Handwerkermarkt - Kaufen wie im Mittelalter
Löffelschmied, Gaukler, Spekulatiusbäcker und Co. lockten am Wochenende in die Altstadt. Rund um den Buttermarkt gab es viel zu entdecken.
Kempen. Trommelgleich lockt das gleichmäßige Geräusch die Massen an: Mit einem kleinen Hammer treibt Josef Wawer das glänzende Silber ringförmig um den Amboss, schmiedet das Edelmetall kalt in Form. „Das sieht aber schön aus“, findet Bianca (10) aus St. Hubert, die sich das Handwerk am Stand auf dem Buttermarkt zusammen mit ihrer gleichaltrigen Freundin Yasmin fasziniert anschaut.
„Jetzt habe ich ein neues Schmuck-Unikat“, freut sich Susanne Schmidt, die sich ihren gerade erworbenen Rundling auf Ringfingergröße anpassen lässt. Kein Problem für Josef Wawer, der mit Augenmaß arbeitet: „Meine Ware, das alte Silberbesteck, finde ich auf Flohmärkten“, lässt der Löffelschmied die neugierige Menschentraube um sich wissen.
Bereits am Samstagmittag war der Historische Handwerkermarkt in der Kempener Innenstadt sehr gut besucht. Und in Verbindung mit dem verkaufsoffenen Sonntag war es am Nachmittag brechend voll in der Altstadt. Die Veranstaltung von Werbering, Stadt und der Firma Gaudium zeigte historisches Handwerk sowie Kulinarisches von damals und heute. Mittelpunkt des Geschehens war auf dem Buttermarkt, wo auch Gaukler und Musiker stilecht gewandet auftraten und sich unters Volk mischten.
Einer der Höhepunkte war wie immer die Dorfschmiede von Heinz Billen, der samt Team demonstrierte, wie schmiedeeiserne Hufeisen, Haken und Bestecke gemacht werden. Für „dumme Sprüche“ gab’s einen Kreidestrich zwischen Amboss und Esse — beispielsweise, wenn jemand an der Echtheit des Feuers zweifelte.
Als „Mann für alle Felle“ machte Darius Ujma von sich Reden: Er verkaufte wärmende Lamm-, Ziegen- und Fuchsfelle, dazu Pullis, Mützen und Handschuhe aus reiner Schafwolle. Bei Stellmacher Erwin Neth gab’s Vogelhäuschen für seltene Arten wie Schnapsdrossel und Schluckspecht: Die Häuschen entpuppten sich als gut getarnte Haus- und Gartenbar — ein willkommener Spaß für jeden, der sich einen zwitschern will.
Für einen goldenen Oktober empfahl „Obstler“ Markus Seitz das „Feengold“-Elixier aus Kiwi und Kaktusfeige: „Das güldene Wasser aus der Quelle des ewigen Glücks.“ Als „Schluckimpfung gegen Schwiegermütter“ verkaufte er die „Drachenglut“ mit 12,5 Prozent Alkohol. Dieses gab’s in Tonkrügen — das günstige Material diente schon früher als Krug und Flaschen-Ersatz.
Eine gratis Geschichtsstunde gab’s am Schmuckstand: „Der Klerus trug früher Amethisten, während Rubin, Smaragd und Saphir dem Adel vorbehalten waren“, erklärte Andrea Wurtz. Nebenan duftete es nach Spekulatius: Anton van der Aar backt sie, stellt mit 250 Steckeisen aber auch die Formen her.
Spiralmuster und Ringtechnik beherrscht Kupferschmiedin Pia Hufschlag, wie sie mit Punzier-Eisen, Zirkel und Zange eindrucksvoll bewies. Mit „Wissen im Kopf und Kreativität“ schuf sie Ketten und bedeutsame Runen-Anhänger. Und wieder trommelt ein regelmäßiges Schlagen neugierige Nasen an: Silberschmied Josef Wawer fertigt sein nächstes Gabel-Ring-Unikat . . .