Hightech auf dem Bauernhof
Die Kühe von Landwirt Matthias Funken tragen ein Halsband, das deren Paarungsbereitschaft per E-Mail meldet. Das ist nicht der einzige Vorteil des Systems.
Grefrath. Wenn Matthias Funken noch vor einigen Jahren herausfinden wollte, ob eine seiner Kühe paarungsbereit ist, dann musste er sich in den Stall begeben.
Dort beobachtete er mehrmals am Tag die Tiere und schaute nach paarungstypischen Verhalten. Bei 80 Kühen häufig kein leichtes Unterfangen dabei die Übersicht zu behalten.
Heute sitzt der Landwirt aus Schlibeck dagegen ganz entspannt an seinem Computer und bekommt per E-Mail mitgeteilt, welche Kuh nun besamt werden kann. Denn: Seine Tiere tragen ein modernes Halsband, das ihre Bewegungen aufzeichnet.
Anhand dieser wird eine ziemlich genaue Prognose der Paarungsbereitschaft errechnet. „Früher hab ich auch schon mal eine Brunst übersehen. Durch diese Technik sind die Erfolgs-Chancen eindeutig höher“, sagt der 57-Jährige.
Die Folge: Seine Tiere werden rechtzeitig besamt, gebären Kälber und können dann ihre Milch geben. „Das ganze System hat einfach wirtschaftliche Vorteile für uns“, erklärt Funken. Wie groß diese sind, lasse sich, so der Landwirt, schwer berechnen.
Die Investition von 100 Euro pro Halsband — bei mittlerweile 170 weiblichen Rindern eine Gesamtsumme von 17 000 Euro — habe sich jedoch gelohnt. „Erst durch diese technische Hilfe konnten wir die Anzahl der Kühe überhaupt auf 170 Stück aufstocken“, sagt Funken.
Das Prinzip der Technik funktioniert so: das Halsband registriert die Aktivität des Kaumuskels und wieviel sich die Kuh insgesamt bewegt. Wenn das Tier brünstig ist, nimmt die Kau-Aktivität ab, während sie sonst mehr herumläuft. Daraus errechnet der Computer dann den optimalen Zeitpunkt für die Besamung.
Auch von anderen Landwirten im Kreis Viersen werden die Vorteile der Technik so langsam erkannt. „Dieses System ist sehr stark auf dem Vormarsch, da die Trefferquote bei rund 95 Prozent liegt und es die zeitliche Belastung der Bauern reduziert“, sagt Paul-Christian Küskens, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Krefeld-Viersen.
Wegen der Höhe der Investition hat nach Paul-Christian Küskens Schätzung aber höchstens jeder dritte Bauer seine weiblichen Rinder mit den Halsbänder ausgestattet: „Es gibt auch immer noch kleinere Betriebe, die es ohne ganz gut schaffen.“
Matthias Funken ist hingegen komplett von der technischen Beobachtung seiner Tiere überzeugt. Denn auch für die Gesundheit und den Tierschutz ergeben sich Vorteile. „Die Daten zeigen mir zusätzlich an, ob ein Tier vielleicht unter Verdauungsproblemen leidet und ich den Tierarzt holen muss“, sagt der Gref-rather.
Denn wenn sowohl die Kau- als auch die gesamte Aktivität reduziert ist — ein Anzeichen für eine mögliche Erkrankung des Tieres — dann meldet ihm das System unverzüglich diese Veränderung. Funken: „Ein Betrieb, der langfristig überleben will, der muss sich diesen technischen Möglichkeiten bedienen. Da bin ich ganz sicher.“