Probleme: Hospital in Finanznot

Zahlung von Urlaubs-und Weihnachtsgeld an die Mitarbeiter soll vorübergehend ausgesetzt werden.

Kempen. Das Hospital zum Heiligen Geist steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Friedhelm Sicking, Geschäftsführer der GmbH, bestätigte am Mittwoch entsprechende WZ-Informationen. Das Haus sieht sich gezwungen, Gehaltszahlungen an die Mitarbeiter „auszusetzen beziehungsweise vorübergehend einzuschränken“. „Das haben wir im Haus in sechs Informationsveranstaltungen kommuniziert“, so Sicking. Außerdem ist am 11. Mai ein Brief an alle Mitarbeiter herausgegangen.

In dem Brief, der der WZ vorliegt, geht es um einen Antrag an die Arbeitsrechtliche Kommission des Deutschen Caritasverbandes (siehe Kasten). Die Kommission muss darüber entscheiden, wenn ein Mitglied des Verbandes — und das ist das Hospital — etwas an den tariflichen Vereinbarungen ändern will.

Bei den Aussetzungen von Zahlungen geht es konkret um eine Tarifsteigerung zum August, sowie um Urlaubs- und Weihnachtsgeld. „Betroffen sind alle Berufsgruppen. Vom Pflegepersonal über die Ärzte bis zum Geschäftsführer“, sagt Geschäftsführer Sicking. Keiner soll ausgenommen werden. „Nur gemeinsam können wir diese Herausforderung bestehen“, heißt es im Brief an die Belegschaft.

Schuld an den finanziellen Problemen haben laut Sicking „gesetzliche Vorgaben“. „Zum einen ist es so, dass es eine Tariferhöhung gibt“, sagt der Verwaltungschef. „Außerdem sind die Beiträge zur Kranken- und Arbeitslosenversicherung sowie zur kirchlichen Zusatzversorgungskasse gestiegen.“ Es gebe eine Kostensteigerung fürs Personal um fünf bis sechs Prozent.

Dem gegenüber stünden niedrigere Einnahmen. „Das liegt in erster Linie daran, dass der Pauschalpreis, den wir von den Krankenkassen für Behandlungen bekommen, nur leicht gestiegen ist“, erklärt der Geschäftsführer. Die Anhebung des Wertes wurde im Rahmen des Finanzierungsgesetzes vom Bundesgesundheitsministerium auf 0,9 Prozent begrenzt. Sicking: „Zu den gestiegenen Kosten klafft da eine Lücke.“ Im Brief der Geschäftsführung an die Mitarbeiter ist außerdem die Rede von einem „massiven Belegungs- und Erlöseinbruch im vergangenen Jahr“.

Die Geschäftsführung legt aber Wert darauf, dass nur eine „Aussetzung der Gehälter“ geplant sei. „Es geht nicht um eine dauerhafte Gehaltskürzung. Sobald es uns finanziell wieder besser geht, werden die Zahlungen wie Urlaubs- und Weihnachtsgeld wieder geleistet“, sagt Sicking. Er sieht den Antrag an die Arbeitsrechtliche Kommission als „vorbereitende Maßnahme“: „Wenn wir zum Beispiel im November sehen, dass wir das Weihnachtsgeld nicht auszahlen können, ist es zu spät für einen Antrag. Der muss jetzt gestellt werden.“

Damit die Caritas-Kommission die Hospital-Pläne genehmigt, ist aber auch die Zustimmung der Mitarbeitervertretung (MAV) notwendig. Und die führt am Donnerstag eine Befragung aller 547 Mitarbeiter (davon 253 Teilzeitkräfte) durch. Diese haben einen Bogen mit zwei Antwortmöglichkeiten bekommen: 1. Ich möchte, dass die MAV diesen Antrag unterstützt; 2. Ich möchte, dass die MAV diesen Antrag nicht unterstützt.

„Wir sind zu so einer Befragung zwar nicht verpflichtet. Trotzdem ist die Mehrheitsmeinung der Belegschaft in so einer Frage wichtig“, sagt MAV-Vorsitzende Maria Hanfland-Schmidt. Weitere Einzelheiten zum Standpunkt der Mitarbeiter wollte sie gestern noch nicht nennen: „Da will ich der Befragung nicht vorgreifen.“

Die Laborleiterin und ihre Kollegen seien aber im ständigen Austausch mit der Geschäftsführung. Hanfland-Schmidt: „Herr Sicking und wir sind uns einig, dass alle Maßnahmen sozial verträglich sein müssen.“ So könnte es zum Beispiel für Mitarbeiter, die „finanziell nicht so gut aufgestellt sind“, Sonderregelungen geben. „Gemeinsam wollen wir eine Krise verhindern.“ Und dafür ist es laut Friedhelm Sickung nötig, dass die Gehaltszahlungen ausgesetzt werden. Und wenn nicht? „Dann könnte es am Ende des Jahres eng werden.“