Hinsbeck: Die Arbeitswelt live erleben

In der Hinsbecker Jugendherberge machen vier Jugendliche eine Ausbildung. Das Projekt ist das erste dieser Art in NRW.

Hinsbeck. "Es macht mir einfach mehr Spaß, hier zu arbeiten als im HPZ", sagt René Drieskes. Der 22-Jährige ist einer von vier behinderten Jugendlichen, die eine Ausbildung in der Hinsbecker Jugendherberge machen. Das landesweite Pilotprojekt soll dabei helfen, Behinderte besser in die Gesellschaft zu integrieren.

"Die Auszubildenden können so die Arbeitswelt live erleben", sagt Herbert Jans von der Landesarbeitsagentur. Möglich gemacht wird das Projekt durch finanzielle Hilfe der Arbeitsagentur. Die Trägerschaft teilen sich das Heilpädagogische Zentrum (HPZ) und die Nettetaler Elterninitiative Kindertraum.

"Schon seit einigen Jahren werden behinderte Kinder integrativ in Regelschulen unterrichtet", sagt Ludger Peters, Vorsitzender der Elterninitiative.

"Aber nach der Schule gibt es eine Lücke in der Integrationsarbeit." Zwar gebe es eine gute Ausbildung in den HPZ-Einrichtungen, "im normalen Berufsleben fehlt sie aber bislang". Das Hinsbecker Projekt soll diese Lücke schließen.

In der Jugendherberge machen vier Jugendliche zwischen 17 und 22 Jahren eine zweijährige Ausbildung. "Wir setzen sie in der Küche, in der Reinigung, im Garten oder im Hausmeisterdienst ein", erklärt Nicole Podchull, die die Auszubildenenden als Sozialpädagogin betreut.

Ein nicht-behinderter Angestellter arbeitet immer mit den Lehrlingen zusammen. "Es werden Arbeitsteams gebildet", so Pochull. Nachmittags gibt es dann noch theoretischen Unterricht, in dem alles über die Berufsbilder vermittelt wird.

Zu den Aufgaben gehören vom Gemüseschneiden in der Küche übers Spülen bis zum Anstreichen alles. "Das Projekt ist ganz toll angelaufen", ergänzt Herbergsvater Manfred Podchull mit Begeisterung. "Die Behinderten sind voll integriert und werden auch von den Gästen gut angenommen." Besonders begeistert ist Podchull von der "Lebensfreude, mit der die Behinderten schon früh morgens ihren Dienst antreten".

"Langfristiges Ziel ist, dass sich die Behinderten nach der Ausbildung auf dem freien Arbeitsmarkt behaupten", erklärt Peter Ewert, Direktor der Agentur für Arbeit Krefeld/Kreis Viersen.

"Das ist zwar schwer, aber nicht unmöglich", so Ewert. So kann sich Herbergsvater Podchull gut vorstellen, die Auszubildenden zu übernehmen: "Da gibt es schon konkrete Pläne." Und auch andere Unternehmen hätten schon ihr Interesse signalisiert. "Unter anderem in der Bauwirtschaft gibt es Bedarf an Azubis, aber auch an ausgebildeten Kräften", sagt Ludger Peters.

Das Hinsbecker Pilotprojekt soll ein Signal für ganz Nordrhein-Westfalen sein. "Das ist kein Experiment. Wir planen eine landesweit solche Einrichtungen", sagt Herbert Jans. Dazu seien aber noch viele Verhandlungen nötig. "Nicht überall gibt es so einen tollen Initiator wie den Verein Kindertraum", lobt Jans den Nettetaler Verein.