Kempen: Mit Thomas durch die Stadt

Größter Sohn: Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Autors der „Nachfolge Christi“.

Kempen. Wie konnte es Thomas von Kempen schaffen, 91Jahre alt zu werden? Was macht ihn auch 537 Jahre nach seinem Tod so aktuell? Diese und viele andere Fragen beantwortete Georg Strasser, Vorsitzender des Thomas-Vereins, im Rahmen seiner Thomas-Führung am Sonntag. Rund 50Menschen aus Kempen und Umgebung nahmen daran teil.

Die hohe Zahl der älteren Teilnehmer schien den früheren Leiter des Thomaeums zu beunruhigen: "Hoffentlich sind hier keine Fußkranken dabei." Die Sorge sollte sich als unbegründet herausstellen.

Strasser verriet am Thomas-Denkmal im Schatten der Propsteikirche folgendes: "Das Monument ist 1901 eingeweiht worden - finanziert hatte es der erste Thomas-Verein, der sich anschließend auflöste."

Einen Steinwurf weit entfernt: der Ort, an dem das Geburtshaus von Thomas von Kempen stand. Direkt daneben wohnt Brigitta Kaiser. Sie ließ die Besucher in ihren Keller, in dem sich der Brunnen befindet, aus dem die Familie Hemerken - die Familie des berühmten Kempener Sohnes - ihr Wasser schöpfte. Dort, wo seit über 100 Jahren das Denkmal steht, dürfte der kleine Thomas einst gespielt haben.

"Was ich an Thomas von Kempen so brandaktuell finde, ist, was er mit Mystik bezeichnete", gab Georg Strasser zu verstehen. Das habe nichts mit Trance oder Gefühlsduselei zu tun, dieses unmittelbare Erleben von Gott. Und er erzählte, dass Thomas zwölf Jahre brauchte, um die Bibel abzuschreiben. Diese Tätigkeit, die für das Kloster sehr einträglich war, dürfte mit verantwortlich sein für sein langes Leben: "Er hatte das Recht, sich in der warmen Klosterküche aufzuhalten, damit die Finger nicht klamm wurden bei Kälte und Nässe", so Strasser.

Dann ging’s weiter zur Burse, dem ersten Schulhaus des Thomaeums. 1659 hatte die Stadt die Genehmigung erhalten, ein Gymnasium zu errichten, fünf Jahre später war das Gebäude bezugsfertig. Oben gibt es den Thomas-Saal. Sehenswert ist die Inschrift über der Eingangstür mit dem Chronogramm.

Im Kramer-Museum zeigte Hausherrin Elisabeth Friese ein Reliquien-Ostensorium (das ist ein Behälter, in dem ein geweihtes Andachtsbild hinter Glas aufbewahrt und zur Schau gestellt wird), das auch winzige Knochensplitter von Thomas in sich birgt.

Strasser machte auf ein Werk von Franz Kesseler aufmerksam, das im wahrsten Sinne des Wortes Vor-Bild für andere Künstler geworden ist. Auf der Empore gab es im Museum weitere Thomas-Werke zu sehen.

Georg Strasser führte die Gruppe auch hin zu seiner früheren Wirkungsstätte, dem Thomaeum. Dort erinnert neben dem Namen vor allem die Plastik des bekannten Büdericher Künstlers Ewald Mataré, oft als Thomas-Leuchter bezeichnet, an den großen Sohn Kempens. Der hatte mit seinem berühmten Buch von der Nachfolge Christi ein Werk geschrieben, das nach der Bibel das weltweit am meisten verbreitete christliche Buch ist.