In Grefrath lebende Philippinin bangte um ihre Familie
Erst sechs Tage nach dem Taifun bekam die in Grefrath lebende Philippinin Elvisa Pamin Kontakt zu ihrer Familie.
Grefrath/Tacloban. Zerstörte Wohnsiedlungen, Trümmerteile auf den Straßen und nachts völlige Dunkelheit, weil die Elektrizität ausfällt — von einer „Stadt der Geister“ spricht die in Grefrath lebende Philippinin Elvisa Pamin in akzentuiertem Englisch, wenn sie Bilder aus Tacloban sieht. Die Stadt wurde vor rund einer Woche im Auge des Taifuns „Haiyan“ verwüstet.
Für sie ist es eine besonders schwere Zeit, denn Tacloban ist ihr Geburtsort. Aufgewachsen ist sie im 30 Minuten entfernten und ebenfalls vom Taifun betroffenen Palo. Vor fünf Jahren zog sie zu ihrem Mann nach Grefrath, wo sie nun mit zwei gemeinsamen Kindern wohnt. 14 Familienmitglieder aber leben noch immer in Palo zusammen, darunter ihre Mutter, ihr Stiefvater, ihre Brüder und Schwestern. Entsprechend groß waren ihre Sorgen, als ihr Mann von der sich anbahnenden Naturkatastrophe berichtete.
„Ich habe freitags sofort meine Schwester angerufen, da hatte der Sturm schon begonnen. Ich habe den Wind durchs Telefon gehört“, erzählt sie. Dann ging sie ins Bett — als sie Samstagmorgen aufstand, konnte sie niemanden mehr erreichen. Im Internet suchte sie nach Informationen über ihre Angehörigen, hielt sich an alte Kontakte über das soziale Netzwerk Facebook — und betete viel.
Erst am Donnerstagabend dann die endgültige Gewissheit: Ihre siebenjährige Nichte war tot, ertrunken im schrecklichen Sturm. Die anderen Familienmitglieder haben überlebt. „Sie haben unsere Häuser am Strand verlassen und sind in ihre Geschäfte in der Stadt geflüchtet“, sagt Pamin. „Einige kletterten auf einen hohen Turm.“
Das Gebiet verlassen konnte bislang lediglich ihr Cousin, der Pamin am Telefon von der Situation ihrer Familie berichtete. Er war mit einem Bus in die Hauptstadt Manila gefahren. Ihr Lachen und den Glauben an eine Wende zum Guten hat Elvisa Pamin, die auf den Philippinen zehn Jahre lang als Nonne gelebt hat, allerdings nicht verloren.
Im Gegenteil: „Gott ist gut. Wäre der Sturm bei Nacht gekommen, hätte meine Familie keine Chance gehabt. Doch er kam am Morgen, so konnte sie sich retten.“
Nun möchte Pamin vor allem eines — helfen. „Die Menschen brauchen Wasser, Essen, Kleidung und Medizin. Ich würde gerne Pakete schicken, doch der Transport würde zwei Monate dauern.“ Darum schickt sie Geld.
Sie selbst war zuletzt 2009 in Tacloban. „Meine Schwester hat mir immer erzählt, wie gut sich die Stadt entwickelt.“