Spielcafé: „Das Leben ist ernst genug“

Freizeit und Integration stehen im Mittelpunkt. Gemischte Gruppen brauchen feste Regeln, damit es nicht chaotisch wird.

Kaldenkirchen. Finster, stockfinster ist es im Keller. Dann ein Flackern, ein Glitzern, helles Licht blendet, Spiegel werfen grelle Blitze zurück, die verschluckt werden von schwarzen Wänden. Plötzlich dröhnt der Bass, stöhnt der Rhythmus - die Disko bebt. "Hier können die Besucher unter sich sein, mit ihrer Musik Spaß haben", lacht Elli Jongmanns, als sie die Technik vorführt. Und Spaß sollen sie haben, die jungen Leute im Spielecafé. Denn das Leben draußen ist hart und ernst genug.

Was sich oft auswirkt auf die pädagogische Arbeit im Jugendheim der evangelischen Kirchengemeinde Kaldenkirchen. "Die Disko im Keller wird nach Bedarf benutzt", erklärt Jongmanns, die zusammen mit Angelika Witte das Spielecafé leitet. Die regelmäßigen Angebote, die viele junge Besucher anlocken, die finden in den oberen Räumen statt.

(Elli Jongmanns, Leiterin)

Da gibt sich eine Mädchengruppe künstlerisch: Vivian, Maria und ihre Freundinnen töpfern, was der Lehm hält; Pinguine warten darauf, im Ofen gebacken zu werden. "Wenn sie was wird, verschenke ich die Figur", meint Maria. Die Mädchen kommen regelmäßig, lachen viel, flachsen mit Elli. 15 bis 20 Jahre alt ist die Kerngruppe im Spielecafé.

Die jungen Leute suchen dabei nicht nur Freizeitbeschäftigung: "Viele kommen mit ihren Probleme zu uns", erzählt Leiterin Jongmanns, "da sind wir als Pädagogen gefragt." Migrantenkinder, Hauptschüler ohne Ausbildungschance finden sich ein. Sind einerseits froh, an Spielgeräten Abwechslung zu finden, nutzen andererseits die Chance, sich an den Spielecafé-Computern im Internet über Jobs zu informieren.

Weil das Spielecafé die einzige offene Einrichtung als Anlaufstelle für Jugendliche in Kaldenkirchen ist, kommen recht gemischte Gruppen zusammen - für die Leitung, so Jongmanns, eine Herausforderung: "Da geht es natürlich um Integration. Fürs Mitein-ander sind dabei feste Regeln wichtig, damit’s nicht chaotisch wird." Gemeinsam kochen, gemeinsam essen zum Beispiel- das klappt nur im Team. Jongmanns: "So ein schönes Gruppenerlebnis sind manche sonst gar nicht gewohnt."

Bei den Jüngeren im Spielecafé hingegen sind Mahlzeiten und Hausaufgabenbetreuung etwas abgeebbt, seit es in Nettetal offene Ganztagsschulen gibt.

Abwechslungsreich also geht’s zu im Spielecafé. Weshalb Elli Jongmanns sagt: "Ich arbeite hier für mein Leben gern!" Allerdings wünscht sie sich "in der Bevölkerung mehr Interesse an dem, was Jugendliche bewegt, was wir hier im Spielecafé machen". Denn nicht alles spielt sich in der dunklen Disko im Keller ab.