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Ur-Tönisberger über ehrenamtliches Engagement „In Tönisberg kennt jeder jeden“
Kempen · Karl Rögels ist als Ur-Tönisberger tief in seiner Heimat verwurzelt. Das Leben im Dorf bedeutet ihm viel.
Karl Rögels aus Tönisberg ist und war immer in vielen Vereinen aktiv. Wie er dazu kam, warum er sich so für seine Heimat engagiert, was er an Tönisberg liebt und was er im Bergdorf vermisst.
Karl Rögels: Jeder Tag fängt mit einem Kaffee mit Milch an.
Sie sind in vielen Vereinen aktiv. War das immer so?
Rögels: Ja. Das hat eigentlich schon in meiner Jugend angefangen. Ich war Messdiener, woraus in späteren Jahren die Arbeit beim Pfarrgemeinderat und Kirchenvorstand folgte. Heute bin ich im kirchlichen Bereich noch als Lektor aktiv – und wenn Not am Mann ist auch als Messdiener. Dazu war ich in der Landjugend tätig. Daraus ist 1982 unsere Theatergruppe „Tönisberger Bretterbühne 82“ entstanden, wo ich zunächst im Part Technik eingestiegen bin. Dann habe ich mitgespielt und heute bin ich in Sachen Ton und Beleuchtung im Einsatz. 1977 bin ich in die Jugendfeuerwehr eingetreten, der sich nahtlos die große Wehr, also der Löschzug Tönisberg der Freiwilligen Feuerwehr Kempen, anschloss. Seitdem begleitet mich der Melder. Dass es eine Chormitgliedschaft werden würde, war irgendwie auch klar. Mit zehn Jahren habe ich mit dem Akkordeonspielen angefangen. Von meinen ersten Gesellenlöhnen habe ich mir eine Orgel gekauft. Rund 20 Jahre habe ich dem örtlichen Chor angehört. Dass man der Bruderschaft angehört, versteht sich irgendwie von selber, da mein Opa und mein Vater jahrelang das Amt des Brudermeisters innehatten. Ich bin seit 1979 dabei, und zwar als Mitglied der Offiziersgruppe. Und meine langjährige Tätigkeit als St. Martin verdanke ich dem Umstand, dass ich mich um die Martinspferde meines Onkels schon in jungen Jahren gekümmert habe.
Sie waren über Jahrzehnte als St. Martin aktiv. Was hat sie dazu bewogen, vor zwei Jahren aufzuhören?
Rögels: Ich habe mir generell gesagt, dass ich mit 60 Jahren etwas kürzer treten wollte. Und 40 Jahre sind auch genug. Das war vor zwei Jahren der Fall. Ich habe 1980 als Herold im St.-Martins-Komitee Tönisberg angefangen. Ungefähr zehn Jahre später kam der Einsatz als St. Marin im Wechsel mit Johannes Boekels. Ich hatte jetzt einen guten Nachfolger und fand es an der Zeit, diese Aufgabe weiterzugeben. Man sollte nicht an Posten kleben, sondern auch Jüngere ranlassen. Irgendwann kann man selber nicht mehr, und dann ist vielleicht niemand da, der die ehrenamtlichen Aufgaben übernimmt. So war das jetzt genau richtig. Zumal ich dem Komitee weiterhin als Helfer zur Verfügung stehe: ob beim Tütenpacken, beim Schmücken des Schulhofs oder beim Umzug selber. Ich bin jetzt 62 Jahre alt und ich habe mir immer gesagt, dass ich ab 60 Jahren in die zweite Reihe treten möchte, um Platz für Jüngere zu machen, um es etwas ruhiger angehen zu lassen und um nach über 40 Jahren Vereinsarbeit mehr Zeit für meine eigenen Hobbys zu haben.
Was gehört zu ihren Hobbys?
Rögels: Musik, Hunde, die Pferde. Ich hatte 20 Jahre Berner Sennenhunde. Der letzte, Felix, war im Dorf sozusagen bekannt wie ein bunter Hund. Jetzt sind es die Pferde. Genauer gesagt mein achtjähriges Warmblut Magic. Mit ihm mache ich Freiarbeit und fahre Kutsche. Zudem habe ich eine sehr große Familie. Langeweile gibt es nicht.
Sie sind Ur-Tönisberger. Was macht in Ihren Augen Tönisberg aus?
Rögels: Es ist die Lage. Unser Berg ist ein Alleinstellungsmerkmal. Von unserem Berg hat man eine gute Rundumsicht und kann immer wieder eine andere Aussicht genießen. Man kann ganz Tönisberg überblicken – und bei schönem Wetter reicht der Blick bis ins Ruhrgebiet. Dazu kommt der Zusammenhalt unter den Bürgern. Wir sind rund 3200 Einwohner, da kennt jeder jeden. Hier ist es nicht anonym, wie es in einer Stadt oftmals der Fall ist. Wenn jemand sich im Dorf engagiert und Hilfe braucht, bekommt er sie auch. Man ist gut vernetzt und findet immer einen Ansprechpartner.
Gibt es Dinge, die Sie in Ihrem Heimatort vermissen?
Rögels: Wir hatten früher mehr Veranstaltungen in Tönisberg. Es ist schade, dass es den Feuerwehrball nicht mehr gibt, was auch für den Martinsball gilt. Aber beide Veranstaltungen verzeichneten immer weniger Besucher, und so wurden sie eingestellt. Damit gehen schöne Traditionen und ein Stück weit der dörfliche Charakter verloren. Die Dorffeste waren wie Familienfeste, locker und ungezwungen. Aber heute ist das Angebot der Events so groß und Entfernungen spielen keine Rolle. Alle sind mobil und können überall hinfahren. Da muss es nicht unbedingt mehr das Dorffest sein, das man besucht. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir die eine oder andere Veranstaltung wieder ins Leben rufen könnten.
Fällt Ihnen spontan jemand für die nächste Folge ein?
Rögels: Da denke ich an Johannes Hoenmans-Leurs, weil er in den Funktionen, die er bekleidet, immer den Blick für die Gemeinschaft hat und sich dafür einsetzt.