Henniges: Wer kann die Arbeitsplätze retten?

Für den Erhalt des Grefrather Autozulieferers sind Bürgschaften vom Land im Gespräch.

Grefrath. Für die 815 Mitarbeiter des Automobilzulieferers Henniges heißt es jetzt Hoffen und Bangen. "Es ist eine schwierige Situation für uns. Wir hoffen aber, dass das Werk bestehen bleibt, und wir unsere Arbeitsplätze behalten können", sagte eine Henniges-Mitarbeiterin.

Hoffnung schöpfen die Menschen aus den Erklärungen des Insolvenzverwalters Wolf-Rüdiger von der Fecht, der "optimistisch in die nächsten Wochen geht".

Zuversicht verbreiten auch Aussagen aus dem NRW-Wirtschaftsministerium. "Wir sind in Gesprächen mit dem Unternehmen und dem Insolvenzverwalter", sagte am Dienstag Ministeriumssprecher Joachim Neuser. Zu Ergebnissen hätten diese zwar noch nicht geführt.

Gegenstand der Verhandlungen könnten Bürgschaften seitens des Landes sein. "Das ist bei anderen Firmen aus der Automobilbranche schon gemacht worden, um die Liquidität zu gewährleisten", bestätigte Neuser. Es müsse aber alles genauestens überprüft werden.

"Eine vollständige Analyse für die Firma Henniges liegt uns noch nicht vor", so der Sprecher.

Professor Ferdinand Dudenhöffer, Experte für Automobilwirtschaft von der Universität Duisburg-Essen, fordert Mittel von Land und Bund für die Automobilindustrie.

"Es wird Zeit, dass die Politiker nicht nur die x-te Landesbank retten, sondern sich auch um die Automobilbranche kümmern", sagte er am Dienstag im Gespräch mit der WZ.

Für Henniges sieht Dudenhöffer aber eine "schwierige Perspektive". "Ob ein Unternehmen die Automobilkrise überwindet, hängt davon ab, wie rentabel es in den Vorjahren produziert hat", so der Professor.

Laut Bürgermeister Herbert Kättner hat die Grefrather Firma schon in den vergangenen Jahren ein Minus eingefahren. "Dann sieht es schlecht aus. Man muss davon ausgehen, dass sich die Probleme für die Branche im nächsten Jahr verschärfen werden", ergänzt der Automobilexperte.

"In Deutschland werden 2009 nur noch 50 Millionen Autos produziert. Zu 2008 ist das ein Rückgang von acht Millionen." Die Auftragslage werde also noch schlechter.

Für die finanziellen Schwierigkeiten von Henniges sei unter anderem die Krise von Großkunde BMW verantwortlich. Die Münchener bauen ihre Autos mit Profildichtungen aus dem Grefrather Werk.

"Bei BMW wird die Produktion schon seit fünf Monaten zurückgefahren", erklärte Dudenhöffer. Das habe man auch bei Henniges deutlich zu spüren bekommen.

"Auch im nächsten Jahr wird man bei BMW weniger produzieren." Das gleiche gelte für die wichtigen Henniges-Kunden VW, Audi und Daimler-Chrysler.

Beim Betriebsrat liefen am Dienstag den ganzen Tag Beratungen zur Situation im Werk. "Eine Sitzung jagt die nächste", sagte Betriebsrats-Mitglied Stefan Winter. Das Gremium werde in dieser Woche an die Öffentlichkeit gehen und mögliche Aktionen zur Rettung von Henniges präsentieren.