Kempen: Konzert - Magier mit Gitarre und Samtstimme
Mit seiner beeindruckenden Persönlichkeit hat der britische Songschreiber Julian Dawson die Kempener in seinen Bann gezogen.
Kempen. Der sanfte Musik-Poet Julian Dawson hat mal wieder sein Kempener Publikum verzückt. Alle zwei Jahre gastiert der 55-Jährige im Kulturforum Franziskanerkloster.
Am Samstag erlebten 311 Zuhörer den glatzköpfigen Riesen aus Somerset. Die Paterskirche war so voll, dass selbst der künftige Bürgermeister Volker Rübo stehen musste.
Wenn Julian Dawson in Kempen ist, dann erwartet sein treues Publikum weder musikalische Experimente noch ausgeflippte Gigs. Das mit dem Künstler in die Jahre gekommene Publikum will sich zurücklehnen und genießen: Drei Stunden Urlaub vom Alltag und Eintauchen in eine Welt voller Wärme, Freundschaft, Harmonie und Gottvertrauen.
All dies bedient der Sänger mit Gitarre und Mundharmonika, der es vor allem wegen seiner Auftritte mit Bap zu einer gewissen Berühmtheit in Deutschland gebracht hat.
Die Musik - eine Mischung aus Rock, Folk und Country aus einem Potpourri von 20 Alben einer 34-jährigen Bühnenkarriere - tritt dabei fast in den Hintergrund vor den Geschichten. Die erzählt Julian Dawson zwischen den insgesamt 25 Songs in für einen Engländer erstaunlich gutem Deutsch.
Handeln die Lieder meist von Liebe, Freundschaft und Vertrauen, so bricht der streng katholisch erzogene Brite diese Ebene ironisch in seinen Short-Storys, indem er leise Zweifel in die heile Welt pflanzt oder sein eigenes Schicksal ein wenig belächelt. "Gott will vor allem, dass wir Spaß haben", so seine Erkenntnis aus Bibel und Lebenserfahrung.
Obwohl Julian von seiner Tochter Holly (23) und dem englischen Folk-Sänger Iain Matthews (63) an die Wand gesungen wurde und die Riffs von Uli Winkler einen Hauch von Gitarren-Irrwischen wie Marc Ribot oder Bill Frisell in die akustisch wunderbar beschallte Paterskirche trugen, blieb Dawson doch immer die Seele des Konzerts.
So viel Gefühl beschert den Kempenern halt nur einer. Darum darf Julian Dawson in zwei Jahren auch gerne wiederkommen. Das Kempen-Ticket hat er auf Lebenszeit gebucht.