Kempen: Turnerschaft greift Stadt an

Die Vereinigte Turnerschaft fährt schwere Geschütze gegen das Rathaus auf.

Kempen. "Selbst mit der neuen Zweifachhalle sind wir auf einem Stand von 1992." Detlev Schürmann war der Ärger am Dienstagabend im Kolpinghaus anzusehen. Dort erläuterte der 1.Vorsitzende von Kempens größtem Sportverein (2700 Mitglieder), der Vereinigten Turnerschaft(VT), vor der Presse die schlechten Perspektiven. Vor allem kritisierte Schürmann die Haltung der Stadt.

"Was die Stadt nicht berücksichtigt hat, ist die Tatsache, dass Senioren heute mehr denn je Sport betreiben und die Einwohnerzahl der Stadt gestiegen ist und weiter steigt", sagte Schürmann. So müssten sich 300 Leichtathleten des Vereins im Sommer eine Laufbahn auf der Jahn-Kampfbahn teilen.

Die Stadt habe es beispielsweise abgelehnt, eine fast neue Stabhochsprung-Anlage aus dem abgerissenen Rheinstadion Düsseldorf kostenlos zu übernehmen. "Diese Anlage steht jetzt in Tönisvorst."

Der Nachwuchs im Volleyball habe gewaltig zugenommen aufgrund der Übernahme der KLC-Aktiven. Ausreichend Trainingszeiten ständen nicht zur Verfügung.

Auch für die Regionalliga-Handball-Damen- sportliches Aushängeschild der Thomasstadt- sieht der VT-Chef das Ende der Fahnenstange erreicht: "Es gibt in Kempen keine bundesligataugliche Halle." Ein möglicher Aufstieg würde Kempen also in eine prekäre Situation treiben.

Schürmann: "Die Hallensituation ist sehr unbefriedigend, ein reiner Willkür-Akt der Stadt." Und bemühte die Statistik: In Kempen würden der VT nach einer bundesweit durchgeführten Untersuchung 512 Stunden zustehen. "Doch tatsächlich haben wir nur 198 Stunden."

Ärgerlich ferner für alle Abteilungen der VT: Von 52Wochen im Jahr sind die Hallen in den Ferien zehn Wochen komplett geschlossen. Schürmann: "Das gibt es in keiner Kommune." Unverständlich vor dem Hintergrund, dass die VT pro Jahr 9000 Euro an Nutzungsgebühren überweisen muss.

Es hakt auch bei der Übernahme der alten Schule in Ziegelheide durch die VT. Der Verein hat andere Vorstellungen, die Planer kommen nicht auf einen Nenner. Investitionen im sechsstelligen Bereich seien nötig. 14 Gruppen der VT trainieren dort.

Weiterer Kritikpunkt: der Kraftraum in der Jahnhalle. "Den wollten wir auf eigene Kosten sanieren, die Stadt lehnte ab", berichtete Schürmann. Ergebnis: Die Mitglieder müssten ins Fitness-Studio.

Vor diesem Hintergrund ist sich Schürmann sicher, dass er auch für das geplante Beachvolleyballturnier mit anschließender Karibischer Nacht im Sommer 2009 auf dem Buttermarkt anlässlich des Jubiläums "150 Jahre VT" keine Erlaubnis der Stadt bekommt.