe ebenfalls alles nach Plan, so Michael Aach. Die Rede ist vom Bau von 18 öffentlich geförderten Wohnungen an der Bahnstraße. Grundsteinlegung für den dreigeschossigen Bau war am Osterwochenende. Im Sommer 2019 soll das Haus bezugsfertig sein.
Insgesamt sieht sich die GWG bei ihren Neubauprojekten gut aufgestellt. Der hohe Bedarf an Wohnungen führe aber derzeit zu einem „historischen Bauprogramm“, wie es Michael Aach ausdrückte. Derzeit seien rund 300 Wohneinheiten im Bau — „eine Mammutaufgabe“. Insofern seien die Kapazitäten der GWG derzeit finanziell und personell komplett ausgelastet. Von einer Ausdehnung des Unternehmens mit derzeit 55 Mitarbeitern rät der scheidende GWG-Vorstand ab. „Man muss immer die Balance wahren. Und keiner weiß, wie sich der Wohnungsmarkt in den nächsten Jahren und Jahrzehnten entwickelt“, so Diether Thelen.