Hospital: Kleineren Kliniken geht es besser

Umfrage: Während in Kempen Probleme herrschen, sind verschiedene Krankenhäuser der Region gesünder.

Kempen. „Massive Beleg- und Erlöseinbrüche“ auf der einen sowie steigende Personalkosten auf der anderen Seite: Das Hospital zum Heiligen Geist mit seinen 279 Betten steckt in einer finanziellen Klemme. Deshalb will die Geschäftsführung einen Antrag stellen, in dem es um die Aussetzung verschiedener Zahlungen an die 547 Mitarbeiter geht (die WZ berichtete am Donnerstag exklusiv). Eine Tariferhöhung zum August sowie das Urlaubs- und Weihnachtsgeld sollen vorübergehend nicht bezahlt werden.

Wie sieht es in anderen Krankenhäusern in der Region aus? Sind die Belegzahlen stabil? Nach welchem Tarif wird bezahlt? Die WZ hat sich umgehört.

„Sehr positiv“ sieht man die eigene Lage im Willicher Katharinen-Hospital. „Dem Haus geht es gut“, sagt Verena Schäfers, Sprecherin der St. Augustinus-Kliniken Neuss, die seit Juli 2007 94 Prozent der Anteile am Willicher Krankenhaus halten. Zu den Kliniken gehören auch das Johann-Etienne-Krankenhaus Neuss, das Krankenhaus Neuwerk und die Niederrhein-Klinik Korschenbroich.

Bei den Belegungen in Willich gebe es einen „leichten Trend nach oben“, so Schäfers. Die 200 Mitarbeiter im 140-Betten-Haus werden wie in Kempen nach dem Tarif des Deutschen Caritasverbandes bezahlt — inklusive Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Schäfers: „Es ist auch nicht geplant, daran etwas zu ändern.“

Dass man in Willich „gut wirtschaftet“, zeige ein Anbau, der derzeit realisiert wird. Für 3,55 Millionen Euro entsteht am Katharinen-Hospital ein Bau für 73 Betten. Ende Mai soll alles fertig sein.

Die Probleme, die es in Kempen mit der Tariferhöung gibt, kann man im Süchtelner St. Irmgardis-Krankenhaus verstehen. „Das schlägt schon deutlich zu Buche“, beschreibt Joachim Plantholt, seit einem dreiviertel Jahr Geschäftsführender Direktor in Süchteln, die Angleichung des Caritas-Tarifes an den im öffentlichen Dienst (TVöD). „Bei uns kann die Erhöhung aber gezahlt werden.“ Vergleichbare Probleme wie in Kempen gebe es im 144-Betten-Haus mit 290 Mitarbeitern in Süchteln nicht.

Zu den Auswirkungen der Partnerschaft mit der Münsteraner St. Franziskus-Stiftung (51 Prozent) und mit dem Allgemeinen Krankenhaus Viersen (49 Prozent), die seit 2009 besteht, „kann man noch nicht viel sagen“. Plantholt: „Das ist alles noch in der Entwicklung. Fest steht, dass die Kooperation mit Viersen funktioniert und uns gut tut.“ Dies zeigten die Belegzahlen in Süchteln, die wie in Willich „leicht steigend“ seien.

Mit den Belegungen ist man auch im Städtischen Krankenhaus Nettetal zufrieden. „2010 hatten wir einen Anstieg von etwa fünf Prozent“, sagt Geschäftsführer Jörg Schneider, der seit knapp anderthalb Jahren in Lobberich tätig ist. „Und auch 2011 lässt sich bislang gut an.“ Er sieht die 100-prozentige Stadttochter mit 187 Betten für die nächsten Jahre „gut aufgestellt“. Die knapp 400 Mitarbeiter (davon 100 Teilzeitkräfte) werden inklusive aller Sonderbezüge nach TVöD bezahlt.

Auch im St. Töniser Antonius-Krankenhaus wird dieser Tarif des öffentlichen Dienstes bezahlt. „Ohne Einschränkung und inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld“, sagt Geschäftsführer Klaus Becker. Der „große Vorteil“ des Hauses sei die Kopplung an die beiden Seniorenheime in St. Tönis und Vorst mit insgesamt 222 Plätzen.

„Antoniuszentrum GmbH — Kranken- und Seniorenhaus der Stadt Tönisvorst“ ist der Name der Einrichtung. Die neue Abteilung ,Geriatrische Rehabilitation’ mit 50 stationären Behandlungsplätzen steht dem Zentrum laut Becker gut zu Gesicht: „Damit sind wir auf dem richtigen Weg.“

Trotzdem war der Fortbestand des Krankenhauses mit 132 Betten zuletzt wie schon in den 90er Jahren in der Diskussion. So stand das Thema Krankenhaus auf der Agenda interner Haushaltsberatungen von Politik und Verwaltung. Verschiedene Partner für die 100-prozentige Stadttochter sollen im Gespräch sein.