Jugendarbeit: Viel Kritik an der Suche nach einer Halle
Vor allem CDU und SPD hadern mit der Umsetzung des neuen Konzepts. Dabei gab es 2010 einen einstimmigen Ausschuss-Beschluss.
Grefrath. „Nah dran“ soll die Jugendarbeit der Gemeinde sein — da sind sich Verwaltung und Politik einig. Aber wie das gleichnamige Konzept umgesetzt werden soll, darüber scheinen die Meinungen inzwischen auseinander zu gehen. Das wurde bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates erneut deutlich.
Ins Jugendheim „Dingens“ im ehemaligen Grefrather Bahnhof kommen immer weniger Kinder und Jugendliche. Deshalb wurde bereits im vergangenen Jahr eine zweite Streetworkerin eingestellt. Im nächsten Schritt soll eine Halle gefunden werden, wo der Nachwuchs sich einbringen kann: bei der Gestaltung, bei der Organisation, bei Veranstaltungen. Denn so sollen Kinder und Jugendliche lernen, Verantwortung zu übernehmen.
Doch eine passende Halle zu finden, ist gar nicht so einfach. Diese Erfahrung hat jedenfalls Sozialamtsleiter Volkmar Josten in den vergangenen Monaten machen müssen: „Ich habe schon vier oder fünf Absagen von Vermietern bekommen.“
Nachdem am 1. Februar eine 1600 Quadratmeter große ehemalige Girmes-Halle in Grefrath auch von Jugendlichen besichtigt worden war, gab es am Montagabend im Gemeinderat kritische Worte von CDU, SPD und Bürgermeister Manfred Lommetz. „Wir als Politiker haben bisher kein Konzept für die Nutzung und zu den Kosten bekommen“, sagte die neue CDU-Fraktions-vorsitzende Wilma Hübecker. „Ein Kosten- und Personalkonzept liegt bisher nicht vor — 15 Monate nach dem Beschluss im Ausschuss“, sagte Hans-Joachim Monhof, Fraktions-Chef der SPD. Und auch Lommetz fuhr seinem Amtsleiter in die Parade: „Der Fehler liegt nicht in der Politik, sondern in unserer Verwaltung.“
Angegriffen wurde Josten von CDU und SPD vor allem wegen der Größe der zuletzt besichtigten Halle. Hübecker: „Bisher war von 500 bis 600 Quadratmeter die Rede. Jetzt sind es 1600.“ Im Gespräch mit der WZ warb der Leiter des Sozialamtes um Verständnis für die Lage: „Ich habe zurzeit keine kleinere Halle, die zur Diskussion steht. Aber ich bin offen für andere Angebote.“
Unterschiedliche Ansichten gibt es inzwischen auch über die Reihenfolge des Vorgehens. Es sollte erst ein Konzept für die Nutzung vorgelegt werden und dann die Öffentlichkeit dazu geholt werden, sagte Wilma Hübecker im Gemeinderat. „Die Beteiligung der Jugendlichen ist Bestandteil des Konzepts, das mit dem Kreis-Jugendamt entwickelt und vom Grefrather Jugend-Ausschuss am 10. November 2010 einstimmig beschlossen worden ist“, sagt hingegen Josten. Und genau aus diesem Grund gab es frühzeitig eine Besichtigung der Halle — damit die künftigen Nutzer sagen, welche Aktivitäten sie sich in dem Objekt vorstellen können.
Derzeit läuft eine Bauvoranfrage beim Kreis Viersen, welche Auflagen unter anderem für Brand- und Lärmschutz zu erfüllen sind. Erst dann können die Kosten für den Umbau ermittelt werden. Parallel laufen Berechnungen zu den Heizkosten. Am 15. März tagt der Jugend-, Sozial- und Senioren-Ausschuss. „Bis dahin hoffe ich, ein Zahlen-Konstrukt vorlegen zu können“, sagt Josten.