„Ich bin gegen das Rauchen, aber nicht gegen Raucher“
Nikotin: Herbert van den Bosch (64) leitete bei der AOK über 20 Jahre lang Kurse gegen den Glimmstängel.
Herr van den Bosch, wie viele Ihrer Kursteilnehmer sind vom Glimmstängel weggekommen?
van den Bosch: Schwer zu sagen, ich habe über diesen langen Zeitraum bis 2002 zwei bis drei Lehrgänge mit jeweils bis zu 15 Leuten geleitet. Etwa ein Drittel ist bereits während des Kurses abgesprungen. Auf Dauer dürfte es etwa ein Fünftel gewesen sein, die wirklich dem blauen Dunst abgeschworen haben. Aber ich wollte nie wie ein Polizeihund erscheinen, deshalb habe ich die genauen Zahlen nicht präsent.
Wie gehen Sie selbst mit Rauchern in Ihrer Umgebung um?
van den Bosch: Auf keinen Fall aggressiv, man kann ja nur aufklären. Rauchen, das passiert im Kopf, man raucht mit dem Gehirn, die Lippen bewegen sich nur dazu.
Ein Beispiel bitte!
van den Bosch: Wir haben im Kegelclub von elf Mitgliedern drei, die immer noch rauchen. Natürlich finde ich das nicht gut, es stört mich. Aber ich kann mich doch nicht in Luft auflösen und in einer anderen Welt leben.
Sie würden also nicht hingehen und die Raucher auffordern, die Kippe auszumachen?
van den Bosch: Auf keinen Fall, ich trete nie als Gesundheits-Apostel auf. Ich bin zwar gegen das Rauchen, aber nicht gegen Raucher.
Wie beurteilen Sie den Trend in der Altstadt, dass immer mehr Gastronome Nichtraucher-Tische einrichten?
van den Bosch: Hm, da bin ich gespalten. Mein Anzug stinkt immer noch nach Qualm, selbst wenn ich am Nichtrauchertisch sitze. Den blauen Dunst atme ich ein. Ich gehe generell nicht viel in Gaststätten oder Cafés.
Sind Sie also für eine rauchfreie Innenstadt?
van den Bosch: Das halte ich für übertrieben.
Warum gibt es bei der AOK seit fünf Jahren keine Entwöhnungs-Kurse mehr?
van den Bosch: Das war in den 80ern und 90ern vielleicht eine Zeitgeist-Erscheinung. Es hat sich auch niemand mehr gefunden, der das weiterführt.
Letzte Frage: Haben Sie selbst mal geraucht?
van den Bosch: Mit 20, 22 Jahren mal, aber ich bin nie wirklich davon abhängig gewesen. Als Diabetiker hatte ich auch andere Probleme und bin vielleicht deswegen sensibilisiert für den Gesundheits-Ansatz. Fakt ist ja, dass beispielsweise die Anfälligkeit für Krebs bei Rauchern zehn Mal so hoch ist.
Vielen Dank für das Gespräch.