Kempen: Keine weitere Halle

Die Stadt weist die Kritik von VT-Chef Schürmann zurück. Dezernent Rübo: Der Verteilerschlüssel für Hallenstunden ist für alle gerecht.

Kempen. Verschnupft hat die Stadt Kempen auf die Kritik von Detlev Schürmann reagiert. Der Vorsitzende der Vereinigten Turnerschaft (VT) hatte dem Rathaus vorgeworfen, dass die VT in Sachen Hallennutzung zu kurz komme und der Sport stiefmütterlich behandelt werde (die WZ berichtete).

"Wir sind dankbar, dass diese seit Jahren von Herrn Schürmann verbreiteten Stänkereien jetzt mal öffentlich gemacht werden", sagte Sportdezernent Volker Rübo.

Beim Reizthema Hallennutzung zitiere Schürmann einen Leitfaden des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, der aber fragwürdig sei und für Kempen nicht greife. "Wir rechnen pro Trainingsgruppe mit einer wöchentlichen Trainingszeit von zwei Stunden, das hat sich bewährt und ist bundesweit anerkannt", so Sportamtsleiterin Elfi Böhm. Demnach seien die Vereine- und auch die VT- im Vergleich zu den Nachbargemeinden sehr gut bedient. Rübo zu Schürmanns Ruf nach mehr Raum für die Sportler: "Wir werden keine weiteren Hallen bauen, dafür gibt es keinen Bedarf."

Unverständlich findet Rübo auch den Vorwurf, die Stadt bewege zu wenig für die Sportler. Nach der Einfachhalle Bongert sei vor kurzem die Zweifachhalle Hagelkreuz ihrer Bestimmung übergeben worden. 2009 werde die Dreifachhalle Ludwig-Jahn für 240 000Euro saniert (Lüftung). "Danach ist sie ein Schmuckstück." Einer bundesligatauglichen Halle für die Handballerinnen (momentan spielen sie Regionalliga) erteilte Rübo eine Absage.

Auf der Kippe stehe auch ein Vertrag über die ehemalige Grundschule in Ziegelheide. Die VT möchte dieses städtische Gelände mit Halle, Laufbahn und Bolzplatz nutzen, doch die Verhandlungen ziehen sich. Grundlage ist der Entwurf eines Erbbaurechtsvertrags, bei dem die Stadt der VT das Areal am Goertschesweg für 99 Jahre kostenlos zur Verfügung stellt. Momentan hakt es an dem Punkt, dass die Stadt die Räume dort an maximal 20 Tagen im Jahr für ihre Zwecke (St.Martin, Wahlen etc.) nutzen möchte. Rübo: "Wir haben auch Wünsche, sollen uns aber immer an den Maximalforderungen des Herrn Schürmann orientieren."

Andere Schürmann-Kritikpunkte seien "aus der Mottenkiste". So habe das Sportamt der VT bereits vor fünf Jahren dargelegt, dass es für eine Hochsprung-Anlage aus dem abgerissenen Düsseldorfer Rheinstadion in Kempen weder Platz noch Lagerraum gebe. "Wir können nicht alles leisten."

Beim Kraftraum in der Jahnhalle, den die VT laut Schürmann auf eigene Kosten sanieren wolle, handele es sich um einen 50-Quadratmeter- Raum ohne Geräte aus den 70er-Jahren, der nicht mehr den Standards entspreche und vom Hausmeister als Werkstatt genutzt werde.

Geschlossene Hallen in den Ferien- auch das sei allenthalben gang und gäbe. "Und es gibt bei uns eine Menge Ausnahmen von dieser Regelung", betonte Rübo.

Thema Gebühren: 9000 Euro Hallennutzungsgebühr stünden 4175,20 Euro gegenüber, die die Stadt der VT für die Förderung der Jugendlichen überweise.

Verwundert über die Vorgehensweise des VT-Vorsitzenden ist auch Hans Janßen, der Vorsitzende des Stadtsportverbandes: "Ich verstehe nicht, wie man solche Breitseiten gegen die Stadt loslassen kann, ohne vorher mal mit uns als zuständigem Organ gesprochen zu haben."