Stimmung in Kempen am 23. Dezember „Last Christmas“-Party im Kolpinghaus
Kempen · Die KG Weiß und Blau Kamperlings und die Pächterfamilie des Kolpinghauses laden zur großen Weihnachtssause ein.
Über Jahrzehnte trafen sich die Kempenerinnen und Kempener beim Weihnachtsrock im Kolpinghaus. Die Gelegenheit, nach den stressigen Weihnachtseinkäufen und Vorbereitungen noch einmal durchzuschnaufen, Freunde und Bekannte zu treffen, Musik zu hören und einander frohe Weihnachten und einen guten Rutsch zu wünschen. Nach den Fälschern, die lange den Weihnachtsrock veranstalteten, wurde das Kolpinghaus vorübergehend zur Rockmanufaktur. In diesem Jahr haben nun erstmals die Pächterfamilie des Kolpinghauses und die Karnevalsgesellschaft Weiß und Blau Kamperlings die Organisation der großen Weihnachtssause übernommen. „Kemo Muratovic kam auf uns zu und fragte uns, ob wir das nicht gemeinsam stemmen wollten“, berichtet Heiko Päplow, Vorsitzender der Karnevalsgesellschaft (KG). Die Karnevalisten, die mit ihren Veranstaltungen ohnehin im Kolpinghaus „wie zu Hause“ sind, sagten sofort zu.
„Last Christmas“, den Titel für die Veranstaltung haben die Veranstalter bewusst gewählt – schließlich könnte diese Weihnachtsparty die letzte im Kolpinghaus sein. Das ist eine Befürchtung, die viele Menschen in Kempen umtreibt. Das Kolpinghaus mit kleinem und großem Saal ist Anlaufstätte für viele Vereine und Gruppen, doch der Gebäudekomplex, der sich im Besitz der Stadt befindet und teils unter Denkmalschutz steht, muss dringend modernisiert werden, unter anderem geht es um den Brandschutz. Verschiedene Möglichkeiten stehen im Raum: das Haus zu sanieren, es zurückzubauen oder zu verkaufen, an anderer Stelle eine Veranstaltungshalle zu bauen. Das Kolpinghaus sei „ein Sorgenkind“ für Politik und Verwaltung, sagte Bürgermeister Christoph Dellmans (parteilos) bei einer Versammlung von Vereinsvertretern im September. Mit Blick auf die Pläne fürs Kolpinghaus blieb Dellmans damals vage, berichtete nur, dass ein Gespräch mit einem möglichen Investor anstehe.
Für die Planung ihrer Veranstaltungen müssen die Vereine aber wissen, wie es weitergeht. „Wir brauchen das Kolpinghaus“, betont Päplow für die KG Kamperlings. Ob fürs Karnevalsdinner, für „Köln meets München“ oder für die große Sitzung der KG – der Saal des Kolpinghauses ist für die Karnevalisten unverzichtbar. „Wenn wir den Saal nicht mehr haben, hat Kempen gar nichts mehr“, macht Päplow deutlich. „Alle Vereine hängen davon ab, dass sie Räume für Versammlungen und Veranstaltungen haben, sonst kommt das gesamte Vereinsleben zum Erliegen.“
Irgendwann gebe es dann keine Vereine mehr, fürchtet Päplow, „weil man die Zeichen der Zeit nicht früher erkannt hat.“ Alternativen gibt es kaum: Gaststätten haben heute keine Säle mehr, die für größere Veranstaltungen geeignet sind.
Einzige Ausweichmöglichkeit für die KG Kamperlings etwa wäre das Forum St. Hubert, „aber dort ist die Decke nicht so hoch wie im Kolpinghaus“, gibt Päplow zu bedenken. Heißt: „Für das Jahr 2025 sorgen wir schon vor und stellen ein Programm zusammen, das auch im Forum gezeigt werden könnte. Also keine großen Tanzgarden, die Hebefiguren über drei Etappen hochbauen.“
Doch auch wenn man nicht weiß, wie es mit dem Kolpinghaus weitergeht, soll nun am Samstag noch einmal die Weihnachtsparty dort gefeiert werden, „das hat doch Tradition in Kempen“, sagt Päplow, „das war immer eine schöne Sache.“ Eingeladen haben die Veranstalter dazu den Stimmungssänger Horst Kratz, Künstlername Horst Krefelder. Er wird sich auf die großen Hits aus dem Pop- und Schlagerbereich konzentrieren, gesungen auf Deutsch, Englisch und Italienisch – im Wechsel mit Nico und Kay, Sohn und Schwiegersohn, die als Kratzizelli-DJs auflegen.
Typische Weihnachtsmusik soll es bei der großen Weihnachtssause nicht geben, „ich habe zwar auch ein eigenes Weihnachtslied“, sagt Horst Krefelder, „aber wir sind dafür bekannt, dass wir Stimmung machen.“ Dass Familie Kratz gemeinsam den Saal im Kempener Kolpinghaus zum Beben bringen wird, davon ist der Sänger überzeugt: „Ich versuche immer, die Leute zu animieren. Und wenn sie nicht mitmachen, bleibe ich hartnäckig.“