Hier endet die Datenautobahn
Nicht nur in Bereichen von Unterweiden hat das Internet Schneckentempo. Besonders betroffen sind Anwohner, die beruflich „surfen“ müssen.
Kempen/Kreis Viersen. Monika Kubienski, die gemeinsam mit ihrem Mann ein Steuerbüro in Unterweiden betreibt, fühlt sich nahezu von der Außenwelt abgeschlossen. Zumindest was die Erreichbarkeit via Smartphone und Internet angeht, sei es „wie in Hinterindien“. Wobei: „In Hinterindien haben die sicherlich besseres Internet.“
Die Anwohnerin der Straße „Am Fungerhof“, unweit der Gaststätte Dickerboom, klagt über — digital gesehen — katastrophale Zustände. „Im Moment haben wir nur eine 1,5er-Leitung, was ja überhaupt nichts ist“, sagt sie. Ein vernünftiges Arbeiten sei so kaum mehr möglich. „Der Rechner lädt 20 Minuten, wenn wir einen Anhang von 20 MB bekommen. Wenn wir einen solchen verschicken, dauert es gefühlt 40 Minuten“, zeigt sich Monika Kubienski genervt.
Bereits vor einiger Zeit hatte sie sich an Bürgermeister Volker Rübo gewandt. „Ich telefoniere seit Monaten, weil unsere Internetleitung ständig gestört ist, oder bei uns noch nicht einmal die 1 Mbit/s, die man uns zubilligt, verfügbar sind.“ In der E-Mail wird auch geschildert, dass das Ehepaar schon diverse Anstrengungen unternommen hat, um diesen Zustand zu ändern — vergeblich. „Was sollen wir also tun? Umziehen?“ In seiner schriftlichen Antwort betont der Bürgermeister, dass er den Unmut „sehr wohl verstehen“ könne. Auch wird der Austausch der Stadt mit der Telekom beschrieben. Große Hoffnung auf kurzfristige Verbesserungen konnte Rübo in seinem Brief vom Februar aber nicht machen. Denn: „Die Telekom entscheidet neben technischen Vorgaben auch unter wirtschaftlichen Aspekten über den Ausbau ihres Netzes.“
Beim Kreis Viersen hat man das Problem auf dem Schirm. Wie die WZ kürzlich berichtete, liegen nun die Ergebnisse einer Breitband-Analyse der Firma Eifel-Net im Auftrag des Kreises vor. Rote Punkte auf einer veröffentlichten Karte stehen für Adressen mit Anschlüssen unter 30 Mbit pro Sekunde. Besonders auffällig ist die schlechte Lage in Gref-rath. Probleme gibt es aber auch in den Randgebieten von St. Hubert und Tönisberg sowie eben in Unterweiden.
Für einen flächendeckenden Ausbau der unterversorgten Gebiete müssen nach einer unabhängigen Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsanalyse der Firma Eifel-Net voraussichtlich rund 40 Millionen Euro investiert werden. Bei einer kreisweiten Beteiligung an einem Förderprogramm zum Breitbandausbau werden im Regelfall 90 Prozent der erforderlichen Kosten von Bund und Land getragen. Da Kommunen mit Haushaltssicherungskonzept zu 100 Prozent gefördert werden, ergibt sich ein kommunaler Eigenanteil von insgesamt rund drei Millionen Euro, teilt der Kreis Viersen mit.
Mittlerweile haben die Kubienskis, die seit Anfang der 90er Jahre in Unterweiden wohnen, nach eigener Aussage zumindest eine schriftliche Zusage der Telekom über eine Mindestleistung von 2 Mbit/s. „Mündlich wurde uns sogar eine Maximal-Leitung von 6 Mbit/s versprochen — aber ich glaube nicht, dass diese erreicht wird.“
Und auch das mobile Telefonieren macht in Unterweiden nicht wirklich Spaß: „Wir haben keinen Handy-Empfang“, sagt die Anwohnerin. Liegt es am Anbieter Vodafone? Offensichtlich nicht, denn „unsere Mandanten, die andere Anbieter nutzen, befinden sich bei uns auch in einem Funkloch“.