Kunst im öffentlichen Raum „Kreisbank“ soll wieder einen Platz in Kempen finden
Kempen · Mensch & Stadt
Lange Jahre war die „Kreisbank“ ein echter Hingucker in Kempen: Um einen Baum im Grünen nahe der Burg hatte der Künstler Katsuhito Nishikawa eine große kreisrunde Bank gebaut, eine Skulptur, die zum Benutzen einlud. Auf einem Gestell aus Gussaluminium war die Sitzfläche aus Teakholzleisten aufgebracht. Wie eine Arena schwangen die Sitzreihen nach außen und luden zum Platznehmen ein.
Je nach Größe und Standort des Betrachters waren die räumlichen Lücken zwischen den Teakholzleisten unterschiedlich wahrnehmbar. Der Blick des Sitzenden richtete sich nicht – wie sonst üblich, wenn man Sitzplätze schafft – nach innen, sondern nach außen. An diesem Platz machte es Spaß, Platz zu nehmen.
Und das taten die Kempener. Die Bank hielt lange Stand. Dann traten statische Probleme auf. Hinzu kam, dass einige Elemente angesägt wurden, was das Risiko der Benutzung massiv erhöhte. So entschied die Stadt Kempen 2011 nach einem Reparaturversuch, die Skulptur einzulagern. Derzeit ist sie im Baubetriebshof untergebracht.
Der Rat der Stadt lud eine hochkarätige Jury ein
Die „Kreisbank“ ging aus der Idee des Skulpturenprojektes Kempen im Jahr 1994 hervor. Aus Anlass des 700-jährigen Stadtjubiläums und zum Abschluss der Stadtsanierung sollte die Grünanlage rund um die historische Mauer zu einem Skulpturenweg werden. Der Rat der Stadt Kempen lud eine hochkarätige Jury ein. Sie wurde gebildet aus Karl Ruhrberg, dem ehemaligen Leiter des Museums Ludwig in Köln, dem Künstler Erwin Heerich, dem Bildhauer Klaus Kammerichs, dem Stadtplaner Peter Zlonicky, Gottlieb Leinz, ehemaliger stellvertretender Leiter des Wilhelm Lehmbruck-Museum in Duisburg, der Kunsthistorikerin Brigitte Lohkamp, und dem ehemaligen stellvertretenden Leiter des Folkwang Museums Essen, Herbert Rickmann. Diese Jury wählte zwölf Künstlerinnen und Künstler mit ihrem Entwurf für das Projekt aus. Von März bis Mai 1994 waren die Modelle im Kramer-Museum in Kempen zu sehen. Die Bevölkerung war eingeladen, ihr Votum für ihre bevorzugten Arbeiten abzugeben. Auf der Grundlage der zwölf eingereichten Arbeiten sollten, so war der Plan, sechs ausgewählt werden. Letzten Endes wurden es nur vier: der „Krug“ von Inge Mahn, Sybille Berkes „Treppentor“, „Übereinander“ von James Reineking – und Katsuhito Nishikawas „Kreisbank“. Alle Künstlerinnen und Künstler hatten sich im Vorfeld intensiv mit der Geschichte Kempens auseinandergesetzt und den Ort für ihr Kunstwerk ausgesucht. Zurück auf die „Kreisbank“: Zwölf Jahre lang warten nun die Kempener Kunstinteressierten darauf, dass die „Kreisbank“ wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückkehrt. Die gute Nachricht kommt von Elisabeth Friese, Leiterin des Kulturamtes Kempen: „Ich bin sicher, dass wir im nächsten Jahr die ,Kreisbank‘ wieder haben werden.“ Denn eines weiß sie sicher: „Es gibt keine Skulptur im Rahmen des Skulpturenweges, die mehr zurückgewünscht wird wie die ,Kreisbank‘.“ Dass der Weg dorthin noch lang ist, das weiß sie auch.
Die größte Herausforderung ist die Finanzierung der Reparatur- und Instandsetzungsarbeiten der Bank. So müssen die Aluminiumgestelle verstärkt werden. Schon 2015 setzte sich der Kulturausschuss mit diesem Problem auseinander. Aktuell ist das Thema „Kreisbank“ in engagierten Händen. Heinz Wiegers, erster Vorsitzender des Vereins für Stadtgeschichte und Denkmalpflege, „Denk mal an Kempen“, ist mit Mitstreitern wie Gilbert Scheuss und Edith Stefelmanns aktiv geworden und im engen Austausch mit dem Kulturamt. Sie sind auch in Kontakt mit dem Künstler, der bereit ist, einer Instandsetzung zuzustimmen, auch wenn dadurch eine leichte Veränderung an der Skulptur vorgenommen wird. „Wir recherchieren verschiedene Lösungen“, sagt Wiegers. „Außerdem ist es uns wichtig, dass das Projekt pädagogisch begleitet wird.“ So sollen Jugendliche, die die Bank benutzen, für das Kunstwerk sensibilisiert werden. Eine weitere Idee besteht darin, dass nicht nur ein Sponsor, sondern eine ganze Reihe davon gesucht werden sollen. „Die Bevölkerung sollte mitgenommen werden“, so Wiegers.