WZ-Interview: Kempens Herz heißt Hermans
Karl-Heinz Hermans wird am Montag Ehrenbürger. An diesem Tag feiert der Vize-Bürgermeister 80. Geburtstag.
Kempen. Am Montag feiert Karl-Heinz Hermans seinen 80. Geburtstag und wird im Rahmen einer Feierstunde der Stadt zum Ehrenbürger ernannt. Die WZ sprach mit dem Vize-Bürgermeister, den man getrost als den bekanntesten und beliebtesten Kempener bezeichnen kann.
Westdeutsche Zeitung: Herr Hermans, Ihr 80. Geburtstag bedeutet gleichzeitig Abschied aus der Politik, in der Sie 30Jahre an vorderster Front mitgemischt haben. Was werden Sie vermissen?
Karl-Heinz Hermans: Ich habe das gerne gemacht, es war nie Stress für mich. Aber ich werde nichts vermissen, weil ich ja weiterhin politischer Beobachter bleibe. Natürlich aus einer gewissen Distanz. Lassen Sie es mich so ausdrücken: Früher habe ich vom Rathaus auf den Buttermarkt runtergeblickt. Jetzt sitze ich auf dem Buttermarkt im Eiscafé und blicke hoch zum Ratssaal.
WZ: Das ist nicht Ihr Ernst, dass Sie nichts vermissenwerden...
Hermans: (lacht) Natürlich nicht. Ich werde vor allem die Besuche bei den Senioren vermissen, denen ich ab dem 90. Lebensjahr gratulieren durfte. Daraus haben sich immer anregende und nette Gespräche entwickelt.
WZ: Werden Sie nicht im Rat, wo Sie 30 Jahre gesessen haben, auf der Besucherbank Platz nehmen?
Hermans: Ich glaube nicht. Jetzt sollten andere ihre Ideen vorbringen. Und ich glaube, Kempen ist bei Rat und Verwaltung gut aufgestellt. Ich kann mich also getrost zurückziehen.
WZ: Wird man Sie deshalb am Montag zum Ehrenbürger ernennen, weil Sie immer auf Augenhöhe mit den Kempenern gelebt haben?
Hermans: Zunächst einmal: Diese Ehrenbürgerschaft bedeutet mir viel, das ist eine besondere Auszeichnung für mich. Zumal, wenn man bedenkt, wie sparsam die Stadt mit diesem Titel umgegangen ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ja mit Peter Kother und Klaus Hülshoff nur zwei Kempener ernannt. Ich glaube, man hat mich vorgeschlagen, weil ich über einen langen Zeitraum die Stadt Kempen nach bestem Wissen und Gewissen positiv vertreten habe und mir dies auch stets ein ureigenes Anliegen gewesen ist. Stadt Kempen- damit meine ich ausdrücklich auch die Stadtteile St.Hubert, Tönisberg und Schmalbroich, die mir immer sehr wichtig waren.
WZ: Wie wird man so positiv wie Sie?
Hermans: Das ist wohl in die Wiege gelegt. Meine Tätigkeiten für Kempen habe ich tatsächlich nie mit Hektik oder Belastung gleichgesetzt. Es war mir immer eine Freude. Meine Gesundheit hat immer mitgespielt, meine Familie und insbesondere meine Frau Resi haben mich stets unterstützt.
WZ: Neben der Politik stehen Sie für Brauchtum, sprich Karneval und St.Martin. Was wird bleiben?
Hermans: Im Martin-Verein bleibe ich Vorsitzender, so lange es mir gut geht. Dem Karneval bleibe ich gewogen, aber ich muss nicht mehr in der ersten Reihe stehen. Mit 80 sieht man die Dinge gelassener.
WZ: Was ist in all den Jahren liegen geblieben?
Hermans: Ich habe schon eine Menge Bücher zu Hause liegen, die ich jetzt lesen muss. Und ins Konzert oder Kabarett werde ich demnächst auch mal gehen. Aber ich werde nichts überstürzen. Ich helfe gerne, beispielsweise beim Bilder-Archivieren in der Freiwilligen-Agentur. Oder als Ansprechpartner für zeitgeschichtliche Zusammenhänge in Kempen.
WZ: Mit welchem Motto gehen Sie in den neuen Lebensabschnitt?
Hermans: Es geht auch ohne Bismarck, er ist ja schon über 100 Jahre tot.