Kabarett: Der Groschen fällt manchmal ganz langsam

Thomas Freitag bot an zwei Abenden ein anspruchsvolles Programm im Forum.

St. Hubert. Endlich wieder richtiges Kabarett abseits der üblichen oberflächlichen Comedy. Zwei Abende war Thomas Freitag zu Gast im Forum. Er kann es sich leisten, Trends nicht mit zu machen. Das voll besetzte Forum zeigte, dass er in den vergangenen Jahren nichts von seiner Beliebtheit eingebüßt hat.

Dabei ist Freitags Programm unbequem. Verlangt es genaues Hinhören, setzt Wissen und Allgemeinbildung voraus. Es mag arrogant klingen, aber sein Kabarett richtet sich eindeutig an Bessergebildete. Billige Kalauer verschmäht er. Schon das Bühnenbild spricht Bände.

"Die Angst der Hasen" heißt das Programm und so zeigt das Bühnenbild die passende Skizze von Albrecht Dürer. Später wechselt er zum spätromantischen Bild von Caspar David Friedrich im passenden Goldrahmen.

Nun soll man sich aber keineswegs in kleinbürgerlicher Romantik lullen, dafür sorgt Freitag schon. Er spürt die kleinen Macken im System auf, legt sie voller Genuss offen.

Fast bleibt einem das Lachen im Halse stecken, wenn er aus dem Tagebuch eines Rentners vorliest. Ein Leben zwischen Baumarkt und Rasenmähen, so hat man sich seinen Lebensabend nicht vorgestellt.

Freitag beherrscht die Kunst, kleine Fragen zu stellen, bei denen man erst lacht und dann ins Grübeln kommt. Das genießt er, wenn er merkt, wie langsam beim Publikum der Groschen fällt.

Roter Faden des Programms sind keineswegs Dürers ängstliche Hasen, sondern eine Videobotschaft an die Islamisten, um ihnen Deutschland zu erklären. Das Ganze wird gekrönt durch die Aussage, dass es sich nicht lohne, Deutschland zu sprengen.

Vielmehr sollten doch die Islamisten kommen und ihre Kultur mitbringen. Denn auch das zieht ist ein roter Faden im Programm: Die deutsche Kultur lebt seit Jahrhunderten davon, dass sie immer wieder von anderen durchmischt und belebt wird.